Mit drei Goldmedaillen, zwei Silbermedaillen und einmal Bronze war der elfte Wettkampftag in Rio, der bisher erfolgreichste für die Deutsche Olympiamannschaft.
Mit drei Goldmedaillen, zwei Silbermedaillen und einmal Bronze war der elfte Wettkampftag in Rio, der bisher erfolgreichste für die Deutsche Olympiamannschaft.
Kanu: Kanu-König Sebastian Brendel stand wie ein großer Triumphator mit ausgebreiteten Armen auf dem Siegerpodest. Er küsste nach seinem erneuten Goldcoup immer wieder seine Medaille, nach der Nationalhymne konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten. Brendel war von seinem zweiten Olympiasieg im Canadier-Einer überwältigt, hinzu kam die am Abend zuvor erhaltene Schocknachricht vom Tode des Kanuslalom-Trainers Stefan Henze. "Das geht an keinem spurlos vorbei. Vielleicht sind wir alle ein bisschen für Stefan gefahren", sagte der 28-Jährige. Franziska Weber/Tina Dietze rundeten mit Silber im Kajak-Zweier den Tag ab.
Turnen: Fabian Hambüchen schrie seinen unbändigen Jubel heraus und fiel Vater Wolfgang in die Arme - geschafft! Mit der allerletzten Flug-Show auf internationaler Bühne hat der Reck-Riese endlich den Turn-Olymp erklommen. An seinem Paradegerät flog er erst zweiter Deutscher nach Andreas Wecker in Atlanta 1996 zu Gold. "Heute nehme ich das Deutsche Haus auseinander, da findet ihr morgen nur noch einen Haufen Schutt", sagte er danach.
Bahnradsport: Ihr schwarz-rot-goldener Sattel flog krachend auf die Bahn, doch auch dieses Missgeschick konnte Kristina Vogel nicht stoppen: Die Erfurterin ist in den Olymp gesprintet. Als ihr Sieg mit nur vier Tausendstelsekunden Vorsprung nach bangen Momenten des Wartens feststand, vergoss sie in den Armen ihres Freundes Michael Seidenbecher Freudentränen. "Ich habe einfach meinen scheiß Sattel verloren. Ich dachte: Okay das war's", sagte Vogel: "Dann hab' ich gemerkt, ich habe gewonnen."
Johannes Eilers belegte im nervösen, gleich drei Mal gestarteten Keirin-Rennen nur Platz vier. Der 26-Jährige aus Chemnitz, zuvor sogar für Gold gehandelt, verpasste Bronze im sogenannten Kampfsprint um 0,025 Sekunden - da nutzten auch seine grünen Glückssocken nichts.
Anna Knauer (Chemnitz) belegt im Bahnrad-Sechskampf Omnium Platz 13.
Tischtennis: Die Sensation ist ausgeblieben, doch die erste Olympia-Medaille glänzt immerhin silbern: Die Tischtennisspielerinnen haben das Finale des Team-Wettbewerbs gegen Topfavorit China mit nur einem Satzgewinn 0:3 verloren. Han Ying, Petrissa Solja und Shan Xiaona haben "versucht, alles abzurufen", wie Solja meinte, "aber mehr war nicht drin."
Wasserspringen: Historisches Happy End im Flutlicht-Finale: Wasserspringer Patrick Hausding hat im Abendspringen vom 3-m-Brett Bronze gewonnen und damit Geschichte geschrieben. Der Rekord-Europameister aus Berlin sorgte für die erste Medaille eines deutschen Wasserspringers in dieser Disziplin seit 104 Jahren. Für Hausding war es nach Silber im Turm-Synchronspringen 2008 das zweite Edelmetall bei Sommerspielen.
Beachvolleyball: Kira Walkenhorst sank nach dem verwandelten Matchball in den Sand, dann sprang sie auf und Laura Ludwig in die Arme - gemeinsam rannten sie schreiend vor Glück zu den deutschen Fans: Das Beachvolleyball-Duo greift nach dem 2:0-Sieg im Halbfinale gegen Larissa/Talita (Brasilien) nach Gold, Silber ist nach dem Finaleinzug sicher. "Das ist so geil, es hat alles geklappt", sagte Ludwig.
Fußball: Sie rissen die Arme hoch, hüpften im Kreis auf und ab und umarmten sich freudestrahlend. Die Fußballerinnen spielen nach dem 2:0 im Halbfinale gegen Kanada am Freitag im legendären Maracana gegen Schweden um Gold. "Das ist der Wahnsinn", sagte Bundestrainerin Silvia Neis.
Boxen: Artem Harutyunyan hat den deutschen Boxern die erste Medaille seit zwölf Jahren beschert und darf weiter von Gold träumen. Der EM-Dritte aus Hamburg gewann das Viertelfinale in der Klasse bis 64 kg gegen Batuhan Gozgec (Türkei) und hat damit Bronze sicher. "Es bedeutet mir sehr viel, dass ich der erste Deutsche seit 2004 bin, der eine Medaille gewinnt", sagte Harutyunyan.
