Wie schon in Pyeongchang 2018 werden auch bei den Olympischen Winterspielen in Peking keine Profis aus der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL auflaufen. Leon Draisaitl bleibt wieder nur der Blick auf den Fernseher.
eon Draisaitl hat davon geträumt, Olympische Winterspiele "endlich mal" miterleben zu können - doch es wird schon wieder nichts. Wie 2018 in Pyeongchang werden auch in Peking keine Eishockey-Cracks aus der NHL auflaufen, das gab die nordamerikanische Profiliga gemeinsam mit der Spielergewerkschaft NHLPA am Mittwoch bekannt.
Draisaitl reagierte mit Enttäuschung und Verständnis, auch weil die Entwicklung abzusehen war. "Ein olympisches Turnier mit den besten Spielern der Welt wäre etwas Besonderes gewesen", sagte der Ausnahmestürmer, "gerade auch vor dem Hintergrund, dass die letzte Teilnahme der NHL-Spieler schon acht Jahre zurückliegt."
Er sei sich aber sicher, dass die Nationalmannschaft auch ohne die Profis aus Nordamerika "wieder ein sehr gutes Turnier spielen wird. Auf jeden Fall wünsche ich den Jungs viel Erfolg und werde ihnen die Daumen drücken."
"Wir haben so lange wie möglich mit dieser Entscheidung gewartet", hatte Commissioner Gary Bettman zuvor mitgeteilt, die NHL habe "alle verfügbaren Optionen geprüft, um unseren Spielern die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen zu ermöglichen". Doch dies sei "angesichts der tiefgreifenden Unterbrechung des Hauptrundenspielplans durch die jüngsten Ereignisse in Zusammenhang mit Corona leider nicht mehr möglich".
Zuletzt war eine Coronawelle über die NHL hinweggebraust, mehr als 130 Profis und Trainer wurden positiv getestet, 50 Spiele abgesagt, die Weihnachtsunterbrechung vorgezogen. Die eigentlich geplante Olympiapause (6. bis 22. Februar) soll nun genutzt werden, um bereits "verschobene Spiele oder Spiele, die eventuell noch verschoben werden müssen" neu anzusetzen.
Die Entscheidung kommt nicht überraschend, der Liga blieb keine Wahl. Denn das Schlimmste ist angesichts der Omikron-Variante sicher noch nicht überstanden. Bitter ist es dennoch, für die Fans und die Spieler, vor allem für jene, die noch nie dabei waren. Wie etwa Leon Draisaitl, Topscorer und -Torjäger der Liga - dazu Deutschlands Superstar.
"Natürlich ist es gerade für unsere Deutschen in der NHL sehr schade, weil sie unbedingt bei Olympia dabei sein wollten", sagte Bundestrainer Toni Söderholm. Der Finne findet es aber gut, "jetzt eine endgültige Entscheidung zu haben, um unsere gesamten Planungen rund um die Mannschaft voranzubringen." Das deutsche Team gehe "mit Selbstvertrauen in das olympische Eishockeyturnier. Mit oder ohne NHL-Spieler."
Draisaitl war zusammen mit Torhüter Philipp Grubauer (Seattle Kraken) und Verteidiger Moritz Seider (Detroit Red Wings) von Söderholm schon im Oktober für Olympia gemeldet worden. Doch der Finne hatte notgedrungen stets einen Plan B in der Schublade.
"Für mich war nie 100-prozentig klar, dass die NHL mitspielt", hatte Söderholm dem SID schon vor der Absage erklärt. Sorgenfalten treibt dem 43-Jährigen das nicht auf die Stirn. "Wir haben genügend Qualität, die in Europa spielt." Für ihn sei "uninteressant, ob es ein Vorteil oder Nachteil ist. Es kann noch so viel passieren."
Durch die Nachricht werden unweigerlich Erinnerungen wach. Auch im südkoreanischen Pyeongchang hatten die NHL-Profis gefehlt, damals holte Deutschland völlig überraschend die Silbermedaille. Der damalige Bundestrainer Marco Sturm, heute Assistenzcoach bei den Los Angeles Kings, glaubt deshalb: "Gerade ohne die NHL-Spieler wäre wieder alles möglich."
Die schönen Perspektiven helfen Draisaitl natürlich auch nicht. Wenn das Nationalteam die nächste Überraschung anvisiert, steht er in Nordamerika auf dem Eis oder schaut aus der Ferne am Bildschirm zu. Bei den Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo ist Draisaitl 30. Kein Alter für einen Eishockeyspieler, vielleicht klappt es ja.
Quelle: sid