Wie können wieder mehr Städte davon überzeugt werden, sich für Olympische Spiele zu bewerben? Mit dieser Frage beschäftigten sich Sportstudierende der Universitäten Leipzig, Tübingen, Mainz und Bayreuth.
Wie können wieder mehr Städte davon überzeugt werden, sich für Olympische Spiele zu bewerben? Mit dieser Frage beschäftigten sich Sportstudierende der Universitäten Leipzig, Tübingen, Mainz und Bayreuth.
Eine landesweite, dezentrale Ausrichtung der Olympischen Spiele, stärkere Einbindung der Bevölkerung oder sogar Werbung in Wettkampfstätten, das waren die Fragen, mit denen sich die Sportstudierenden am 5. Dezember beim Bundesfinale des Akademischen Fallstudienwettbewerbs in Frankfurt, das von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Kooperation mit der Deutschen Olympischen Akademie (DOA) ausgerichtet wurde, beschäftigten.
Bereits zum 16. Mal setzen sich Studierende aus dem Bereich der Sportwissenschaften mit Themen auseinander, die Olympische und Paralympische Spiele sowie den organisierten Sport betreffen. In diesem Jahr schlüpften die Studierenden in die Rolle einer Agentur, die einer Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ein Konzept zur Reformierung des Bewerbungsprozesses vorstellt. Das Ziel des Konzeptes: Potenziellen Bewerberstädten eine Kandidatur als Ausrichterstadt Olympischer Spiele schmackhaft zu machen.
Jede Gruppe hatte vom Zeitpunkt der Themen-Bekanntgabe an vier Tage Zeit, eine Strategie und konkrete Maßnahmen auszuarbeiten. Im Finale galt es, die fiktive IOC-Kommission, bestehend aus Dr. Christian Alfs (PROPROJEKT), Kai Gemeinder (Moderator und Sportjournalist), Isabel Flory (DOA) und Jonathan Koch (Olympiateilnehmer), in nur fünf Minuten von den eigenen Ideen zu überzeugen. Anschließend stellte sich jede Gruppe noch weitere fünf Minuten den Fragen der Jury.
Sieger kommen aus Mainz
Die Studierenden fanden sehr unterschiedliche Antworten auf die Frage nach geeigneten Interventionen, um die Zahl der Bewerberstädte zu steigern. Die Delegation der Uni Leipzig (TeamOne) sah als langfristige Maßnahme zur Kostenersparnis und Erleichterung der Planbarkeit ein kontinentales Rotationsprinzip vor, bei dem der Kontinentalverband dann ein Land bzw. eine Stadt für die Ausrichtung auswählt. Die Studierenden aus Tübingen (FML Consulting) präsentierten einen 3-Punkte-Plan, der neben einer dezentralen, landesweiten Ausrichtung der Wettbewerbe und damit einhergehend einer gleichmäßigeren Verteilung des finanziellen Risikos einen stärkeren Fokus auf den Grundgedanken der Spiele legt. Auch das Bayreuther Team (WSZ Consulting) schlug der Jury eine länderübergreifende Ausrichtung der Olympischen Spiele vor. Zusätzlich sollen sich die Wettkampfstätten für Werbung öffnen, um eine zusätzliche Einnahmequelle zu schaffen.
Schlussendlich überzeugte die Jury jedoch die Strategie der Agentur eco sports+ von der Universität Mainz. Die Studierenden präsentierten ein Konzept mit einer Dezentralisierung auf Metropolregionen zur Entlastung der Infrastruktur und Reduzierung der Baukosten für Sportstätten. Als weitere Bausteine setzten sie auf stärkere Partizipation der Bevölkerung sowie langfristige Tourismusförderung. Zudem boten sie an, das IOC im Sinne einer nachhaltigen Projektgestaltung kostenfrei zu beraten. Die vierköpfige Jury wie auch Ausrichter Prof. Holger Preuß und Anja Scheu waren von der fundierten Analyse, der Qualität der Beiträge und dem professionellen Auftreten aller Gruppen begeistert.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch ein thematisch passendes Rahmenprogramm. Input aus der Praxis lieferte zum Einstieg Dr. Christian Alfs. Der Projektmanager und Sportökonom ist bei PROPROJEKT tätig, einem Unternehmen für Planungsmanagement und Projektberatung, das in diesem Rahmen unter anderem Bewerbungen für Großsportveranstaltungen unterstützt. In seinem Vortrag zum Thema „Jagd auf den weißen Elefanten – kreative Lösungen für Sportgroßveranstaltungen“ ging er auf das rückläufige Interesse von Städten an großen Sportevents ein und führte damit thematisch zu den darauffolgenden Gruppenpräsentationen hin. Im Rahmen der Veranstaltung stellte Isabel Flory zudem die DOA vor und wies auf die vielen Veranstaltungen, Projekte und Möglichkeiten, sich für die olympische Sache zu engagieren, hin. Das Gespräch mit Jonathan Koch, Ruderer und dreimaliger Olympiateilnehmer, lieferte den Anwesenden zum Abschluss spannende Einblicke, Hintergründe und Einschätzungen aus erster Hand zu den Spielen in Peking, London und Rio de Janeiro.
(Quelle: DOA)
Das Finale fand auch in diesem Jahr in den Räumlichkeiten des DOSB in Frankfurt statt. Foto: DOA