Peking 2022

Slalom "brutal": Straßer sucht die "goldene Mitte" auf dem Idiotenhügel

Linus Straßer geht als Medaillenkandidat in den Olympia-Slalom. Doch nirgendwo ist das Feld der Anwärter größer.

Autor: DOSB
2 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 15. Februar 2022

Linus Straßer und die "Eisfluss"-Piste, das war keine Liebe auf den ersten Blick. Der Hang, auf dem er im Slalom als erster deutscher Skirennläufer seit dem Doppel-Gold von Markus Wasmeier 1994 eine Olympia-Medaille gewinnen möchte, sei ja "augenscheinlich relativ einfach", sagt der Münchner - doch das mache sein Vorhaben gerade so kompliziert.

Der "Ganslern" in Kitzbühel, das "Chuenisbärgli" in Adelboden oder die "Planai" in Schladming, wo Straßer die Olympia-Generalprobe gewann, verlangen den Slalom-Assen Jahr für Jahr alles ab. Dagegen ist die eigens für die Spiele von Peking in den Berg gehauene Piste in Yanqing ein, mit Verlaub: Idiotenhügel. Weil das so ist, "läuft man Gefahr", sagt Straßer, "dass man zu viel will und überpowert", es also übertreibt.

Was dann passieren kann, mussten er und DSV-Hoffnung Alexander Schmid schon im Riesenslalom bitter erfahren. Ein kleiner Fehler - und zack: Aus, Ende aller Medaillenträume. Straßer sucht deshalb "die goldene Mitte zwischen ganz sauber Skifahren, aber trotzdem noch den rechten Fuß auf dem Gaspedal haben".

Das werden auch die anderen Topfahrer tun, von denen es im Slalom mehr gibt als in allen anderen Disziplinen. "Das ist im Moment der brutalste Wettbewerb", sagt DSV-Alpinchef Wolfgang Maier. In sechs Saisonrennen gab es sechs verschiedene Sieger, nur vier Rennläufer standen zweimal auf dem "Stockerl", darunter Straßer. Der prophezeit ein "sehr enges Rennen" für Mittwoch (10.15/13.45 Uhr OZ, 3.15/6.45 Uhr MEZ), "es wird hart zur Sache gehen".

Umso entscheidender sei, sagt Straßer, dass "man extrem bei sich sein muss". Also auf sein Können und Material vertraut, auf über Jahre erlernte Muster. Er nennt das "meinen Stiefel fahren". Diese innere Ruhe hat Straßer erst im vergangenen Winter gefunden. Seither löst er das große Versprechen endlich ein, als das er immer gegolten hatte.

Jetzt, mit 29 Jahren, hat er die Chance seines Lebens. Wie damit umgehen? "Es wäre die große Kunst", sagt er, den Olympia-Slalom "anzugehen wie jedes andere Rennen."

Falls es klappt, könnte es zwischen Linus Straßer und der "Eisfluss" doch noch eine Liebesbeziehung werden - dann halt auf den zweiten Blick.

 

Quelle: DOSB, SID