Vierte: Lena Dürr führt im Slalom nach dem ersten Lauf, verpasst dann aber knapp eine Medaille.
Als das Siegerfoto geschossen wurde, stand Lena Dürr im Abseits. Mit Tränen in den Augen musste die Münchnerin mitansehen, wie die Medaillen im Slalom, die für sie greifbar nah waren, an drei andere Läuferinnen übergeben wurden. Als Beste des ersten Laufs war Dürr in das olympische Finale auf der "Eisfluss"-Piste gegangen, auch bei den Zwischenzeiten lag sie knapp vorne, im Ziel aber leuchte neben ihrem Namen nur die "4" auf.
"Es tut grad richtig weh, noch dazu war es echt knapp", sagte Dürr mit Tränen in den Augen kurz darauf im ZDF - sie rang nach Worten. 0,07 Sekunden fehlten zu Bronze, und es wäre noch mehr drin gewesen. Olympiasiegerin Petra Vlhova (Slowakei), die von Rang acht nach vorne fuhr, lag nur 0,19 Sekunden vor der Deutschen, die ernüchtert feststellte: "Es ist bitter, es ist auch ganz knapp auf den ersten Platz."
Für Dürr war es die Chance ihres Lebens gewesen. Mikaela Shiffrin (USA) schied wie schon im Riesenslalom im ersten Lauf aus. Dürr führte knapp vor Michelle Gisin (Schweiz) und Riesenslalom-Olympiasiegerin Sara Hector (Schweden). Vlhova patzte. Zweiter Lauf: Gisin fuhr schlecht, Hector schied aus, und als Dürr ins Finale startete, tat sie das mit 0,72 Sekunden Vorsprung auf Vlhova. Doch sie verlor unterwegs den Rhythmus, der Vorsprung schmolz - und war dahin.
Vlhova, Slalom-Dominatorin und bereits Weltcupsiegerin in diesem Winter, gewann schließlich vor Weltmeisterin Katharina Liensberger (Österreich/+0,08 Sekunden), Wendy Holdener (Schweiz/+0,12) - und eben Dürr (+0,19.). Emma Aicher belegte Rang 18. Shiffrin dagegen erlebte einen weiteren Albtraum: Nach ihrem Aus im Riesenslalom am siebten Tor scheiterte sie diesmal schon nach einem Fehler an der vierten Richtungsstange.
Völlig niedergeschlagen saß sie noch lange am Pistenrand, im Ziel vermisste sie ihren 2020 tödlich verunglückten Vater Jeff. "Ich würde ihn jetzt gerne anrufen", sagte sie unter Tränen, er habe sie immer getröstet. Dass das nicht mehr möglich ist, mache es alles noch viel schlimmer. "Ich bin ziemlich sauer auf ihn", sagte Shiffrin und weinte.
Quelle: DOSB, SID