Die Olympischen Jugendspiele zu Gast im norwegischen Lillehammer: Ein fröhliches und unkompliziertes Wohlfühl-Event in Zeiten erhöhter Sicherheit, schwärmt Autor Tim Zillmer.
Die Olympischen Jugendspiele zu Gast im norwegischen Lillehammer: Ein fröhliches und unkompliziertes Wohlfühl-Event in Zeiten erhöhter Sicherheit, schwärmt Autor Tim Zillmer.
Die Olympischen Spiele von Lillehammer gelten als legendär. Immer wieder werden sie als die schönsten Winterspiele bezeichnet, als die mit dem großartigsten Flair, als Wintermärchen. Vom 12. bis 21. Februar empfing die norwegische Stadt eine neue Generation Olympioniken, die 1994 noch nicht einmal geboren war, zu den Olympischen Jugendspielen.
Sportler wie Betreuer konnten in diesen Tagen von Lillehammer ein Gefühl dafür bekommen, warum die Spiele von 1994 als so herausragend gelten. Sie konnten erahnen, was die Sporthelden von damals ins Schwärmen bringt – es ist den Norwegern auch 2016 gelungen.
Unaufgeregt, der Situation und den Jugendspielen angemessen, schufen die norwegischen Macher ein Wohlfühl-Event, das nicht mit übertriebenen Sicherheitsmaßnahmen und Vorschriften belastet wurde. Fröhlich und unkompliziert trafen die Norweger jederzeit genau den richtigen Ton für Olympische Jugendspiele. Zudem brachten sie die Jugendspiele zu den Menschen.
Das war keine abgeschottete Sportveranstaltung, jeder konnte dabei sein. Ob bei den Wettkämpfen als Zuschauer, bei den zahlreichen künstlerischen Darbietungen und Konzerten, den „Try the Sport“-Angeboten an den Wettkampfstätten oder den Aktivitäten im „Sjogg Park“ mitten in Lillehammer – es waren auch Spiele für die Bevölkerung.
Diese Jugendspiele haben gezeigt, wie sich ein Großereignis auch in Zeiten, in denen alle besonders um Sicherheit besorgt sind, ein familiäres Flair bewahren kann. Ablauf und Organisation waren dennoch perfekt, keine Klagen waren zu hören im Olympischen Dorf und an den Wettkampfstätten. Gute Planung, Hilfsbereitschaft und im Zweifelsfall die nötige Flexibilität in der Umsetzung ließen die Jugendspiele von Lillehammer für alle Beteiligten zu einem einmaligen, unvergesslichen Erlebnis werden.
Olympische Jugendspiele lassen den Athleten Freiheiten. Unbelastet und mit jugendlicher Neugier können sie alle Aspekte der Spiele entdecken, trotz Wettkampf-Fokus. Das gilt es zu bewahren. Das IOC setzt bei den Olympischen Jugendspielen auf eine Mischung aus Leistungssport, Kultur und Bildung. Das ist gut und richtig. In Lillehammer ist man dem richtigen Mischverhältnis aller drei Aspekte einen Schritt näher gekommen. Dennoch, die Bereiche Kultur und Bildung müssen weiter gestärkt werden.
Denn eine Tendenz ist deutlich auszumachen: Für die nationalen olympischen Komitees und die nationalen Fachverbände rückt der Leistungssportaspekt verstärkt in den Vordergrund. Das ist verständlich und vermutlich auch essentiell für das Überleben der Jugendspiele. Das ursprünglich angestrebte 50/50-Verhältnis in der Bedeutung von Sport und Kultur war nie realistisch.
Das IOC darf sich allerdings nicht von NOKs und Verbänden überholen lassen. Sonst besteht die Gefahr, dass die Olympischen Jugendspiele sich tatsächlich früher oder später zu einer reinen U18-Ausgabe der „großen“ Spiele entwickeln. Es wäre schade um ein großartiges Konzept, das für die jungen Athleten weit mehr bereit hält als Gold-, Silber- und Bronzemedaillen. Durch kulturellen Austausch, Bildungsangebote und internationale Freundschaften lernen die Athleten für das Leben, entwickeln ihre Persönlichkeit. Sie nehmen eine große Portion Motivation für ihre weitere Laufbahn mit und auch die, die es nicht zu den Olympischen Spielen schaffen, können die Olympischen Werte als Multiplikatoren in die Welt tragen. Neben dem sportlichen Wettkampf sollten auch dies Anliegen der Jugendspiele bleiben.
Zuletzt verdeutlichten die Tage von Lillehammer aber auch die dramatische Expansion der Olympischen Spiele in den letzten zwei Jahrzehnten. Es scheint absolut unvorstellbar, dass Olympische Spiele der Dimension von Sotschi oder Vancouver im beschaulichen, idyllischen Lillehammer ausgetragen würden.
Warum gelten die Olympischen Spiele von 1994 als so besonders? Vielleicht ja, weil sie diesen Jugendspielen von 2016 ähnelten. Auch die „großen“ Spiele dürfen von den „kleinen“ lernen.
(Autor: Tim Zillmer)
In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier als DOSB-Blog veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.
Auch die großen Olympischen Spiele dürfen von den kleinen Jugendspielen lernen. Foto: DOSB