
Nordische Kombination, Biathlon, Snowboard und mehr - das beschäftigte Team D noch am Wochenende
Nordische Kombination
An einem denkwürdigen deutschen Kombinations-Wochenende jubeln Nathalie Armbruster und Vinzenz Geiger über den Gewinn des Gesamtweltcups.
Erst schrieb Nathalie Armbruster schon kurz vor dem Abitur Geschichte, dann fiel Vinzenz Geiger die Kristallkugel förmlich in den Schoß: An einem denkwürdigen Wochenende am legendären Holmenkollen hat das deutsche Kombinations-Duo im Doppelpack die Weltcup-Gesamtwertungen gewonnen. "Wow!", sagte die 19 Jahre alte Armbruster, deren Triumph überraschend, aber nicht ganz so unerwartet kam wie bei Geiger.
Wenige Minuten vor dem abschließenden Langlauf in Oslo teilte Geigers langjähriger Rivale Jarl Magnus Riiber am Sonntag mit, dass er sein Karriereende vorzieht, diese 7,5 km in seinem "Wohnzimmer" die letzten in seiner Kombinierer-Laufbahn werden, er am kommenden Wochenende nicht mehr in Lahti antritt. "Ich bin einfach furchtbar müde", sagte Riiber, der bis dahin im Weltcup vor Geiger führte.
"Das kam total unerwartet. Ich freue mich aber sehr, wenngleich ich auch traurig bin", sagte Geiger: "Wir waren so lange Gegner, hatten so viele Fights. Er war meist einen Schritt voraus." Riiber, wie Geiger erst 27 Jahre alt, meinte: "Es fühlt sich einfach richtig an, hier in Oslo dieses fantastische Kapitel zu schließen und etwas Neues zu beginnen. Ich könnte nicht glücklicher mit der Entscheidung sein."
Nach Platz 21 im Springen am Sonntag verzichtete Riiber auf eine Aufholjagd und ging stattdessen auf eine lange Ehrenrunde, unter riesigem Jubel lief er als Vorletzter ins Ziel - mit Pappkrone und unter der Sektdusche der Teamkollegen.
Riiber, der mit elf WM-Titeln und 78 Weltcupsiegen neue Maßstäbe setzte, hatte im Januar aus gesundheitlichen und familiären Gründen sein Karriereende mit Ablauf der Saison angekündigt. Zur Heim-WM in Trondheim brachte er sich noch einmal in Topform, holte dreimal Gold, gewann beide Einzelwettbewerbe - Bronze ging jeweils an Geiger.
Geiger wurde am Sonntag beim ersten Weltcupsieg des Finnen Ilkka Herola Zweiter und übernahm damit das Gelbe Trikot des Weltcup-Spitzenreiters. Das erste Rennen am Samstag hatte der Oberstdorfer vor Riiber gewonnen. Für Geiger ist es der erste Erfolg im Gesamtweltcup - Riiber hätte ihn als erster Kombinierer zum sechsten Mal gewonnen.
Am Samstag hatte Armbruster ihr Wintermärchen erlebt. "Das ist so unwirklich", sagte die Schwarzwälderin, nachdem sie sich als erste deutsche Kombiniererin den Gesamtweltcup gesichert hatte: "Ich bin so glücklich, dass ich diese Kristallkugel am Sonntag hochhalten kann. Und das in einem Jahr, in dem ich am wenigsten damit gerechnet habe."
Der Schwarzwälderin, die mitten im Abistress steckt, reichte im vorletzten Saisonrennen ein sechster Platz, um im Finale am Sonntag nicht mehr das Gelbe Trikot verlieren zu können - dort verpasste sie als Vierte knapp das Podest. Armbruster sorgte damit für ein gewaltiges Happy End nach einer unbefriedigenden WM.
Biathlon
Auf der Pokljuka schmilzt Franziska Preuß' Vorsprung im Gesamtweltcup. Das Saisonfinale am Holmenkollen verspricht einen Thriller um Gelb.
