Peking 2022

Snowboarderin Morgan und die Angst vor dem Sturz

Die Snowboarderin Annika Morgan kämpft in Peking nicht nur um Medaillen, sondern auch gegen die Angst. Die Furcht vor einem schweren Sturz ist stets präsent.

Autor: DOSB
2 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 03. Februar 2022

Das Adrenalin schießt durchs Blut, die bösen Gedanken werden intensiver, das Herz rast: Annika Morgan springt trotzdem. Meterhoch fliegt die Snowboarderin durch die Luft, dreht und überschlägt sich - und atmet nach der Landung auf dem Schnee von Zhangjiakou erst mal tief durch. Die 19-Jährige kämpft bei den Olympischen Spielen nicht nur um Medaillen - sondern auch gegen die Angst.

"Manchmal kommen schlimme Gedanken in meinen Kopf, wie ich beim Sprung verkante und auf den Kopf falle", gesteht Morgan im SID-Interview. Die Furcht sei zwar "nicht so groß, dass ich mich nicht trauen und heulen würde", sagt sie: "Aber ich versuche das auszublenden, sonst bekomme ich nur mehr Angst."

Vor den ersten Qualifikations-Läufen im Slopestyle am Samstag (3.45 Uhr MEZ) wird sich die Miesbacherin deshalb wieder mit brummender Techno-Musik ablenken. Das klappte wenige Wochen vor ihren ersten Winterspielen erstaunlich gut: Bei den prestigeträchtigen Laax Open ließ Morgan als Dritte aufhorchen, im Big Air schaffte sie es zudem mit einem dritten Platz im Dezember als erste Deutsche auf ein Weltcup-Podium.

In China würde sie "schon gerne ins Finale kommen. Es ist mein Traum, eine Medaille zu gewinnen", sagt Morgan. Druck macht sie sich aber nicht: "Im Endeffekt sollte es mir egal sein, denn es ist nur Snowboarden und ein Wettkampf. Ich bin ja nur da, um Spaß zu haben."

Bei ihrem Aufstieg in die Weltspitze halfen ihr auch die Erfahrungen aus dem Eiskunstlauf. Bis zu ihrem 13. Lebensjahr stand Morgan auf dem Eis, "aber die Wettkämpfe haben mir gar keinen Spaß gemacht", sagt sie: "Ich hatte immer Angst, dass ich meine Kür vergesse, sodass ich, kurz bevor ich laufen musste, geheult habe und Panik hatte."

Beim Snowboarden sei das "ganz anders". Oft überlegt sich Morgan erst einen Tag vor dem Wettkampf, welche Tricks sie zeigen will. "Ich mach alles spontan", sagt die Oberbayerin, die sich im Slopestyle wohler fühlt, obwohl "ich immer besser" im Big Air war.

Und nach Olympia? "Weniger Wettkämpfe, weil ich einfach mal wieder nur für mich snowboarden will", sagt Morgan, die "in irgendeiner Stadt die Geländer fahren" und daraus "einen Film machen" möchte. Sie liebäugelt aber auch mit einem ganz anderen Karriereschritt. "Ich würde gerne in der Fashion-Industrie arbeiten. Ich liebe Mode über alles", sagt sie. 

Erst einmal will sie aber in Peking sportlich für Aufsehen sorgen.

 

Quelle: DOSB, SID