Im finnischen Lahti endete eine Ära: Die Nordische Kombination muss ab sofort ohne Eric Frenzel und Trainer Hermann Weinbuch auskommen. Für den Deutschen Skiverband sind es "große Verluste".
Am Ziel seiner Karriere breitete Eric Frenzel die Arme aus und ließ sich von seinen Mannschaftskollegen überglücklich mit Sekt duschen. Auch die internationale Elite um Doppelsieger Jarl Magnus Riiber stand Spalier, um den langjährigen König der Kombinierer in Empfang zu nehmen. Dem fehlten nach seinem finalen Rennen in Lahti und der emotionalen Schlussrunde im rot-gelben Ehrentrikot die Worte. "Mega, großartig, phänomenal", sagte Frenzel im ZDF: "So eine Ehre."
Mit den Plätzen 27 und 40 beim Saisonfinale in Finnland verabschiedete sich der dreimalige Olympiasieger in den sportlichen Ruhestand. Um die Spitzenplätze, auf denen er über weite Strecken seiner großartigen Karriere zu finden war, kämpften andere, doch das war dem früheren Rekordweltmeister längst egal: "Das ist alles nur Nebensache. Ich habe versucht, alles zu genießen, aber so nervös war ich lange nicht mehr."
"Er ist der Beste aller Zeiten", schwärmte Peking-Olympiasieger Vinzenz Geiger von seinem Teamkollegen. Ein T-Shirt mit der Aufschrift "GOAT" (Greatest of all Time) trug Bundestrainer Hermann Weinbuch zu Frenzels Ehren. Auch der Meistermacher der deutschen Kombinierer geht - nach 27 Jahren als Chefcoach, und so endet eine ruhmreiche Ära im Deutschen Skiverband.
Zweimal Gold in Pyeongchang, einmal Gold in Sotschi. Dazu sieben WM-Titel, 43 Weltcupsiege und die bislang unerreichte Serie von fünf Triumphen im Gesamtweltcup: Frenzel - Fahnenträger der deutschen Mannschaft 2018 in Pyeongchang - dominierte seinen Sport, stets lautstark angetrieben von Weinbuch.
Der 63-Jährige zieht sich gemeinsam mit Frenzel zurück. Künftig will Weinbuch mehr Golf spielen, für seine Kinder Gioia und Tonio da sein - und noch bis 2026 sein Wissen innerhalb des DSV an den Nachwuchs weitergeben. "Zwei Lichtgestalten verlassen uns. Für uns ist das in beiden Fällen ein großer Verlust", sagte Sportdirektor Horst Hüttel.
Für Frenzels Familie allerdings ist der Abschied des Sportsoldaten aus Oberwiesenthal ein Gewinn. Die drei Kinder und seine Frau Laura freuen sich, ihren Eric im Winter häufiger zuhause zu sehen. Die Frenzels feierten gemeinsam zum Abschluss im Wintersportmekka am Vesijärvi-See. Auf den Mützen der Kinder stand: "Papa, Du bist der Beste". Frenzels Vater winkte den letzten Sprung seines erfolgreichen Sohnes ab - mit einer Frenzel-Fahne in der Hand und glasigen Augen.
"Ich glaube nicht, dass ich nach Sonntag noch einmal einen Skisprung machen werde", hatte Eric Frenzel vor dem letzten Wettkampf seiner Karriere gesagt. Alleine die Vorstellung hinterließ bei ihm ein "komisches Bauchkribbeln". Auf das muss er zunächst verzichten, würde aber seinen Nachfolgern gerne davon erzählen. "Es wäre schön, wenn ich meine Erfahrungen in der Kombination weitergeben könnte", sagte Frenzel, "ob als Trainer oder in einer anderen Position."
(Text: sid)