Worldcup

Silberner Abend für deutsche Judokämpferinnen

Autor: DOSB
5 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 27. Juni 2015

In der Heydar-Aliyev-Arena von Baku, wo das Judo-Turnier zugleich als Europameisterschaft ausgetragen wird, haben die Athleten des Deutschen Judo-Bundes (DJB) nach Abschluss der Einzelkonkurrenzen insgesamt neun EM-Medaillen gewonnen. Einen solchen Erfolg gab es nach der Wiedervereinigung bislang nur einmal: 1992 bei der EM in Paris. Hinzu kam am zweiten Tag die Bronzemedaille für die sehbehinderte Judoka Ramona Brussig (PSV Schwerin), deren Wettbewerb erstmals in ein solches Turnier integriert war, womit zehn deutsche Judo-Medaillen in der Bilanz der Europaspiele auftauchen.

Luise Malzahn (SV Halle/Saale) unterlag im Finale der Klasse bis 78 Kilogramm der Niederländerin Verkerk mit Waza-ari - und war dennoch „happy mit Silber“. Sie habe sich vorgenommen, diesmal nicht um Bronze kämpfen zu müssen, „weil ich die letzten drei Jahre um Bronze verloren habe und unbedingt ins Finale wollte“. Diesmal setzte sie sich in einer harten Vorrunde bis ins Finale durch. „Dass ich mit Silber nach Hause gehe, macht mich super zufrieden“, sagte sie. „Das macht Lust auf mehr.“

Auch Jasmin Külbs (1. JC Zweibrücken) erreichte das Finale in ihrer Klasse über 78 Kilogramm, wo sie in einem ausgeglichenen Kampf der Französin Andeol nach 2:23 Minuten mit Ippon unterlag. Ihr Anspruch war offensichtlich größer. „Ich bin noch nicht so richtig glücklich über Silber“, sagte sie unmittelbar nach der Siegerehrung. „Aber wenn sich das mal gesetzt hat, kann ich mich auch noch ein bisschen mehr darüber freuen.“

Es sei ein guter Kampf gewesen. „Wir hatten beide die Chance, das Ding zu gewinnen“, sagte sie. Sie selbst hatte zehn Sekunden, bevor die Gegnerin den entscheidenden Wurf schaffte, selbst angesetzt. „Es hätte genauso gut da zu Ende gehen können“, meinte Jasmin Külbs. Für sie sei ganz klar gewesen: „Ich fahre nicht hierher, um mal da gewesen zu sein, sondern um eine Medaille zu holen.“ Im vorigen Jahr war sie EM-Dritte, „den Anspruch hatte ich jetzt auch“. So war der lange, harte Tag auch bis zum Finale „fast perfekt“.

Die beiden Medaillen, die ihr um den Hals baumelten, ordnete sie sehr unterschiedlich ein. „Die Europaspiele, verbunden mit der Europameisterschaft, passen eigentlich gar nicht so in den Jahresplan“, sagte Jasmin Külbs. „Mir ist die Medaille der Vize-Europameisterin mehr wert, weil es dafür auch Punkte für die Olympia-Quali gibt.“ Dennoch sei es auch für sie „ein Super-Erlebnis“ gewesen, in Baku teilzunehmen. „Es ist schon was Besonderes, mal Olympische Spiele in klein mitgemacht zu haben.“

Dimitri Peters (Judo-Team Hannover), der Olympia-Dritte von London 2012 und Dritte der WM 2013, unterlag im Kampf um die Bronzemedaille in der Klasse bis 100 Kilogramm dem Franzosen Maret mit einer kleinen Wertung.

Marc Odenthal (1. JC Mönchengladbach) schied in der Runde der besten 16 in der Klasse bis 90 Kilogramm gegen den Griechen Iliadis aus. Karl-Richard Frey (TSV Bayer 04 Leverkusen) unterlag in der Hoffnungsrunde dem Belgier Nikiforov ebenso mit Ippon wie Andre Breitbach (SFV Europa Braunschweig) in der Klasse über 100 Kilogramm gegen Matiaschvili aus Georgien. Franziska Konitz (SV Berlin 2000) schied unter den besten 16 gegen die Weißrussin Slutskaja aus.

