Tokio 2020

Nach zwei Stunden in der "Badewanne": Beck strahlt als Freiwasser-Fünfte

Für die meisten Schwimmerinnen war es eine ziemliche Qual, Leonie Beck hatte dagegen in der "Badewanne" von Tokio als Fünfte großen Spaß.

Autor: DOSB
2 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 04. August 2021

Bevor es in die "Badewanne" ging, klingelte um 2.43 Uhr für Leonie Beck der Wecker. Aus Aberglaube. Sie habe immer die "3" oder die "7" am Ende, erzählte die Schwimmerin lachend. Aber die "47" darf es auf keinen Fall sein, "weil ich in Rio 8:47,47 geschwommen bin". Damals war sie bei ihren ersten Olympischen Spielen als 25. über 800 m Freistil im Vorlauf ausgeschieden - und aus Frust ins Freiwasser geflüchtet.

Am Mittwoch stieg die 24-Jährige als Olympiafünfte über zehn Kilometer aus dem warmen Wasser der Tokioter Bucht und strahlte über das ganze Gesicht, während die anderen Schwimmerinnen nach zwei Stunden Qual nach Luft rangen. "Ich hab' eigentlich gar nicht geschwitzt, ich fand's ganz schön angenehm", sagte Beck und lachte.

29,3 Grad hatte das Thermometer im Wasser eine Stunde vor dem Start angezeigt, in der siebten und letzten Runde im Odaiba Marine Park im Schatten der berühmten Regenbogenbrücke waren es "garantiert über 30", mutmaßte Bundestrainer Bernd Berkhahn. 

Finnia Wunram, die als Zehnte anschlug, fand das Wasser "sehr warm", das Atmen "wegen der hohen Luftfeuchtigkeit schwieriger". Nur Beck, die nach Platz 24 bei ihrer ersten Freiwasser-WM 2017 noch ans Aufhören gedacht hatte, genoss das Rennen in den frühen Morgenstunden. So sehr, dass sie 2,5 Kilometer vor dem Ziel das Tempo verschärfte und das Feld auseinanderzog: "Ich wollte alles riskieren."

Eine gute Viertelstunde lang lag die Würzburgerin vorne, dann überholten sie die spätere Siegerin Ana Marcela Cunha aus Brasilien (1:59:30,8 Stunden), die niederländische Rio-Olympiasiegerin Sharon van Rouwendaal und die Australierin Kareena Lee und schnappten sich die Medaillen. Beck, der 2,6 Sekunden zu Bronze fehlten, war nach dem "besten Freiwasserrennen meiner bisherigen Karriere" dennoch überglücklich. 

Auch wenn sie nach ihrer Anreise am späten Samstag, der Zeitumstellung und der Gewöhnung an das Aufstehen mitten in der Nacht gar nicht wusste, "in welcher Zeitzone ich gerade lebe". Mit Olympia hat sie ihren Frieden geschlossen, nachdem sie fünf Jahre "auf diese zwei Stunden gewartet" hatte. 

Für Paris 2024 hat Beck "eine super Ausgangsposition", meinte Berkhahn. Sie selbst hat über die Teilnahme in drei Jahren noch nicht nachgedacht. Wenn, dann hätte sie wohl gerne wieder die "13" als Startnummer, denn: "Das ist eigentlich meine Glückszahl." Neben der "3" und der "7".

 

Quelle: DOSB/SID