Alle, die mit Sport zu tun haben, sind für Fairness verantwortlich, das reicht von den Sportlern über die Trainer bis zu den Funktionären, meint Autorin Ulrike Spitz.
Alle, die mit Sport zu tun haben, sind für Fairness verantwortlich, das reicht von den Sportlern über die Trainer bis zu den Funktionären, meint Autorin Ulrike Spitz.
Fair Play heißt, sportliche Fairness über den persönlichen Erfolg oder den seiner Mannschaft zu stellen. Genau das haben die Tauzieherinnen von Allgäu-Power Zell bei der Deutschen Meisterschaft gemacht. Nachdem ihre Gegnerinnen krankheitsbedingt im Finale nur noch mit fünf Zieherinnen antreten konnten, schwächten sie sich freiwillig ebenfalls um ein Teammitglied – und verloren den Kampf. Dafür wurden sie zu Recht gefeiert und in der vergangenen Woche im Rahmen der Biebricher Schlossgespräche mit dem Fair Play Preis des Deutschen Sports belohnt.
Viel war am Abend der Ehrung über Fair Play zu hören. Unter anderem das: Wir hätten an diesem Titel keine Freude gehabt, wenn wir zu sechst gegen fünf gewonnen hätten. Das ehrt die jungen Frauen, zweifellos. Aber ein paar Fragen seien dennoch erlaubt: Was, wenn durch eine faire Geste bei einem WM-Finale im Fußball der Titel verloren geht? Freut sich dann auch die ganze Nation über eine faire Aktion? Finden die Sponsoren das gut? Der Verband? Der Trainer? Und die Medien?
Was damit gesagt sein soll: Fairness kann unter Umständen ganz schön schwierig sein. Der Sportler unten auf dem Platz muss vielleicht in Sekundenschnelle entscheiden, ist das nun fair, was ich tue, oder ist es doof, wenn mein Verein dann vielleicht absteigen muss? Kriege ich vielleicht sogar Ärger, wenn ich das Foul nicht mache und das Tor sicher fällt? Wenn es 4:0 steht, ist es relativ einfach, fair zu sein. Es ist aber auch beim Stand von 0:0 oder 0:1 einfacher, wenn der Trainer Fouls eher kritisch sieht und nicht die These vertritt, dass Fußball nun mal kein Hallenhalma ist und dass man im richtigen Moment ruhig auch mal treten kann. Man muss es sich auch erst mal erlauben können, fair zu sein.
Lebt der Trainer Fair Play vor, wirkt sich das positiv auf den Sportler aus. Auch bei den Tauzieherinnen stand der Trainer voll hinter der Entscheidung der Mannschaft. Hinter dem Trainer stehen wiederum Vorgesetzte oder Funktionäre, die mit dem Daumen nach oben oder nach unten zeigen. Leben sie Fairness vor, fällt es auch dem Trainer leicht. Und dann das ganze weitere Umfeld: Eltern, Sponsoren, Medien, Publikum.
DOSB-Präsident Alfons Hörmann brachte es in Wiesbaden auf den Punkt, als er beim Fair Play Preis in Wiesbaden mehr Respekt für die Sportler einforderte. Weder die Vergötterung von Siegern trage bei zum Fair Play, noch das Niedermachen von zweiten, dritten oder vierten oder weiteren Plätzen.
Letztlich müssen sich also alle, die mit Sport zu tun haben, an die eigene Nase fassen. Sie sind mitverantwortlich dafür, ob sich der Spieler auf dem Platz ganz automatisch an die Regeln hält und nicht versucht, sie mehr oder weniger kreativ zu umgehen – und dann womöglich noch gelobt wird dafür. Wer einen Spieler wegen eines Fehler auf dem Platz gnadenlos auspfeift, wer ihn erst überhöht und dann überhart kritisiert, weil seine eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden, oder auch wer gemütlich auf der Couch sitzt und darüber schimpft, dass der oder die da auf dem Bildschirm mal wieder nicht wie gewünscht vorwärts kommt, verhält sich auch nicht fair. Und noch viel mehr sind jene für die Fairness verantwortlich, die den Sport führen und somit Vorbilder sein sollten für all die unten auf dem Platz.
Dies sollte ab und zu mal wieder ins Bewusstsein rücken. Dafür haben die Allgäuer Tauzieherinnen in der vergangenen Woche ebenso gesorgt wie all die, die sich am Abend der Preisverleihung mit dem Thema auseinander gesetzt haben.
(Autorin: Ulrike Spitz)
In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier als DOSB-Blog veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.
Fair Play heißt, sportliche Fairness über den persönlichen Erfolg oder den seiner Mannschaft zu stellen. Foto: DOSB/Jan Haas