Das Skispringen hat schon immer eine große Faszination ausgeübt. Sich aus großer Höhe von der Sprungschanze in die weit über 100 m lange Flugphase zu stürzen, erfordert großen Mut. Kraft und Technik sind die wichtigsten Komponenten, gefragt ist aber auch das Gefühl für den sekundenlangen Flug. Wenn die Springerin oder der Springer dann scheinbar regungslos den Hang hinabgleitet, hat dies zudem eine hohe ästhetische Qualität.
Waren es in den Anfängen zum Ende des 18. Jahrhunderts in Norwegen noch kleine Hüpfer über Holzstapel oder Schneehaufen, hat sich das Skispringen zu einem hochmodernen Sport entwickelt, der bei den Zuschauerinnen und Zuschauern extrem beliebt ist. Vor allem in Deutschland, wo hohe TV-Quoten an der Tagesordnung sind.
Besonders im Blickpunkt steht die Vierschanzentournee, die alljährlich über den Jahreswechsel in Deutschland (Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen) sowie Österreich (Innsbruck und Bischofshofen) stattfindet. Wer dieses Spektakel gewinnt, gehört in die Riege der ganz Großen seiner Zunft. Als erster Springer überhaupt schaffte es Sven Hannawald in der Saison 2001/02, alle vier Springen für sich zu entscheiden.
Das Skispringen gehört seit Beginn der Olympischen Spiele 1924 zum Programm, zunächst nur mit einem Springen von der Normalschanze. 1964 kam der Wettbewerb von der Großschanze dazu, 1988 folgte das Mannschaftsspringen. Die Frauen betraten die olympische Bühne 2014 in Sotschi, erste Olympiasiegerin wurde Carina Vogt aus Schwäbisch Gmünd. In Peking folgte das Mixed-Teamspringen mit jeweils zwei Frauen und Männern.
Zu einem packenden Wettbewerb entwickelte sich das Teamspringen der Männer. Hier kam es 2002 in Salt Lake City nach einem sportlichen Krimi zur knappsten aller möglichen Entscheidungen. Sven Hannawald, Stephan Hocke, Michael Uhrmann und Martin Schmitt gewannen dabei mit einem Zehntelpunkt Vorsprung vor Finnland (974,1:974,0). Diese 0,1 Punkte waren nach acht Sprüngen umgerechnet weniger als zehn Zentimeter!
Sven Hannawald, Martin Schmitt und Jens Weißflog sind nur zwei große Namen des deutschen Skispringens. Helmut Recknagel war 1960 der erste deutsche Olympiasieger, Andreas Wellinger und Karl Geiger sorgen in der jüngeren Vergangenheit für die Schlagzeilen.
Beim Springen gehen die Frauen und Männer in allen Wettbewerben jeweils in die Anlaufspur. Die Note setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen: der Weite, der Qualität des Fluges sowie der Landung. Die elegante und auch besser bewertete Landung ist der Telemark, benannt nach der gleichnamigen norwegischen Provinz, wobei die Springerin oder der Springer mit einem Ausfallschritt aufsetzt und ein Bein deutlich mehr gebeugt ist. Bei der so genannten Haferllandung werden die Skier dagegen parallel in den Schnee gesetzt. Dies führt zu Punktabzügen.
Gesprungen wird bei den Männern inzwischen von der Großschanze, es gibt aber weiterhin Konkurrenzen von der Normalschanze. Bei den Frauen ist es umgekehrt. Zusätzlich gibt es Springen von den Flugschanzen. Beim Skifliegen werden Weiten von über 250 Metern erzielt. Der Weltrekord steht seit 2017 bei 253,5 Metern, erzielt vom Österreicher Stefan Kraft im norwegischen Vikersund.
Diese Weiten wären ohne eine Revolution Anfang der 90er Jahre nicht erzielt worden. Der Schwede Jan Boklöv sorgte mit seinem V-Stil im Weltcup für großes Aufsehen. Da diese Technik aber nicht den Regeln entsprach, die parallel geführte Skier in der Luft vorschrieben, erhielt der Pionier zunächst große Punktabzüge. Dies änderte sich, als bis 1992 nahezu alle Konkurrenten den V-Stil übernahmen und ihn damit salonfähig machten.
Peking 2022
.
Deutsche Medaillen
Jahr | Gold | Silber | Bronze | Total |
---|---|---|---|---|
Total | 9 | 10 | 6 | 25 |
1956 | 0 | 0 | 1 | 1 |
Harry Glaß
|
Spezialspringen | |||
1960 | 1 | 0 | 0 | 1 |
Helmut Recknagel
|
Spezialspringen | |||
1972 | 0 | 0 | 1 | 1 |
Rainer Schmidt
|
Großschanze Herren | |||
1976 | 1 | 1 | 1 | 3 |
Hans-Georg Aschenbach
|
Normalschanze Herren | |||
Jochen Danneberg
|
Normalschanze Herren | |||
Henry Glaß
|
Großschanze Herren | |||
1980 | 0 | 1 | 0 | 1 |
Manfred Deckert
|
Normalschanze Herren | |||
1984 | 1 | 1 | 0 | 2 |
Jens Weißflog
|
Normalschanze Herren | |||
Jens Weißflog
|
Großschanze Herren | |||
1994 | 2 | 0 | 1 | 3 |
Jens Weißflog
|
Großschanze Herren | |||
Jens Weißflog
Christof Duffner
Hansjörg Jäkle
Dieter Thoma
|
Großschanze Mannschaft Herren | |||
Dieter Thoma
|
Normalschanze Herren | |||
1998 | 0 | 1 | 0 | 1 |
Dieter Thoma
Sven Hannawald
Hansjörg Jäckle
Martin Schmitt
|
Großschanze Mannschaft Herren | |||
2002 | 1 | 1 | 0 | 2 |
Sven Hannawald
Martin Schmitt
Stephan Hocke
Michael Uhrmann
|
Großschanze Mannschaft Herren | |||
Sven Hannawald
|
Normalschanze Herren | |||
2010 | 0 | 1 | 0 | 1 |
Martin Schmitt
Michael Uhrmann
Michael Neumayer
|
Großschanze Mannschaft Herren | |||
2014 | 2 | 0 | 0 | 2 |
Normalschanze Frauen | ||||
Großschanze Mannschaft Herren | ||||
2018 | 1 | 3 | 0 | 4 |
Normalschanze Herren | ||||
Normalschanze Frauen | ||||
Großschanze Herren | ||||
Großschanze Mannschaft Herren | ||||
2022 | 0 | 1 | 2 | 3 |
Normalschanze Frauen | ||||
Großschanze Herren | ||||
Großschanze Mannschaft Herren |