Azize Nimani (Karlsruher SC/bis 54 kg) bei den Frauen sowie Hamza Touba (SG Kaarst/bis 52 kg) und Kastriot Sopa (VfL Neckargartach/bis 64 kg) bei den Männern verloren ihre Halbfinals. Trotzdem war Michael Müller, Sportdirektor des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV), hochzufrieden: „Alle Athleten haben auf Weltniveau gekämpft. Wir haben damit einen weiteren Schritt Richtung absoluter Weltspitze gemacht. Gerade Azize und Hamza haben auf Augenhöhe geboxt. Wir sind extrem zufrieden mit den sportlichen Leistungen am heutigen Tag. Das Trainer- und Betreuerteam hat exzellente Arbeit geleistet.“
Besonders eng ging es im Kampf von Leichtgewichtlerin Azize Nimani zu. Alle drei Runden gestaltete die Sportsoldatin offen. Letztlich unterlag sie aber gegen die Italienerin Mariza Davide 1:2. „Ich hatte meiner Mutter Gold versprochen, das ärgert mich am meisten. Ich habe so viel trainiert, das ist jetzt echt schwer“, sagte die 24-Jährige, ließ sich aber nicht entmutigen: „Rio 2016 und Tokio 2020 – das wäre auch etwas.“
„Als Sportler bist Du nie zufrieden, außer wenn Du Gold gewinnst. Aber natürlich ist es gut, eine Medaille von den 1. Europaspielen mitzunehmen“, meinte Fliegengewichtler Touba nach seiner 0:3-Niederlage gegen den vom Heimpublikum frenetisch angefeuerten Aserbaidschaner Elvin Mamishzada. Anschließend wurde er grundsätzlich: „Ich bin froh, dass mein Vater mich zum Sport gebracht hat, damals eigentlich nur, damit ich abends besser schlafen kann. Es hat mich durch das Training, die Selbstdisziplin und den Respekt vor dem Gegner zu einem besseren Menschen gemacht. Ich sage den Jungs: Macht Sport, geht weg von der Straße, Straße ist nicht gut, Sport ist gut für Euch, am besten natürlich Boxen.“
Für Kastriot Sopa war der an Nummer eins gesetzte Italiener Vincenzo Mangiacapre an diesem Tag zu stark. 0:3 endete der Kampf. „Als ich nach der ersten Runde gehört hatte, dass sie die für den Italiener gewertet haben, wusste ich schon wo's langgeht. Und dann habe ich ihn nicht mehr zu fassen bekommen, der war permanent im Rückwärtsgang“, meinte der Leichtweltergewichtler, zeigte sich aber keinesfalls unzufrieden: „Auf Bronze bin ich trotzdem stolz. Und man sieht sich ja immer zweimal.“
Touba und Sopa müssen nun hoffen, dass ihre Halbfinal-Bezwinger das Turnier für sich entscheiden, denn nur dann erhält das deutsche Duo auch ein Ticket für die Box-WM in Katar (5. bis 18. Oktober). Der Halbfinalverlierer gegen den späteren Silbermedaillengewinner muss dagegen bei der WM zuschauen.
Bereits am Vortag hatte Sarah Scheurich (BC Traktor Schwerin/bis 75 kg) in einer Wiederholung des Vorjahres-EM-Finales gegen Europameisterin Nouchka Fontijn verloren und war damit wie ihre drei Teamkollegen heute Bronzemedaillengewinnerin geworden. Die letzte Finalchance hat am Freitag Leichtgewichtlerin Tasheena Bugar (Karlsruher SC/bis 60 kg), die es um 9.30 Uhr MESZ mit Estelle Mossley aus Frankreich zu tun bekommt.
(Quelle: DOSB)
Hamza Touba (r.) gratuliert nach dem Halbfinale seinem siegreichen Kontrahenten und freut sich über Bronze.