Die winterliche Hochebene Pokljuka verließ Franziska Preuß geschlagen, aber mit einer wichtigen Erkenntnis im Gepäck. "Noch habe ich den kleinen Vorteil", sagte die Biathletin, nachdem ihr Punktepolster auf Jägerin Lou Jeanmonnot deutlich geschmolzen war. Am ZDF-Mikrofon fügte sie hinzu: "Ich gebe einfach mein Bestes, mehr kann man eh nicht machen."
Am kommenden Wochenende spitzt sich in Oslo das Duell um die Gesamtwertung zu. Wer die Große Kristallkugel gewinnt, entscheidet sich in den Weltcup-Rennen am legendären Holmenkollen, im Sprint am Freitag, in der Verfolgung am Samstag und im Massenstart am Sonntag. Jeder Sieg bringt 90 Punkte. Preuß (31) kämpft um die Erfüllung eines Traums, die Französin Jeanmonnot (26) um die Krönung ihrer Aufholjagd.
In Slowenien rückten beide nah zusammen, nach dem Massenstart am Samstag trennen Preuß, die Fünfte wurde, und Siegerin Jeanmonnot nur noch 20 Punkte. Mit 36 Zählern Vorsprung war die Deutsche auf die Pokljuka gereist, seit Dezember trägt sie das Gelbe Trikot, doch reicht es bis ins Ziel eines langen Winters?
"Wir laufen beide eine supergute Saison, und egal wie es ausgeht, können wir trotzdem stolz darauf sein, was wir geschafft haben", sagte Preuß. Wohl wahr, mit einem WM-Titel, zwei Weltcupsiegen und insgesamt elf Podestplätzen absolviert Preuß die mit Abstand beste Saison ihrer Karriere. Nur: Die überragende Biathletin heißt dennoch Jeanmonnot, am Samstag feierte sie ihren siebten Saisonsieg, alleine 2025 stand sie fünfmal ganz oben.
Preuß gratulierte ihr im Zielraum fair, vorwerfen könne sie sich selbst "nicht viel", auch wenn sie sich über ihren Fehler beim letzten Schießen, der ihr wohl den Sprung auf das Podest und damit weitere wichtige Punkte verwehrt hatte, ein "bisschen" ärgerte. Zu lange darf sie sich damit jedoch nicht aufhalten, es galt, schnell die letzten Reserven für den Showdown in Norwegen zu sammeln. Schon vor den Mixed-Staffeln am Sonntag, in denen die deutschen Teams ohne Podestplatzierung blieben, reiste Preuß daher nach Hause.
"Die Saison ist lang, zehrt, von daher macht es sicherlich Sinn, ihr hier nochmal ein bisschen Regenerationszeit zu geben", sagte Sportdirektor Felix Bitterling. Die Wettkampfsteuerung war einer der Schlüssel im erfolgreichen Winter, sie soll Preuß auch vor dem letzten Wochenende vor der wohlverdienten Pause die Chance geben, sich bestmöglich auf die Rennen in Oslo vorzubereiten.
Zu gewinnen gibt es noch viel: Neben der Gesamtwertung führt Preuß auch in zwei Disziplinen (Sprint und Massenstart) das Ranking an. Die Einzelwertung hat Jeanmonnot bereits für sich entschieden, in der Verfolgungswertung liegt sie vor ihrer Teamkollegin Julia Simon und deutlich vor Preuß.
Skilanglauf
Skilanglauf-Olympiasiegerin Victoria Carl hat ihren zweiten Platz im Gesamtweltcup erfolgreich verteidigt und weiter die historische erste Podestplatzierung einer Deutschen im Blick. Im Klassikrennen über 20 km am Holmenkollen in Oslo wurde Carl starke Dritte und verlor nur fünf Punkte auf ihre Verfolgerin Astrid Oyre Slind aus Norwegen, die auf Platz zwei kam.
"Ich konnte heute von Beginn an pushen. Die Stimmung in Oslo war geil - fast wie bei der WM in Trondheim. In Norwegen ist eben Langlauf immer etwas besonderes", sagte Carl.