Hockey: Als der Vorrat an Wundern aufgebraucht war, saß Moritz Fürste minutenlang alleine im Tor der deutschen Mannschaft. Der Kapitän der Hockey-Männer zog sich nach dem 2:5 (0:3) im Halbfinale gegen Argentinien das Trikot über den Kopf, und als er wieder hervorlugte, ging sein Blick ins Leere. Der Traum vom goldenen Hattrick endete mit einem Debakel, mit der höchsten Olympia-Pleite seit 32 Jahren. "Die Effizienz der Argentinier hat uns das Genick gebrochen", sagte Florian Fuchs. Es bleibt das Bronze-Spiel am Donnerstag gegen die Niederlande.
Gewichtheben: Wütend, ernüchtert, chancenlos: Gewichtheber Almir Velagic hat die Medaillenränge erwartungsgemäß deutlich verfehlt. Der stärkste deutsche Heber kam in der Königsklasse über 105 kg auf einen Zweikampfwert von 420 kg und musste sich mit dem neunten Platz zufrieden. "Die Konkurrenz war so brutal. Eine Medaille wäre nicht drin gewesen", sagte er. Von Gold trennten ihn Welten.
Leichtathletik: Nadine Müller stand rat- und fassungslos im Ring, auf der Tribüne feuerte Robert Harting vergeblich Freundin Julia Fischer an: Die deutschen Diskuswerferinnen haben eine krachende Pleite kassiert. Die WM-Dritte Müller auf Platz sechs mit 63,13 m war noch die Beste. Fischer als Neunte und Shanice Craft als Elfte erreichten nicht mal den Endkampf. Fischer fühlte sich nach dem Quali-Aus ihres Freundes Harting "nicht fluffig. Wenn es den Menschen, die ich liebe, schlecht geht, ist es schlimmer als wenn's mir selber schlecht geht."
Die Stabhochspringerinnen Lisa Ryzih und Martina Strutz haben das Finale erreicht. Annika Roloff schied bei ihrer Olympia-Premiere aus.
Die Hürden-Sprinterinnen um Vize-Weltmeisterin Cindy Roleder sind geschlossen ins Halbfinale gelaufen.
Homiyu Tesfaye hat nach einem erfolgreichen Protest das Halbfinale über 1500 m am Donnerstag erreicht. Der EM-Zehnte war auf der Zielgeraden von Europameister Filip Ingebrigtsen (Norwegen) angerempelt worden und zunächst ausgeschieden, kam nach dem Ausschluss von Ingebrigtsen aber weiter.
Die Weitspringerinnen Malaika Mihambo (6,82 m) und Sosthene Moguenara (6,55) haben das Finale am Mittwoch erreicht. Ausgeschieden ist Alexandra Wester (5,98).
Hürdensprinter Gregor Traber ist im Halbfinale ausgeschieden. In 13,43 Sekunden fehlten ihm als Fünfter seines Laufs nur zwei Hundertstelsekunden.
Ex-Weltmeisterin Christina Obergföll (62,18 m) hat ebenso wie wie Vize-Europameisterin Linda Stahl (63,95) und Christin Hussong (62,17) das Speerwurf-Finale erreicht.
Über 200 m schieden die EM-Dritte Gina Lückenkemper mit 22,73 Sekunden und Lisa Mayer (22,90) im Halbfinale aus.
Schwimmen: Thomas Lurz drückte daheim vergeblich die Daumen, als an der Copacabana auch die letzte Hoffnung auf eine Medaille unterging. "Es war nicht leicht, beim Rennen zuzuschauen", sagte der Freiwasser-Rekordweltmeister. In Peking und London hatte der Würzburger mit Bronze und Silber die Bilanz aufpoliert - ohne ihn gab es in Rio ein historisches Debakel: Erstmals seit 84 Jahren fliegen die deutschen Schwimmer ohne Edelmetall nach Hause. Christian Reichert schwamm als Neunter über zehn Kilometer klar am Podest vorbei.
Ringen: Als auch der Traum von Bronze geplatzt war, ließ sich Frank Stäbler völlig kraftlos und frustriert auf die Matte fallen. Eine Fußverletzung machte dem deutschen Weltmeister einen Strich durch die Rechnung. Auch den Kampf in der Hoffnungsrunde gegen den Japaner Tomohiro verlor er. "Ich hatte höllische Schmerzen. Hätte ich einen Arzt gefragt, hätte der mir den Start sicher verboten", sagte er.
Reiten: Die Springreiter haben sich für den finalen Durchgang im Nationenpreis qualifiziert. Christian Ahlmann mit Taloubet, Meredith Michaels-Beerbaum mit Fibonacci und Daniel Deußer mit First Class blieben im ersten Umlauf fehlerfrei. Der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum mit Casello lieferte das Streichresultat.
Segeln: Die 49er-Segler Erik Heil und Thomas Plößel haben als Zweitplatzierte das Finalrennen am Donnerstag erreicht. Gold ist zwar bereits vergeben, Silber aber möglich. Die 49er-FX-Frauen Victoria Jurczok und Annika Lorenz kamen ebenfalls ins Medalrace, haben aber keine Chance mehr aufs Podium.
(Quelle: sid)
Sebastian Brendel gewinnt wie in London 2012 Gold.