In unserem Olympic Weekly schauen wir jede Woche auf das zurück, was in der Vorwoche im olympischen Sport passiert ist - selbstverständlich mit Fokus auf unsere deutschen Athletinnen und Athleten.
Skispringen
Andreas Wellinger hat den deutschen Skispringern nach dem bitteren Verletzungs-Aus von Richard Freitag mit Platz zwei in der Gesamtwertung doch noch ein Happy End beschert. Für Bundestrainer Werner Schuster ist ein Tourneesieg nur eine Frage der Zeit.
Nach dem glücklichen Ende einer so schwierigen Vierschanzentournee war Andreas Wellinger nicht mehr einzufangen. "Ratet mal, welcher geile Typ eben den zweiten Durchgang gewonnen hat!", rief der frischgebackene Gesamtzweite durch den Presseraum von Bischofshofen und zeigte mit beiden Daumen auf sich: "Jetzt fange ich mit dem Skispringen erst richtig an!" Davon war auch Bundestrainer Werner Schuster überzeugt: "Aus dieser Generation von uns wird einer die Tournee gewinnen."
Nur dem außerirdisch springenden Kamil Stoch musste sich der erst 22 Jahre alte, aber schon so erfahrene Wellinger in der Endabrechnung der 66. Tournee geschlagen geben. Mit fast 70 Punkten, also rund 40 Metern Rückstand zwar, das aber war dem Oberbayern, der bislang mit den Schanzen zwischen Oberstdorf und Bischofshofen nie ganz warm geworden war, reichlich egal.
"Geiler Scheiß! Dass ich die Tournee mit zwei dritten Plätzen beende, ist grandios, nachdem es für uns teilweise echt beschissen gelaufen ist", sagte Wellinger, der nach Rang zehn und elf in den ersten beiden Springen abgeschrieben schien, dann aber nach dem bitteren Verletzungs-Aus des großen Hoffnungsträgers Richard Freitag in Innsbruck in die Bresche sprang.
Eisschnelllaufen
“Eine gute Veranstaltung”, lobte DESG-Teamleader Helge Jasch die EM-Premiere in Kolomna. Und in einer olympischen Saison machten Titelrennen auf den Einzelstrecken ja wirklich Sinn. Zufriedenstellend fiel auch die deutsche Bilanz aus. Nach dem wichtigen 1000-m-Erfolg für Nico Ihle (Bronze) gelang den Damen im Team Pursuit der erhoffte Podiumsplatz. Hinter den Niederlanden und Gastgeber Russland. Michelle Uhrig rundete ihr persönliches EM-Debüt mit Rang 4 im Massenstart ab.
“Doch nun beginnt die Aufbau-Phase für Olympia” blickt Jasch umgehend nach vorne. Kolomna wird als Kickoff für die Reise nach Südkorea gesehen. Wobei Plätze auf dem Podium bei einem gut besetzten intenationalen Wettkampf durchaus gut für Moral und Gefühl sind. Denn es hing bei der Verfolgung am seidenen Faden, bis das Trio Gabi Hirschbichler, Roxanne Dufter und Michelle Uhrig, auf großer Bühne erstmals in dieser Formation am Start, die Bronzemedaillen entgegen nehmen konnten. Im Duell mit Oranje, am Ende für die beste Zeit verantwortlich, lief nicht alles rund und fast wäre ein Drama passiert. Die Newcomerin aus Berlin stürzte auf der Zielgeraden und rutschte ins Ziel.
“Mir fiel ein Stein vom Herzen”, so die 21-Jährige, Gabi Hirschbichler hatte ihr noch zugerufen, den Schlittschuh über die Zeit-Auslösung zu bringen. Einige erinnerten sich an eine ähnliche Situation mit Anni Friesinger bei Olympia 2010 in Vancouver. Auch damals entschieden Sekundenbruchteile für die deutschen Team-Damen – diese Szene fehlte dann in keinem Jahresrückblick.
Tennis
Angelique Kerber und Alexander Zverev im Hopman-Cup-Finale, Julia Görges Turniersiegerin in Auckland - das deutsche Tennis weckt vor den Australian Opendurchaus Hoffnungen.
Für die deutschen Power-Frauen können die Australian Openkommen. Die wiedererstarkte Angelique Kerber mit vier Erfolgen beim Hopman Cup und Julia Görges mit dem dritten Turniersieg in Folge haben Hoffnungen für Melbourne (15. bis 28. Januar) geweckt. Dagegen befindet sich Deutschlands bester Tennisprofi Alexander Zverev noch auf Formsuche.
