Tokio 2020

Weber wird Vierter - Klosterhalfen läuft auf Platz 8

Topfavorit Johannes Vetter hat eine Medaille im Speerwurf klar verpasst - und haderte hinterher mit dem Anlauf. Konstanze Klosterhalfen wird nach einem ganz harten Jahr starke Olympia-Achte über 10.000 m - und ist danach völlig am Ende.

Autor: DOSB
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 07. August 2021

Speerwerfen (M)

Johannes Vetter schüttelte den Kopf, der Blick war leer, geschlagen und fassungslos stapfte der Topfavorit auf Gold im Speerwurf durch das Olympiastadion in Tokio. Es sollte der Ort seines großen Triumphs werden, stattdessen rutschte Vetter aus. Weil der 28-Jährige überhaupt nicht mit dem Anlaufbelag zurechtkam, reichte es für das Kraftpaket aus Offenburg mit 82,52 m nur zu Platz neun. 

Damit erlebte das deutsche Leichtathletik-Team bei den so stark eingeschätzten Speerwerfern die zweite Enttäuschung. Am Freitag war bereits Christin Hussong als Medaillenkandidatin nur Neunte geworden, lediglich Malaika Mihambo holte im Weitsprung Gold für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). 

Statt des eigentlich auf Gold programmierten Vetter wurde Neeraj Chopra (87,48) Speerwurf-Olympiasieger, der Inder setzte sich gegen Jakub Vadlejch (86,67) und Vitezslav Vesely (85,44/beide Tschechien) durch. Undankbarer Vierter wurde der Mainzer Julian Weber (85,30). "Der vierte Platz ist unfassbar. Aber ich merke, dass ich mich nicht ganz so freuen kann wie ich sollte", sagte der Sportsoldat: "Es tut mir mega leid für Johannes. Der Belag hat seiner Power nicht standgehalten."

Schon am Mittwoch in der Qualifikation hatte Vetter gemerkt, dass er Probleme bekommen würde mit dem Anlaufbelag. Dann blieb der Weltmeister von 2017 auch gleich im ersten Versuch knapp 14 Meter unter seiner Saisonbestmarke von 96,29 m, der zweite war ungültig - und Vetter hielt sich den schmerzenden linken Knöchel, nachdem er weggerutscht war. Beim Abwurf lastet etwa eine Tonne Gewicht auf dem Gelenk. "Ich habe alles gegeben", sagte Vetter enttäuscht: "Ich vergleiche das immer mit Aquaplaning. Da bricht das technische System komplett ein." 

 

10.000 Meter (F)

 

Auf einmal brach alles aus Konstanze Klosterhalfen heraus. Nach einem ganz starken achten Platz im brutalen olympischen 10.000-m-Rennen von Tokio hockte Deutschland beste Läuferin völlig erschöpft und trotz der Gluthitze vor Kälte zitternd in der Mixed Zone und wollte gar nicht mehr aufhören zu weinen. All die Sorgen, all die Probleme der so harten vergangenen Monate mussten raus.

Klosterhalfen, in der an allerbesten Tagen soviel Kraft steckt, hatte an die Grenzen und darüber hinaus gehen müssen. In einem Jahr, in dem sie wegen hartnäckiger Beckenprobleme kaum laufen konnte, schaffte sie es dennoch, in 31:01,97 Minuten bis auf 26 Hundertstel an ihren deutschen Rekord heranzukommen.

"Achte - das macht mich richtig stolz und glücklich", sagte die WM-Dritte über 5000 m im ZDF, als die letzten Kräfte noch für ein paar bilanzierende Sätze reichten: "Für acht Wochen Training kann ich das nehmen. Olympia als Einstieg - ich freue mich auf die kommende Saison." 

Gegen übermächtige Konkurrenz verkaufte sich Klosterhalfen teuer, konnte aber erwartungsgemäß nicht in den Medaillenkampf eingreifen. Die Niederländerin Sifan Hassan gewann in 29:55,32 Minuten ihr zweites Gold nach den 5000 m, damit ist sie die erst zweite Läuferin nach der Äthiopierin Tirunesh Dibaba 2008, der dieses Double gelang. Silber ging an Kalkidan Ezahegne (Bahrain/29:56,18) vor Weltrekordlerin Letensebet Giday (Äthiopien/30:01,71). 

 

Hochsprung (F)

 

Hochsprung-Weltmeisterin Marija Lassizkene hat erstmals Olympia-Gold gewonnen und den Leichtathleten des Russischen Olympischen Komitees (ROC) in der letzten Stadion-Entscheidung den ersten Sieg beschert. Die 28-Jährige setzte sich in einer packenden Konkurrenz mit 2,04 m vor der Australierin Nicola McDermott (2,02) durch.

Bronze ging an das ukrainische Ausnahmetalent Jaroslawa Mahutschich (19/2,00), mit 2,06 m als Nummer eins der Welt nach Tokio gekommen. Die EM-Dritte Marie-Laurence Jungfleisch (Tübingen) kam mit 1,93 m auf den zehnten Platz. 

 

 

Quelle: DOSB/SID