Drama um Kristina Vogel: Die zweimalige Bahnrad-Olympiasiegerin ist beim Training in Cottbus verunglückt und hat dabei eine schwere Wirbelsäulenverletzung erlitten. Das gab der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) am Dienstagabend bekannt. Die 27-Jährige wird im Unfallkrankenhaus Berlin intensiv medizinisch betreut.
Die Erfurterin war bei voller Geschwindigkeit mit einem Fahrer kollidiert, der sich ebenfalls auf der Radrennbahn befand. Die elfmalige Bahn-Weltmeisterin wurde anschließend mit einem Rettungshubschrauber nach Berlin geflogen und sollte dort operiert werden. "Wir machen uns große Sorgen um Kristina", wurde der schockierte Bahnrad-Bundestrainer Detlef Uibel in der Lausitzer Rundschau zitiert.
In Cottbus wird auf einer Betonpiste gefahren, es ist kein modernes Holzoval. Vogelsoll, so berichtet die Rundschau, den anderen Fahrer, der einen stehenden Start übte, übersehen haben. In dieser Woche soll auf der Radrennbahn in der Lausitz der jährlich ausgetragene traditionsreiche "Große Preis von Deutschland" stattfinden.
Vogel hatte vor zwei Jahren bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro das Sprintturnier gewonnen, dabei war ihr im entscheidenden Gold-Lauf kurz vor der Ziellinie der Sattel abgebrochen. Im Teamsprint hatte sie vier Jahre zuvor in London an der Seite von Miriam Welte (Kaiserslautern) triumphiert. "Ich bin fassungslos. Das darf einfach nicht wahr sein. Ich hoffe, es wird alles wieder gut", sagte Welte (31) der Bild-Zeitung.
2009 mit gerade 18 Jahren war Vogel beim Training auf der Straße schwer verunglückt. Damals hatte ihr ein Kleintransporter die Vorfahrt genommen, sie knallte in die Seite des Fahrzeugs und erlitt dabei schlimme Verletzungen. Vogel verlor sechs Zähne, brach sich den Kiefer und vier Handwurzelknochen. Außerdem hatte sie eine leichte Gehirnblutung und gebrochene Brustwirbel. Im Krankenhaus wurde Vogeldamals zwei Tage in ein künstliches Koma versetzt.
Nach dem Unfall musste Vogel vor Gericht lange gegen das Land Thüringen um Schmerzensgeld streiten, weil der Unfallbeteiligte ein Polizist im Dienst gewesen war. Erst 2014 bekam sie ein Schmerzensgeld von 92.000 Euro zugesprochen. Erinnerungen an das Unglück hat Vogel nicht, auch dies war ein Grund, weswegen sie schon neun Monate danach wieder ein Rennen fuhr.
"Als ich wieder einigermaßen bei mir war, waren die ersten Fragen, die mir durch den Kopf gingen: In welchem Krankenhaus liege ich? Ist meine Steuererklärung fertig? Kriege ich ein neues Fahrrad? Ich wollte und wollte und wollte, so schnell es ging, wieder Fahrrad fahren", erzählte Vogel einmal in einem ZEIT-Interview. 2012 holte sie dann gemeinsam mit Welte in Melbourne ihre erste WM-Goldmedaille.
Der Kampfgeist ist neben ihrem unerschütterlichen Optimismus und der ansteckenden guten Laune eines ihrer Markenzeichen. Inzwischen zählt Vogel zu den erfolgreichsten Sportlern, die Deutschland derzeit hat. Mit ihrem elften WM-Titel im März im niederländischen Apeldoorn zog die gebürtige Kirgisin mit der australischen Rekordhalterin Anna Meares gleich.
Quelle: SID