Den Sieg sicherte sich Slinds Landsfrau Therese Johaug, die damit ein wenig Wiedergutmachung in Trondheim leistete. Dort war die 36-Jährige ohne den so ersehnten Titel geblieben - alle Goldmedaillen bei den Langläuferinnen hatten die Schwedinnen geholt.
Johaug lag bei ihrem 88. Weltcupsieg 16,5 Sekunden vor Slind. Die zunächst drittplatzierte Schwedin Ebba Andersson, die in Trondheim dreimal Gold gewonnen hatte, wurde nach dem Rennen wegen eines Technikverstoßes disqualifiziert. Carl lag 53,4 Sekunden zurück. Katharina Hennig kam auf Platz elf. Die US-Amerikanerin Jessie Diggins, die im Gesamtweltcup praktisch uneinholbar führt, wurde Zehnte.
Bei noch fünf ausstehenden Rennen liegt Diggins mit 1996 Punkten vor Carl (1551) und Slind (1459). Die Finnin Kerttu Niskanen, die in Oslo Vierte wurde, kann als derzeit Vierte (1441) Carl ebenfalls noch gefährlich werden.
Seit Einführung des Weltcups in der Saison 1979/80 landete noch keine deutsche Läuferin unter den besten drei der Abschlusswertung. Evi Sachenbacher-Stehle war zweimal Vierte (2002/03 und 2005/06). Deutsche Männer hatten durch René Sommerfeldt (2003/04), Axel Teichmann (2004/05) und Tobias Angerer (2005/06 und 2006/07) viermal in Folge die große Kristallkugel gewonnen.
Bei den Männern siegte der Norweger Martin Löwström Nyenget. Dessen Landsmann Johannes Hösflot Kläbo, der im Trondheim mit sechsmal Gold WM-Geschichte geschrieben hatte, kam nur auf Platz 14. Bester Deutscher war Friedrich Moch auf dem 21. Rang.
Snowboard
Die deutschen Snowboarder haben bei ihrem "Heimspiel" in Winterberg die Weltcup-Saison mit einem Doppelsieg beendet. Im abschließenden Mixed-Team-Wettbewerb gewann Deutschland 1 mit Ramona Hofmeister und Elias Huber vor Deutschland 2 mit Cheyenne Loch und Stefan Baumeister. "Wunderbar", sagte Hofmeister, die am Vortag im finalen Parallel-Slalom des Winters Platz zwei belegt hatte, über ihren siebten Saisonsieg.
"So einen Doppelsieg zu feiern ist natürlich absolut genial. Wir alle gehen jetzt mit einem guten Gefühl in die WM", ergänzte Hofmeister. Gefeiert werden aber soll "erst nach der WM", versicherte Hofmeisters Partner Huber, der Mitte Februar im kanadischen Val St. Come den ersten Sieg seiner Karriere eingefahren hatte.
Die Weltmeisterschaften im Schweizer St. Moritz beginnen für die Alpin-Snowboarder am kommenden Donnerstag mit dem Parallel-Riesenslalom. Es folgen der Parallel-Slalom (Samstag) und der Mixed-Team-Wettbewerb (Sonntag).
Im letzten Weltcup-Einzelrennen hatte Hofmeister den Sieg im Finale gegen Sabine Payer aus Österreich nur um 0,05 Sekunden verpasst, danach aber versichert: "Da ist kein Funke Enttäuschung dabei." Nach dem schwierigen Start in die Saison habe sie es sich "nicht träumen lassen", unter anderem im Gesamtweltcup noch Rang drei zu belegen. "Das gibt mir einen riesigen Motivationsschub für die Weltmeisterschaft!", sagte sie.
Michael Hölz, Präsident von Snowboard Germany, lobte darüber hinaus die Organisatoren in Winterberg, die trotz schwieriger äußerer Bedingungen erneut eine rennfertige Piste hatten präparieren können. "Winterberg ist mit seiner Infrastruktur und seinen vielen Helferinnen und Helfern einfach ein toller Ort für ein solches Event."