Der 20-jährige Hamburger zog zwar im australischen Perth gemeinsam mit Angie Kerber ins Hopman-Cup-Finale ein, in dem es eine 1:2-Niederlage gegen die Schweiz mit Superstar Roger Federer gab. Doch der Siegeszug in den Gruppenspielen war fast ausschließlich Kerbers Verdienst. Die 29 Jahre alte Kielerin scheint zwei Jahre nach ihrem ersten Grand-Slam-Triumph in Melbourne wieder bereit für Großtaten.
"Es ist nicht das Ergebnis, was wir uns gewünscht hätten", sagte Kerber: "Aber insgesamt war es eine tolle Woche. Meinen herzlichen Glückwunsch an die Schweiz. Ein absoluter verdienter Sieg." Zverev ergänzte scherzhaft: "Gratulation an Belinda und Roger. Vielleicht haltet ihr euch künftig ein bisschen zurück, wir wollen auch einmal etwas gewinnen."
Für Julia Görges wird dies allmählich zur Gewohnheit. Die 29-Jährige aus Bad Oldesloe ließ sich im Finale im neuseeländischen Auckland auch von der topgesetzten Dänin Caronie Wozniacki nicht stoppen und gewann 6:4, 7:6 (7:4). Görges klettert damit im Ranking am Montag auf Platz zwölf - neues Karriere-Hoch.
Snowboard
Selina Jörg (Bad Hindelang, 29) und Patrick Bussler (Aschheim, 33) haben beim ersten Parallel Riesenslalom Team-Event der Saison, das am Samstag im niederösterreichischen Lackenhof auf dem Programm stand, den starken Lauf der Raceboarder fortgesetzt.
Dank einer nahezu fehlerlosen Vorstellung fuhren die Allgäuerin und der Oberbayer hinter den beiden österreichischen Duos Claudia Riegler/Andreas Prommegger sowie Sabine Schoeffmann/Alexander Payer auf Platz drei und damit das bereits vierte Podestergebnis des Winters ein, das zudem das bereits dritte deutsche Top-3-Resultat in einem Team-Bewerb der alpinen Snowboarder ist.
„Das ist super, ich freue mich extrem, nachdem es gestern nicht ganz so gut bei mir gelaufen ist. Damit hätte ich nicht gerechnet“, so Bussler, der im Einzelrennen am Freitag auf der Distelpiste Zwölfter geworden war.
Skeleton
Die deutschen Skeletonpilotinnen sind mit einem Dreifachsieg glänzend in das Olympiajahr gestartet. Fünf Wochen vor den Winterspielen gewann Weltmeisterin Jacqueline Lölling aus Winterberg am Freitag den Heim-Weltcup im sächsischen Altenberg vor Tina Hermann aus Königssee und Anna Fernstädt aus Berchtesgaden. Für Lölling war es der dritte Saisonsieg.
Bei den Männern fuhr Christopher Grotheer erstmals in diesem Winter auf das Podest. Der Oberhofer wurde Dritter hinter Südkoreas Hoffnungsträger Yun Sungbin und dem umstrittenen Russen Alexander Tretjakow.
Rodeln
Rodel-Olympiasieger Felix Loch aus Berchtesgaden hat fünf Wochen vor den Winterspielen eine heftige Niederlage auf seiner Heimbahn kassiert. Der 28-Jährige wurde beim Weltcup am Königssee nach einem schweren Fehler im zweiten Lauf nur Elfter. Damit gewann Weltmeister Wolfgang Kindl aus Österreich. Der Oberhofer Johannes Ludwig rutschte durch den Fehler von Loch, der nach dem ersten Lauf deutlich geführt hatte, als Dritter noch auf das Podest.
Deutlich weniger Gedanken muss sich Norbert Loch um die deutschen Frauen und die Doppelsitzer machen, die schon am Samstag mit Dreifachsiegen glänzend ins Olympiajahr gestartet waren. Sotschi-Siegerin Natalie Geisenberger (Miesbach) gewann vor den Teamkolleginnen Dajana Eitberger (Ilmenau) und Jessica Tiebel (Altenberg). Besonders die Leistung der Juniorenweltmeisterin sorgte für Aufsehen, Tiebel bestritt am Samstag ihr Weltcup-Debüt. Sie vertrat Weltmeisterin Tatjana Hüfner (Blankenburg), die wegen einer Unterschenkelverletzung absagen musste. Die 34-Jährige soll aber am nächsten Wochenende in Oberhof wieder starten.