Wolters holt drittes Gold für die Schwimmer

Die deutschen Schwimmer beendeten ihre Wettkämpfe bei den Europaspielen so, wie sie sie am Dienstag begonnen hatten: mit einer Goldmedaille. Maxine Wolters von der SG Bille komplettierte ihren Medaillensatz bei diesem als U19-EM ausgetragenen Wettkampf und siegte über 200 Meter Lagen: „Am Anfang war es hart nach den vielen Rennen hier. Ich hatte schon Sorge, weil ausgerechnet meine Hauptstrecke für den letzten Wettkampftag angesetzt gewesen ist. Aber dann habe ich gesehen, dass ich vorne liege, und es ging immer besser“, meinte die 16-Jährige nach ihrem 14. Rennen. „Jetzt habe ich einen kompletten Medaillensatz nach Bronze in der Mixed-Lagenstaffel und Silber über 200 Rücken - das ist cool.“ Die Medaille nahm sie aus den Händen vom DOSB-Vorstandsvorsitzenden Michael Vesper entgegen, der auch Mitglied der Exekutive der Europäischen NOKs ist, deren Vereinigung die Europaspiele ins Leben gerufen hat.

Insgesamt fischten Deutschlands Schwimmer 13 Medaillen aus dem Becken; drei Gold, vier Silber und sechs Bronze. Achim Jedamsky, verantwortlicher Trainer, zeigte sich zufrieden: „Die Gruppe hat sich sehr ordentlich präsentiert. Bei 30 jungen Athletinnen und Athleten gibt es immer Höhen und Tiefen, aber wir hatten zahlreiche persönliche Bestzeiten, und vor allem die Leistungsträger haben sich dann auch häufiger einmal beim Kampf um die Medaillen durchgesetzt und den Grundstock für die Staffeln gelegt.“ Hinter Russland und Großbritannien war Deutschland die dritterfolgreichste Nation im Schwimmen. „Das ist erfreulich“, sagte Jedamsky, der im Bereich der Männer noch keinen potenziellen Starter für Rio sieht. „Die Jungen dürfte eher Tokio 2024 im Blick haben, während es bei den Mädchen schon einzelne gibt, die es unter Umständen nach Rio schaffen könnten, wie zum Beispiel Maxine Wolters oder Leonie Kullmann. Aber die Umstände müssen dafür passen und sind wichtig.“

Junge Fechter lernen in Baku

Auch der Abschluss war für Deutschlands Fechter nicht das, was sie sich vorgestellt hatten. Auf Rang fünf beendeten die jungen Florettfechter Georg Dürr (TSG 1862 Weinheim), Alexander Kahl, Niklas Uftring (beide FC Tauberbischofsheim) und Mark Perelmann (FG Mannheim Neckarauf), die U23-EM-Zweiten, ihr Teamturnier in Baku. Der 45:24-Sieg über Polens erste Mannschaft im letzten Gefecht half ein wenig hinweg über die Enttäuschung nach der ebenso deutlichen 26:45-Niederlage im Viertelfinale gegen die Briten, die späteren Europaspiele-Sieger.

Aber, so sagte Sven Ressel, der Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB), „wir sind hier vor allem mit jungen Fechtern der zweiten Reihe, die lernen sollen“. Das nutzte auch das zweite Team der Säbelfechter, die am Freitag Bronze gewonnen hatten, aber nur knapp am Finale gescheitert waren. In Baku hätten sich viele Gelegenheiten geboten dazuzulernen, meinte Ressel. Das gelte vor allem für die Florettdamen, die genauso enttäuschten wie Degen-Olympiasiegerin Britta Heidemann, der einzige „Star“ im Team, die in Runde eins ausschied. Aber die Zeit des Lernens endet bald. „Es müssen Medaillen her“, forderte Ressel. „Spätestens im nächsten Jahr.“ Dann gibt es keine Europaspiele, sondern Olympia.

(Quelle: DOSB)

Luise Malzahn (ganz links) freut sich bei der Siegerehrung über den zweiten Platz.