In unserer Geschichtsstunde blicken wir wöchentlich auf einen historischen Moment der deutschen Olympia-Geschichte. Heute: Doppel-Gold von Skirennfahrer Markus Wasmeier bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer.
Vor wenigen Tagen hat Felix Neureuther das erste Ski-alpin-Rennen der neuen Saison gewonnen. Damit steht nun übrigens auch sein erster Sieg als Vater in den Geschichtsbüchern. Für uns ist diese Leistung also auf jeden Fall Grund genug, uns noch einmal an einen ganz großen deutschen Skirennfahrer zu erinnern: Markus Wasmeier, den Magier aus Schliersee, der 1994 in Norwegen gleich zweimal ganz oben auf dem Podium stand.
Irgendwie zeichnete sich doch schon früh ab, dass Markus Wasmeier auf Skiern bestens aufgehoben ist. Bereits im Alter von zwei Jahren stand er erstmals auf den Brettern, schon drei Jahre später gewann er sein erstes Schülerrennen. Der Auftakt zu einer großen Karriere, die mit seinem Weltcup-Debüt im Februar 1983 langsam Fahrt aufnehmen sollte, denn bereits zwei Jahre später, 1985, gewann Wasmeier Gold im Riesenslalom bei den Ski-Weltmeisterschaften in Bormio. Bis Markus Wasmeier aber auch bei Olympischen Spielen ganz oben auf dem Treppchen stand, dauerte es noch ein Weile. 1988 in Calgary und 1992 in Albertville sollte es einfach nicht mit einer Medaille funktionieren, wobei er sie als Viertplatzierter in der Abfahrt 92 nur denkbar knapp verpasst hat.
1994 in Lillehammer sollte das anders sein. Mit seinen damals 30 Jahren und den sich zuletzt häufenden unterdurchschnittlichen Ergebnissen wurde er zunächst mehr als „Oldie“ verspottet und auch ein enttäuschender 36. Platz in der Abfahrt trug nicht gerade dazu bei, vielleicht doch noch an ein gutes Ergebnis zu glauben. Warum auch nicht? Schließlich zählte der Magier vom Schliersee bei den Spielen zuvor immer zu den Favoriten, vielleicht hatte er jetzt als „Außenseiter“ eine Chance.
Diese Chance sollte er bekommen, als der Sieger im Super-G in Kvitfjell eigentlich schon feststand. Denn der US-Amerikaner Tommy Moe, der zuvor bereits die Abfahrt gewinnen konnte, legte die bislang beste Zeit hin und hatte sich im Zielbereich bereits von den Zuschauern für die starke Zeit von 1:32,61 Min. feiern lassen. Doch er hatte die Rechnung oder Markus Wasmeier gemacht, der noch oben stand und in diesem Moment sein Rennen begann und schließlich die Siegesfeier von Moe störte, in dem er ihm in 1:32,53 Min. doch noch Gold entriss. Fassungslosigkeit machte sich breit: Der „Oldie“, der immer an sich geglaubt hatte, hat es geschafft. Nach seinem WM-Sieg 1985 stand er nun auch bei Olympischen Spielen ganz oben. Erstmals seit 1936 übrigens, als Franz Pfnür die Kombination gewann.
Doch das war längst nicht alles, eine weitere Disziplin stand ja noch aus - der Riesenslalom. Genau die Disziplin also, in der er 1985 seinen WM-Titel gewann. Markus Wasmeier schätze die Situation zu diesem Zeitpunkt richtig ein, als er feststellte, dass er nichts zu verlieren habe. Im Gegenteil: nun konnte er nur noch gewinnen. Das tat er - gewinnen. Mit zwei Hundertstelsekunden Vorsprung auf den Schweizer Urs Kälin, der das Ziel nach 2:52,48 Min. erreichte. Dritter wurde der Österreicher Christian Mayer. Markus „Wasi“ Wasmeier holte sich damit Gold im Doppelpack. Und das, obwohl er ausgerechnet im Weltcup noch nie hat einen Riesenslalom gewinnen können. Manchmal werden bei Olympia eben besondere Geschichten geschrieben. Und noch häufiger werden dort Karrieren gekrönt. So auch in diesem Fall.
Nach dem Ende der eher mäßigen Weltcupsaison beendete der Doppel-Olympiasieger auch seine aktive Karriere. Zum Jahresende wurde Wasmeier dann noch als erster männlicher Skirennläufer zum Sportler des Jahres gewählt. Seinem Sport blieb er aber immer verbunden, sodass er von der Saison 1993/94 bis zum Jahr 2014 als Experte bei der ARD tätig gewesen ist. Zuletzt sah mal Wasmeier übrigens als Spielleiter in der zweiten Staffel von „Ewige Helden“ auf VOX.
Nun liegt es als bei anderen Skirennfahrern, erneut Geschichte zu schreiben. Dafür werden Felix Neureuther und Co sicher auch in diesem Winter wieder alles geben. Wir drücken auf jeden Fall die Daumen.