Linus Straßer erlebt beim Slalom in Gurgl ein Rennen zum Vergessen. Einzig Lena Dürr gelingt in Tirol ein Top-Ergebnis.
Finale der besten 30 Fahrer ohne Straßer
Immer wieder schüttelte Linus Straßer den Kopf, fassungslos blickte der eigentlich beste deutsche Slalomfahrer auf die Anzeigentafel im Zieleinlauf von Gurgl. Straßer, als Erster in den Weltcup in Tirol gestartet, wusste sofort: Dieser Lauf war nichts. "Das wird sich nicht ausgehen", sagte er völlig geknickt in der ARD. Genau 40 Starter später hatte der 32-Jährige dann tatsächlich Gewissheit: Das Finale der besten 30 Fahrer fand in Gurgl ohne Straßer statt.
So eine Leistung liege "lang zurück", bilanzierte Straßer sichtlich enttäuscht. Genauer gesagt: Fast drei Jahre. Im Dezember 2021 hatte der Münchner im französischen Val d'Isere zuletzt ein Slalomfinale wegen einer zu schlechten Laufzeit verpasst. Das Selbstvertrauen, mit dem Straßer in diesen Winter gestartet war, erlitt am Sonntag jedenfalls einen harten Schlag. "Es war richtig bitter", sagte er: "Ich habe von oben weg bis zum letzten Tor nur geschaut, dass ich irgendwie drin bleibe und ins Ziel komme. Das hat keinen Spaß gemacht."
Immerhin befand sich Straßer beim Sieg des Franzosen Clement Noel, der schon in Levi gewonnen hatte, in prominenter Gesellschaft. Die beiden Rückkehrer Marcel Hirscher und Lucas Pinheiro Braathen brachten ihre Läufe nicht einmal zu Ende - für den Deutschen aber ein schwacher Trost. "Im Endeffekt", sagte Straßer, "muss man das Rennen ganz schnell abhaken und nach vorne schauen". Das dürfte auch für die weiteren deutschen Starter gelten, die allesamt das Finale verpassten.
Lichtblick Lena Dürr
Und so war es einzig und allein Lena Dürr, die an einem ansonsten enttäuschenden Wochenende für den einzigen Lichtblick aus Sicht des Deutschen Skiverbands (DSV) sorgte. "Das passt soweit", hatte die 33-Jährige am Samstag ihren fünften Platz kommentiert: "Alles in allem bin ich zufrieden." Das durfte sie auch sein.
In einem hochklassigen Wettbewerb hatte sich Dürr nach Rang drei in Levi die nächste Top-Platzierung gesichert. Nun freue sie sich "schon auf eine neue Chance", sagte Dürr mit Blick auf die Wettbewerbe am kommenden Wochenende im US-amerikanischen Killington, "da werden wir hoffentlich wieder nach dem Podium greifen."
Dafür muss Dürr es aber auch mit Mikaela Shiffrin aufnehmen. "Ich glaube, wir versuchen alle dagegen zu wirken", sagte die gebürtige Münchnerin. Am Samstag waren alle Mühen aber - mal wieder - vergebens. Shiffrin ist nach ihrem Sieg bei der Frauen-Premiere in Gurgl nur noch einen Erfolg von ihrem 100. Weltcup-Triumph entfernt. Beim Riesenslalom und Slalom am kommenden Wochenende im US-Bundesstaat Vermont bieten sich der Skikönigin gleich zwei Chancen, die magische Marke zu erreichen.
Eine Krönungsmesse vor der eigenen Haustür, unweit der Schule, die sie einst besucht hatte - das dürfte auch Shiffrin gefallen. "Es ist nicht unmöglich, aber es müssen so viele Dinge richtig laufen", sagte die 29-Jährige: "Es ist nicht einfach, und jeder macht Druck und holt auf. Ich nehme das nicht als selbstverständlich hin."