Geschichtsstunde

Das Wunder von Innsbruck - Eishockey-Bronze 1976

In unserer Geschichtsstunde blicken wir wöchentlich auf einen historischen Moment der deutschen Olympia-Geschichte. Heute: Der Bronze-Erfolg von der Eishockey-Männer bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck.

Autor: DOSB
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 11. Mai 2017

Seit dem 05. Mai findet in Paris und in Köln die diesjährige Eishockey-WM statt. Nach dem überraschenden 2:1-Auftaktsieg der deutschen Männer gegen die USA folgten Niederlagen gegen Schweden (2:7) und Russland (3:6). Gegen die Slowakei feierte das Team dann durch einen 3:2-Erfolg (0:1, 2:1, 0:0) nach Penalty-Schießen dann ihren zweiten Turniersieg. Die Partien gegen Dänemark, Italien und Lettland stehen erst noch aus. Für uns also Grund genug, auf den sensationellen Erfolg der Eishockey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck zu blicken.

Wie in den Jahren zuvor startete das Eishockey-Turnier mit einer Ausscheidungsrunde. Die Paarungen ergaben sich sodann aus den Platzierungen der Teams bei den Weltmeisterschaften aus dem Vorjahr. Zunächst musste die deutsche Auswahl gegen die Schweiz ran. Souverän siegte man hier am 02. Februar vor 7.500 Zuschauern mit 5:1 (1:0, 2:0, 2:1) durch die Tore von Lorenz Funk (2), Ernst Köpf, Erich Kühnhackl und Wolfgang Boos. Damit stand fest: Deutschland spielt in der Finalrunde in der A-Gruppe um die Plätze 1 bis 6. 

Der erste Gegner waren die Polen, die sich ihrerseits mit 7:4 in der Ausscheidungsrunde gegen Rumänien durchsetzten. Gegen Deutschland hatten sie am Ende dann jedoch mit 4:7 (2:5, 0:0, 2:2) das Nachsehen. Es folgten eine 3:5-Niederlage (1:2, 1:1, 1:2) gegen Finnland, ein 3:7 (2:5, 0:1, 1:1) gegen die UdSSR und ein 4:7 (0:4, 2:3, 2:0) gegen die Tschechoslowakei. Im abschließenden Spiel besiegte man denn jedoch die USA mit 4:1 (0:0, 1:0, 3:1). 

Doch, zu welchem Platz hatte dieses Ergebnis nun gereicht? Die Verwirrung war groß. Denn am Ende landete das deutsche Team punktgleich mit den USA und Finnland auf dem dritten Platz. Klar war nur: Die USA hatten, auch aufgrund des abschließenden Spiels gegen die Deutschen, das schlechtere Torverhältnis und somit keine Chance auf Bronze. Doch im direkten Vergleich zwischen Deutschland und Finnland hatte Deutschland mit einem Torverhältnis von 7:6 Toren das Nachsehen gegenüber den Finnen, die ein 9:8 aufweisen konnten. Damit schien eigentlich alles klar. Bronze für Finnland, Rang vier für Deutschland.

Denkste. Schließlich spielte die Tordifferenz damals noch keine Rolle. Viel entscheidender: der Torquotient. Nur wusste von dieser Regel offenkundig kaum jemand. Also wurde gerechnet. Die erzielten Tore wurden durch die Tore geteilt, die man sich eingefangen hatte. Finnland kommt somit auf 1,125. Die deutsche Auswahl aber auf 1,167. Deutschland hatte sich, überspitzt gesagt, mit 0,041 Toren Vorsprung die Bronze-Medaille gesichert. Es war das „Wunder von Innsbruck“.

Besonders kurios: die deutschen Spieler waren bereits enttäuscht auf dem Weg zurück in die Kabine. Erst auf dem Weg dorthin gratulierte ihnen jemand zu Bronze und sorgte so für die große Überraschung. 

Die Spieler von damals, namentlich Lorenz Funk, Ernst Köpf, Alois Schloder, Rudolf Thanner, Josef Völk, Anton Kehle, Erich Kühnhackl, Rainer Philipp, Klaus Auhuber, Ignaz Berndaner, Wolfgang Boos, Martin Hinterstocker, Udo Kießling, Walter Köberle, Stefan Metz, Franz Reindl, Ferenc Vozar, und Erich Weishaupt bleiben damit unvergessen. Knapper kann man schließlich wirklich keine Medaille gewinnen.

Ach, und übrigens: Die Regel von damals, die findet heute keine Anwendung mehr. Außerdem freuen wir uns, wenn unsere Männer in Köln die Gruppenphase überstehen. Vielleicht ja auch, ohne auf das Torverhältnis angewiesen zu sein. Wir drücken euch die Daumen!