Zum 13. Mal seit den fernen Tagen 1928 in Amsterdam sind die deutschen Dressurreiter Mannschafts-Olympiasieger.
Zum 13. Mal seit den fernen Tagen 1928 in Amsterdam sind die deutschen Dressurreiter Mannschafts-Olympiasieger.
Als die wunderbare Stute Weihegold die letzte perfekte Piaffe vor den Augen der gestrengen Richter zeigte, breitete sich ein strahlendes Lächeln im Gesicht von Isabell Werth aus. "Das war der Tag der Tage", sagte die beste Reiterin der Olympia-Geschichte, "es hat alles geklappt, es hat unheimlich Spaß gemacht. Da darf man dann ja auch mal lächeln."
Zum 13. Mal seit den fernen Tagen 1928 in Amsterdam sind die deutschen Dressurreiter Mannschafts-Olympiasieger, und Isabell Werth erklomm mit nunmehr sechs Gold- und drei weiteren Silbermedaillen die Spitze des Olymps. Fast mit Ansage holte sich die deutsche Equipe das vor vier Jahren in London an Großbritannien "ausgeliehene" Gold zurück.
Nach Werth musste noch Charlotte Dujardin mit ihrem vierbeinigen Krieger Valegro ins Viereck, und was niemand ernsthaft erwartet hatte, geschah: Das Wunderpferd patzte, Dujardin, London-Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin, hatte enorme Mühe, den widerspenstigen Braunen zurück in die Spur zu bringen. Das reichte nicht zum Tagessieg in der Einzelwertung, und es reichte nicht mal annähernd zum Gold für Großbritannien.
Dass sie nun auch für das Einzel am Montag die Favoritin sein könnte, wiegelte Werth trotz aller Freude über ihre Leistung allerdings ganz entschieden ab: "Jetzt wollen wir aber mal die Kirche im Dorf lassen. Charlotte hat einen Fehler gemacht, aber das werden die Briten bis Montag wieder hinbiegen. Sie ist und bleibt die Favoritin."
Die Dramaturgie des Grand Prix Special wollte es, dass Isabell Werth mit Weihegold als letzte Deutsche ins Viereck musste - unmittelbar vor Dujardin. Ihr gelang mit der international recht unerfahrenen Weihegold eine Weltklasseleistung, an ihre 83,711 Prozentpunkte reichte kein anderer Konkurent heran.
Zuvor hatten der unbekümmerte Team-Youngster Sönke Rothenberger mit dem erst neunjährigen Cosmo, die deutsche Kür-Meisterin Dorothee Schneider mit dem kraftvollen Showtime und die Weltranglstenerste Kristina Bröring-Sprehe mit dem eleganten Desperados die Führung aus dem Grand Prix ausgebaut - und die Briten nicht mal am Gold schnuppern lassen.
Trotz aller Souveränität, die das deutsche Quartett bereits im Grand Prix gezeigt hatte, wollte keiner die Zuversicht zur Schau tragen. Lediglich Werth gestand ein, dass es "wenn nicht noch ein Drama passiert", schon reichen sollte. "Aber natürlich darf man auch in einer so komfortablen Situation das Fell des Bären nicht im voraus verteilen."
Als Erste gingen am Freitag Rothenberger (21) und Cosmo (9) ins Viereck, zusammen gerade mal 30 Jahre alt und damit für Dressur auf diesem hohen Niveau ungewöhnlich jung. Ein bisschen zuckte Cosmo bei den Einer- und Zweierwechseln und im Galopp, dennoch lag Olympia-Debütant Rothenberger innerhalb des Erwarteten. "Ich freu' mich riesig, dass es lief, wie es lief", sagte der Youngster: "Wir hatten ein paar Patzer, ich bin aber trotzdem zufrieden."
Danach gingen Dorothee Schneider und der von ihr selbst gezogene Showtime ins Viereck. Sie leisteten sich nur einen kleinen Fehler bei der Pirouette - wie schon im Grand Prix. 82,619 Punkte waren der Lohn. Schneider hatte danach Tränen in den Augen: "Wenn man ein Pferd selbst ausbildet, wenn man seit sieben Jahren eng zusammen arbeitet, und dann kommt so etwas Großes dabei raus, das ergreift einen schon mal."
Anschließend kamen Kristina Bröring-Sprehe und ihr wunderbarer Desperados - und malten endgültig eine goldene Spur in den Sand. Eleganz und Leichtigkeit, gepaart mit der kraftvoll-athletischen Ausstrahlung des schwarzen Hengstes gaben ein hoch benotetes und stimmiges Bild ab. "Er hatte ein bisschen sehr viel Fahrt drauf", sagte "KBS" über ihr Pferd: "Ich bin aber trotzdem zufrieden mit ihm."
(Quelle: SID)
Mit viel Souveränität ist das deutsche Quartett zum Olympiasieg geritten. Foto: picture-alliance