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5-Punkte-Plan für „Chancengleichheit in Rio“

Auf dem Olympia-Gipfel am Dienstag (21. Juni) in Lausanne verabschiedete das Internationale Olympische Komitee (IOC) einen 5-Punkte-Plan für „Chancengleichheit in Rio“.

Autor: DOSB
4 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 22. Juni 2016

Auf dem Olympia-Gipfel am Dienstag (21. Juni) in Lausanne verabschiedete das Internationale Olympische Komitee (IOC) einen 5-Punkte-Plan für „Chancengleichheit in Rio“.

Der Schutz sauberer Athleten sowie der Anti-Doping-Kampf haben für das Internationale Olympische Komitee (IOC), die internationalen Fachverbände und die Nationalen Olympischen Komitees (NOKs) weiterhin oberste Priorität. Das geht aus der gemeinsamen Erklärung hervor, die das IOC nach dem Olympia-Gipfel veröffentlichte. Dies beinhalte eine Null-Toleranz-Politik bezüglich Dopings, weshalb jährlich rund eine halbe Millarde US Dollar ausgegeben werden und rund 300.000 Doping-Tests durchgeführt werden sollen.

IOC-Präsident Thomas Bach erläuterte nach dem Treffen auch Konsequenzen aus den festgestellten Mängeln bei der Dopingbekämpfung in Russland und Kenia. Danach benötigen Sportler aus beiden Ländern für ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) die Freigabe durch die internationalen Fachverbände ihrer Sportarten. Zu den Kriterien, so Bach, gehörten Dopingtests durch anerkannte und bestätigte Institutionen außerhalb der beiden Staaten.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) habe die nationalen Anti-Doping-Organisationen (NADOs) aus Kenia, Russland und Spanien als „non-compliant“ erklärt – sie halten die Vorgaben des Welt-Anti-Doping-Codes aus verschiedenen Gründen nicht ein, heißt es in der Erklärung. Die Nichteinhaltung der spanischen NADO habe verwaltungstechnische Gründe und beeinflusse nicht das Dopingkontrollsystem.

In Hinblick auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen sei es nun Aufgabe der internationalen Fachverbände, über die Teilnahmeberechtigung der Athleten zu entscheiden, insbesondere in Bezug auf Doping-Fragen. Ausschließlich die NOKs könnten Athleten zu den Olympischen Spielen entsenden, indem sie solche aus dem Pool der von den internationalen Fachverbänden berechtigten Athleten auswählten.

Um die bisherigen Maßnahmen zu stärken, die Chancengleichheit für alle sauberen Athleten sicherzustellen, die an den Olympischen Spielen 2016 in Rio teilnehmen, hatte das IOC den Olympic Summit einberufen. Dabei wurden Fragen diskutiert, die sich – insbesondere zur Balance zwischen kollektiver Verantwortlichkeit und individueller Gerechtigkeit – auf die Teilnahmeberechtigungen der Athleten auswirken. In diesem Zusammenhang, so die Erklärung, verfügten weder das IOC, noch die internationalen Fachverbände oder die NOKs über vollen Ermessensspielraum. Dieses Prinzip sei vom Internationalen Sportgerichtshof (CAS) angewandt worden, als es eine Regel des IOC, welche gedopte Athleten von den nächsten Olympischen Spielen ausgeschlossen hätte (Osaka Regel), für nichtig erklärte.

Als Ergebnis habe sich der Olympia-Gipfel einstimmig auf folgende Maßnahmen verständigt:

  1. Vollumfängliche Anerkennung der Entscheidung des IAAF-Council in Hinblick auf die besondere Situation in der russischen Leichtathletik, wie im Bericht der IAAF Task Force skizziert. Der Olympic Summit schätzt die Anerkennung der „enormen Anstrengungen und Professionalität des Russischen Olympischen Komitees“ seitens der IAAF, das zu „wesentlichen Fortschritten bei der Erfüllung der Prüfkriterien“ geführt habe.
  2. Die internationalen Fachverbände und die NOKs werden alle Anstrengungen unternehmen, um gedopte Sportler von den Olympischen Spielen fernzuhalten. Dabei sei es insbesondere erforderlich, dass die internationalen Fachverbände rasche Maßnahmen ergriffen, um alle Athleten zu suspendieren, die im Zuge der Nachtests der Olympischen Spiele 2008 in Peking und 2012 in London gegen die Anti-Doping-Regeln verstoßen haben.
  3. Alle NOKs sowie internationalen Fachverbände sollten nicht nur gedopte Athleten, sondern auch deren Trainer, Funktionäre und Ärzte oder andere verwickelte Personen sanktionieren. Außerdem sollten sie für Personen, die derzeit in Anti-Doping-Verstöße verwickelt sind, keine Akkreditierung beantragen. Das IOC werde geeignete Maßnahmen zum gleichen Zweck ergreifen.
  4. Aufgrund der WADA-Erklärung, dass Kenia und Russland dem Welt-Anti-Doping-Code nicht einhalten, und der damit verbundenen Vorwürfe hält der Olympic Summit die „Unschuldsvermutung“ der Athleten für erheblich in Frage gestellt. Infolgedessen sollte jeder internationale Fachverband auf individueller Basis über die Teilnahmeberechtigung der Athleten entscheiden, um Chancengleichheit in der jeweiligen Sportart zu gewährleisten. In diesem Entscheidungsprozess sollte das Fehlen einer positiven Dopingprobe nach dem nationalen Verfahren für die internationalen Fachverbände nicht ausschlaggebend sein. Dies bedeute, dass der jeweilige internationale Fachverband andere zuverlässige, adäquate Testverfahren zusätzlich zu den nationalen Anti-Doping-Testverfahren berücksichtigen sollte. Diese Entscheidung über die „Chancengleichheit“ in jeder der verschie-denen Sportarten und über die Teilnahmeberechtigung, einschließlich der nationalen Mitgliedsverbände, sollte von jedem internationalen Fachverband unter Berücksichtigung aller besonderen Umstände in den jeweiligen nationalen Fachverbänden, aller verfüg-baren Beweismittel, des Welt-Anti-Doping-Codes und der speziellen Regeln der jeweiligen Sportart getroffen werden.
  5. Zur vollumfänglichen Überprüfung des Anti-Doping-Systems soll die WADA 2017 eine „außerordentliche Weltdopingkonferenz“ (Extraordinary World Conference on Doping) einberufen. Der Olympic Summit werde am 8. Oktober 2016 weitere Maßnahmen vorschlagen, die auf dieser Konferenz debattiert werden. Vor allem werde die Forderung des Olympic Summit vom 17. Oktober 2015 bekräftigt, das gesamte Anti-Doping-System vom Sport unabhängig zu gestalten.

Opens external link in new windowWeitere Informationen und der vollständige englische Text der Erklärung finden sich online.

(Quelle: IOC)

Mitglieder des IOC beraten beim Gipfel in Lausanne über den 5-Punkte-Plan. Foto: picture-alliance