Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ist bei der WM in Finnland im Viertelfinale ausgeschieden. Beim 1:4 gegen Tschechien fehlte die Effektivität.
Helsinki (SID) Mit versteinerter Miene verfolgte Bundestrainer Toni Söderholm die letzten Sekunden beim zweiten schmerzhaften Eishockey-K.o. in gut drei Monaten, seine Spieler konnten ihre große Enttäuschung nicht verbergen. "Wir waren einfach nicht gut genug", sagte NHL-Jungstar Moritz Seider nach dem bitteren 1:4 (0:2, 0:1, 1:1) im WM-Viertelfinale von Helsinki gegen Tschechien: "Die Frustration überwiegt, da braucht man nicht drumrum reden."
100 Tage nach dem frühen Olympia-Aus platzten die Träume von einer Medaille wieder - trotz der besten Vorrunde in der Geschichte. Das Warten auf das erste deutsche WM-Edelmetall seit 1953 geht weiter.
Söderholm hatte alles versucht, schon neun Minuten vor Schluss in Überzahl Torhüter Philipp Grubauer zugunsten eines weiteren Stürmers vom Eis genommen - doch mehr als der Treffer von Seider (54.) gelang der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) nicht. Der Coup aus dem Vorjahr, als sie in Riga das Halbfinale erreicht hatte, wiederholte sich nicht.
"Ich hatte schon andere Pläne", gab Söderholm bei Sport1 zu: "Aber das muss man schlucken." Nach 16 Punkten und Platz zwei in der Vorrunde war das Selbstbewusstsein enorm gewesen - doch gegen die abgezockten Tschechen mit neun NHL-Profis fehlte der jungen Mannschaft die Erfahrung.
"Wir haben brutales Talent", meinte Grubauer, "aber es sind ein paar Spieler daheim geblieben, die wir hätten gebrauchen können." Söderholm hatte vor der WM einige Absagen von Stammkräften kassiert und deshalb zwangsläufig auf viele Neulinge setzen müssen. Dennoch war er "stolz auf die Jungs". Auch Routinier Korbinian Holzer lobte: "Es waren viele neue Gesichter dabei, man hat gesehen, dass wir Qualität haben." Man habe "die richtige Antwort auf die Olympischen Spiele gegeben", in Peking war das deutsche Team schon vor dem Viertelfinale gescheitert.
Und Grubauer ergänzte mit Blick in die Zukunft: "Ich denke, wir sind sehr gut aufgestellt in den nächsten Jahren." Jetzt reichte es noch nicht, weil David Pastrnak (3.), Roman Cervenka (11.) und David Krejci (33.) jeweils im Powerplay für die Tschechen trafen sowie Jiri Smejkal (59.) ins leere Tor. Schon 2019 hatte der zwölfmalige Weltmeister die DEB-Auswahl in der Runde der letzten Acht ausgeschaltet.
Nach einer frühen Strafe von Yasin Ehliz musste Grubauer im ersten Unterzahlspiel nach einem strammen Schuss von NHL-Star Pastrnak direkt hinter sich greifen. Die Tschechen hielten den Druck aufrecht und bereiteten der deutschen Defensive teils schwere Probleme. Erneut im Powerplay legte Topscorer Cervenka nach einer Traumkombination nach.
Bis zum ersten Torschuss der deutschen Mannschaft dauerte es fast elf Minuten, dann fand sie aber besser ins Spiel. Kurz vor der ersten Pause traf AHL-Profi Lukas Reichel den Pfosten. Nach dem Wechsel blieb die DEB-Auswahl dran, kassierte aber mit dem dritten Gegentreffer in Unterzahl den nächsten Nackenschlag. Berlins Meister-Stürmer Marcel Noebels jubelte vergebens, nachdem er nur die Latte getroffen hatte. Bis kurz vor dem Ende versuchte das DEB-Team alles.
(Text: sid)