Die Leichtathleten Vanessa Low (Weitsprung/Sprint), Niko Kappel (Kugelstoßen) und das Team der 4×100-Meter-Staffel sind die Behindertensportler des Jahres 2016.
Die Leichtathleten Vanessa Low (Weitsprung/Sprint), Niko Kappel (Kugelstoßen) und das Team der 4×100-Meter-Staffel sind die Behindertensportler des Jahres 2016.
Bei einem Festakt mit 400 geladenen Gästen im Deutschen Sport & Olympia Museum in Köln wurden sie am Samstagabend geehrt.
Die 26-jährige Paralympics-Siegerin im Weitsprung, Vanessa Low, darf sich zum ersten Mal Behindertensportlerin des Jahres nennen. Dies ist jedoch nicht die erste Auszeichnung für Low in diesem Jahr. Sie wurde für ihre herausragenden Leistungen bei den Paralympischen Spielen bereits von der Deutschen Sporthilfe zur Sportlerin des Monats September gekürt.
Nachdem Vanessa Low bei den Paralympics in London 2012 den sechsten Rang im Weitsprung belegt hatte, wechselte sie Trainer und Wohnort und zog für den Sport in die USA nach Oklahoma City. Dort bereitete sie sich mit Trainer Roderick Green auf die Paralympischen Spiele in Rio de Janeiro vor. Das hat sich für die beidseitig oberschenkelamputierte Athletin ausgezahlt, denn Low ließ ihre Dauerkonkurrentin Martina Caironi (Italien) in Rio hinter sich und sprang in ihrer Startklasse T42 sogar mit Weltrekordweite (4,93 Meter) zu paralympischem Gold. Ihre erfolgreichen Spiele 2016 hat sie mit einem hervorragenden zweiten Rang im Sprint über 100 Meter abgerundet.
Auch im Vorfeld der Paralympischen Spiele setzte sich Vanessa Low bei Welt-und Europameisterschaften gegen die Konkurrenz durch und kämpfte sich im Weitsprung ganz nach oben auf das Siegertreppchen.
Für Niko Kappel waren die Spiele 2016 eine Abfolge von Premieren: Seine ersten Paralympischen Spiele, sein erstes paralympisches Gold – das war zugleich die erste paralympische Goldmedaille für die Deutsche Paralympische Mannschaft am Zuckerhut. Der 21-jährige Kleinwüchsige, der in der Klasse F41 startet, bezwang bei seinem Kugelstoß-Debüt auf paralympischer Bühne souverän auch seinen Konkurrenten, den Weltrekordhalter und Topfavoriten Bartosz Tyszkowski. Kappel verwies den polnischen Kugelstoßer im fünften Versuch mit einer Weite von 13,57 Meter auf den zweiten Platz und verbesserte seine persönliche Leistung damit um 31 Zentimeter.
In seiner noch jungen Karriere hat der Sindelfinger, der von Peter Salzer trainiert wird, bereits bei der Weltmeisterschaft 2015 und der Europameisterschaft 2016 mit Silbermedaillen geglänzt. Gekrönt wurde sein rasanter sportlicher Aufstieg durch das Rio-Gold.
Und nun folgt eine weitere Premiere: Niko Kappel ist Behindertensportler des Jahres 2016.
Die 4×100-Meter-Staffel mit David Behre, Johannes Floors (21), Markus Rehm (28) und Felix Streng (21) ist Team des Jahres 2016
Die vier Leverkusener sprinteten erneut an die Spitze. Nachdem das Erfolgs-Quartett bereits bei der Weltmeisterschaft 2015 und der Europameisterschaft 2016 die Goldmedaille gewann, sicherten sie sich in Rio nun auch noch paralympisches Gold. Sie sprinteten mit paralympischem Rekord und neuem Europarekord in 40,82 Sekunden ins Ziel und holten somit in der Startklasse T42-46 das begehrte Gold. Das Team aus den USA mit Jerome Singleton, Jarryd Wallace, Jaquvis Hart und Hunter Woodhall überquerte zwar als erstes mit Weltrekord die Ziellinie, wurde aber aufgrund eines Wechselfehlers von Wallace auf Hart nachträglich disqualifiziert. Die Freude über den unverhofften Goldregen bei Sportlern und Fans war riesig, so groß, dass sich Johannes Floors beim Jubeln das Knie verdrehte und anschließend mit dem Rollstuhl aus dem Stadion gefahren werden musste. Das jahrelange Wechseltraining beim TSV Bayer 04 Leverkusen der vier Sportler hatte sich ausgezahlt. Die US-Sprinter sind zwar die schnellere Zeit gelaufen, machten aber einen fatalen Wechselfehler, der sie die Goldmedaille kostete. „ Wir waren das bessere Team“ so Markus Rehm. Ein Team, das sich verdient Team des Jahres bei der Behindertensportlerwahl 2016 nennen darf.
DBS- Nachwuchssportler des Jahres 2016
Der 22-jährige Kanute Tom Kierey kämpft hart für seinen Erfolg. Über 25 Stunden in der Woche trainiert der Berliner, neben seiner Ausbildung zum Groß – und Außenhandelskaufmann. Nun kann der junge Leistungssportler die Früchte seiner Arbeit ernten. Bei der Weltmeisterschaft 2016 auf der Duisburger Regattabahn setzte er sich gegen die starke Konkurrenz durch und stand ganz oben auf dem Siegertreppchen. Diesen Erfolg verpasste er bei den Paralympics in Rio de Janeiro um Haaresbreite. Nur 9 Hundertstel trennten ihn vom Paralympics-Sieger, dem Ukrainer Serhii Yemelianov. Für Tom Kierey „ eine klare Ansage für Tokio“.
Als Honorierung für seine herausragenden Leistungen wird Tom Kierey mit dem DBS-Nachwuchspreis geehrt.
DBS-Ehrenpreis für das IPC-Governing Board
Der diesjährige Ehrenpreis des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) geht an das IPC-Governing Board. Der IPC-Vorstand wird vom DBS für seine Null-Toleranz-Politik bei der Dopingbekämpfung ausgezeichnet. Die im Vorfeld der Paralympics in Rio aufgedeckten Dopingpraktiken Russlands stellen im Behindertensport eine neue Dimension dar. Folgerichtig begrüßte der DBS, die klare, unmissverständliche und mutige Entscheidung des IPC, die russischen Athletinnen und Athleten von den Paralympics 2016 auszuschließen. Friedhelm Julius Beucher: „Es handelte sich hier um ein wichtiges Signal hin zu einem konsequenten Anti-Doping-Kampf – im Sinne des Fair-Play-Gedankens im Sport. Diese harte Linie war der völlig richtige Weg. Im Gegensatz zum IOC hat der Paralympische Sport diese historische Chance wahrgenommen, von der sich der DBS nachhaltige Auswirkungen auf gerechte Wettkämpfe erhofft.“
Spitzenpolitiker, Sportler, Vertreter aus Gesellschaft und Wirtschaft, Partner und Förderer des Deutschen Behindertensportverbands sowie Medien nahmen an der Ehrung der Behindertensportler des Jahres 2016 teil.
Hintergründe zu den Sportlerinnen und Sportlern unserer Deutschen Paralympischen Mannschaft finden Sie unter www.deutsche-paralympische-mannschaft.de.
(Quelle: Deutscher Behindertensportverband)
Die 4x100 Meter Staffel v.l.n.r.: Markus Rehm, David Behre, Trainer Karl-Heinz Düe, Felix Streng, Johannes Floors freuen sich über die Auszeichnung.