Bei den Doppelsitzern feierten die Olympiasieger Tobias Wendl/Tobias Arlt (Berchtesgaden/Königssee) ihren ersten "echten" Weltcuperfolg im Olympiawinter. Die Bayern gewannen vor Toni Eggert/Sascha Benecken (Ilsenburg/Suhl), auf Rang drei landeten die Winterberger Robin Geueke/David Gamm. Zuvor hatten Wendl/Arlt nur den Sprint in Winterberg gewonnen, alle anderen Siege gingen an die Weltmeister Eggert/Benecken.
Bob
Nächster Warnschuss für Francesco Friedrich: Fünf Wochen vor den Olympischen Winterspielen hat der Serien-Weltmeister im Zweierbob auch auf seiner Heimbahn den Sieg verpasst. Der 27-Jährige vom BSC Oberbärenburg wurde am Samstag beim Weltcup im sächsischen Altenberg mit Anschieber Martin Grothkopp Zweiter hinter dem seit Monaten starken Kanadier Justin Kripps.
Nico Walther und Weltmeister Francesco Friedrich haben den deutschen Viererbobs zum Start ins Olympiajahr den ersten Doppelsieg der Saison beschert. Auf der gemeinsamen Heimbahn im sächsischen Altenberg gewann der WM-Dritte Walther am Sonntag mit fünf Hundertstelsekunden Vorsprung auf Friedrich. Der Lette Oskars Kibermanis wurde Dritter. Johannes Lochner, zweiter deutscher Weltmeister im großen Schlitten, tat sich schwer und wurde in seiner Spezialdisziplin nur Fünfter.
Biathlon
Die siebenmalige Biathlon-Weltmeisterin Laura Dahlmeier ist durchwachsen in das olympische Jahr gestartet. Wenige Tage nach ihrem überstandenen Infekt belegte die 24-Jährige beim Weltcup in Oberhof im Sprint über 7,5 km den 13. Platz. Während sich Dahlmeier zwei Schießfehler leistete, glänzte Franziska Hildebrand mit einem Schießfehler und dem vierten Rang und ihrem besten Saisonresultat. Es gewann die Slowakin Anastasiya Kuzmina.
Ohne ihre Top-Läuferinnen Laura Dahlmeier und Franziska Hildebrand haben die deutschen Biathletinnen beim Weltcup in Oberhof den nächsten Sieg verpasst. Die DSV-Formation in der Besetzung Vanessa Hinz, Denise Herrmann, Franziska Preuß und Maren Hammerschmidt belegte hinter Frankreich den zweiten Rang. Platz drei sicherte sich Schweden. Letztmals bezwungen wurde eine deutsche Staffel zuvor am 11. März 2016, seither gewann der amtierende Weltmeister sechs Rennen in Serie. Ohne Chance waren dagegen die deutschen Männer, die im dichten Nebel auf Rang sechs landeten. Der Sieg ging an Schweden.
Langlauf
Langläuferin Nicole Fessel hat bei der Tour de Ski in ihrer Heimat Oberstdorf trotz starker Leistung ihre erste Podiumsplatzierung seit Dezember 2014 verpasst. Im Massenstartrennen über 10 km Freistil lief die 34-Jährige am Donnerstag auf Platz sechs. Den Tagessieg sicherte sich die Gesamtführende Ingvild Flugstad Östberg aus Norwegen.
Ski Alpin
Ski-Rennläuferin Mikaela Shiffrin aus den USA bleibt im Weltcup vorerst unantastbar. Im slowenischen Kranjska Gora gewann die Gesamtweltcupsiegerin nach dem Riesenslalom auch den Slalom und damit das vierte Rennen des Olympiajahres. Die Olympiasiegerin und Weltmeisterin lag deutlich vor der Schwedin Frida Hansdotter und Wendy Holdener aus der Schweiz.
Beste Deutsche war Christina Geiger aus Obersdorf als gute Siebte. Ihr Rückstand auf Shiffrin betrug 4,01 Sekunden
[Quelle: SID]
Disclaimer
Die Aufzählung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir versuchen mit dem Olympic Weekly Olympia-Fans einen Überblick über das Wichtigste aus der vergangenen Woche zu liefern. Mehr und ausführlichere Informationen zu den einzelnen Sportarten gibt es auf den jeweiligen Verbandsseiten