Der Kajak-Vierer der Männer holt in einem dramatischen Finale das erste Gold für die deutschen Kanuten. Auch die Frauen jubeln über Silber.
Silber und Gold
Im Moment der Erlösung sprang Schlagmann Max Rendschmidt völlig euphorisiert ins Wasser, bei Jacob Schopf flossen nach dem Happy End im Kanu-Krimi die Tränen. Die sekundenlange Anspannung beim Warten auf die Auswertung des Zielfotos verwandelte sich auf einen Schlag in pure Ekstase. Vier Hundertstel Vorsprung auf Australien reichten wenige Minuten nach dem Silbercoup der Frauen zur Vollendung des Gold-Hattricks. "Egal, ob es nur Millimeter waren. Gold ist Gold, nach dem Wie fragt keiner mehr", sagte Tom Liebscher-Lucz mit breitem Grinsen.
Jetzt. Für Immer.
Dieser Triumph sei "für die Ewigkeit", schwärmte Schopf, der im Vergleich zum Tokio-Goldboot den zurückgetretenen Ronald Rauhe ersetzte: "Es ist meine erste Goldmedaille, das ist anders als bei den anderen Jungs. Das ist immer was Besonderes." Der Olympiasieg sei "unheimlich geil", ergänzte Rendschmidt und schob sogleich eine kleine Kampfansage für die Zweierrennen am Freitagmittag hinterher. "Da wollen wir wieder angreifen", sagte er energisch.
"Unsere beiden Zweier haben die Vorläufe gewonnen. Da sieht man, wo die Reise hingeht", ergänzte Lemke. Das Team werde "den Rückenwind" aus dem Vierer mitnehmen, betonte Liebscher-Lucz. Und mit weiteren Medaillen werde dann am Freitagabend "ordentlich Party" gemacht, kündigte Rendschmidt an: "Wir haben solange so viel investiert für die Olympischen Spiele, dann muss das auch mal rausgelassen werden."
Am Donnerstag erfüllte der als Topfavorit gestartete K4 der Männer wie schon bei den Spielen in Tokio die riesigen Erwartungen und feierte nach dem WM-Titel im Vorjahr in Duisburg den nächsten großen Triumph. In Rio 2016 hatte der Vierer noch über die 1000 m die olympische Goldmedaille gewonnen. Die Jungs sollten "das Ding genießen", sagte Bundestrainer Arndt Hanisch.
Silber für den K4 der Frauen
Die kurz zuvor mit Silber gekürten Frauen umarmten die siegreichen Männer am Ufer. Nachdem der K4 bei den vergangenen Sommerspielen erstmals seit 1984 nach fünf Olympiasiegen und drei zweiten Plätzen leer ausgegangen war, knüpften Paulina Paszek, Jule Hake, Pauline Jagsch und Sarah Brüßler an frühere Erfolge an. "Wir hatten noch eine kleine Rechnung offen und konnten das zum Teil schonmal begleichen", sagte Hake.
Die Frauen mussten sich lediglich Neuseeland um Ausnahmeathletin Lisa Carrington knapp geschlagen geben, lagen dabei zwischenzeitlich sogar in Führung. "Die haben es besser ins Ziel gebracht. Aber wir können trotzdem stolz auf uns sein", führte Hake aus. Lediglich Paszek wirkte etwas geknickt: "Eigentlich wollte ich Olympiasiegerin werden", sagte die Schlagfrau. Dafür gibt es allerdings noch weitere Chancen für das deutsche Team.
Weitere Medaillen in Aussicht?
Angesichts der Dominanz an den ersten Tagen scheint es kaum vorstellbar, dass die drei Medaillen von Tokio nicht übertroffen werden. Die Duos Rendschmidt/Liebscher-Lucz und Schopf/Lemke gehören auch im Zweier zu den Topfavoriten auf die Medaillen. Gleiches gilt für die Frauen. Vor allem im Kajak-Bereich führt kein Weg an den deutschen Athletinnen und Athleten vorbei. Auch die Einer-Fahrer hinterließen einen guten Eindruck.
Und dann wäre da ja auch noch Sebastian Brendel, der dreimalige Canadier-Olympiasieger, der bei seinen vielleicht letzten Sommerspielen einen weiteren Angriff auf das Podest wagt. Der 36-Jährige, der in Tokio im Einer im Halbfinale gescheitert war, geht nach seinem souveränen Vorlaufsieg auf seiner Paradestrecke über 1000 m am Freitag mit viel Selbstvertrauen an den Start.