Einen Tag nach dem Olympiasieg von Denise Herrmann hat Benedikt Doll eine weitere Überraschung der deutschen Biathleten knapp verpasst. Johannes Kühn und Erik Lesser enttäuschten im Einzel.
Benedikt Doll pustete kräftig durch und nahm die nächste deutsche Biathlon-Überraschung nach dem sensationellen Olympiasieg von Denise Herrmann ins Visier. Bis zum letzten Stehendanschlag lag der 31-Jährige im Einzel über 20 km auf Medaillenkurs, Bundestrainer Mark Kirchner fieberte am Schießstand von Zhangjiakou angespannt mit - doch Dolls zweite Strafminute machte alle Träume zunichte.
Als Sechster fehlten dem früheren Sprint-Weltmeister aus dem Schwarzwald 36 Sekunden aufs Podium. "Ich weiß gar nicht so ganz, ob ich jetzt heulen oder mich freuen soll", sagte Doll in der ARD, er haderte aber eher mit seinem ersten Fehler im Liegendanschlag: "Klar war es ein gutes Rennen, aber von der Platzierung kann man sich recht wenig kaufen."
Auch Roman Rees zeigte mit nur einem Fehlschuss ein starkes Rennen und platzierte sich als zweitbester Deutscher direkt hinter Doll. Johannes Kühn und Erik Lesser enttäuschten hingegen mit den Rängen 51 und 67.
Seine erste olympische Goldmedaille holte der französische Gesamtweltcup-Führende Quentin Fillon Maillet (2 Strafminuten) vor dem fehlerfreien Überraschungsmann Anton Smolski (Belarus/+14,8 Sekunden). Bronze ging an Norwegens Star Johannes Thingnes Bö (2/+31,1).
Auch am Dienstag strahlte Herrmanns fantastischer Sturm zu Gold noch nach - den Männern sollte der Coup ebenfalls ordentlich Schub geben. Und nachdem die umjubelte Olympiasiegerin im Olympischen Dorf mit einem "kleinen Gläschen Sekt" angestoßen hatte, nahmen auch Doll, Lesser und Co. eine Überraschung ins Visier.
"Die Männer sind eh gut drauf, die Stimmung ist super, wir sind sehr selbstbewusst", sagte Bernd Eisenbichler, Sportlicher Leiter der Biathleten im Deutschen Skiverband (DSV), nach Herrmanns Triumph: "Natürlich gibt so ein Ergebnis noch mehr Selbstvertrauen."
Während Doll und Rees dies bei guten Bedingungen mit absolut beherrschbarem Wind unter Beweis stellten und eine große Portion Mut für die kommenden Aufgaben schöpften, erlebten ihre beiden Teamkollegen ein Rennen zum Vergessen.
Bei Johannes Kühn, der in dieser Saison im Sprint von Hochfilzen seinen ersten Weltcupsieg gefeiert hatte, blieben gleich sechs der 20 Scheiben stehen. "Das Rennen war praktisch nach zehn Minuten gelaufen", sagte der Sprint-Sieger von Hochfilzen, der schon beim ersten Liegendschießen drei Scheiben verfehlte.
Lesser, bei den vergangenen beiden Winterspielen bester Deutscher im Einzel und 2014 in Sotschi sogar mit Silber dekoriert, agierte liegend glänzend. Stehend schoss er aber fünf Fahrkarten.
Die Biathleten dürfen sich nun auf mehrere Ruhetage freuen. Die Frauen um Olympiasiegerin Denise Herrmann und Franziska Preuß peilen im Sprint am Freitag die nächste Überraschung an. Für die Männer steht am Samstag (beide 10.00 Uhr MEZ) das kürzeste aller Rennen auf dem Programm.
Quelle: DOSB, SID