Sebastian Brendel verpasste den erhofften Rekord, doch im Schatten des Routiniers machte sein potenzieller Nachfolger auf sich aufmerksam - und damit Hoffnung auf die Zukunft des deutschen Kanu-Rennsports. Mit vier Medaillen, darunter zweimal Gold durch Constantin Scheibner, überzeugte das Team des Deutschen Kanu Verbands (DKV) bei den Weltmeisterschaften in Kopenhagen auch ohne einen Großteil seiner Olympia-Mannschaft.
Am Schlusstag gelang dem dreimaligen Olympiasieger Brendel (33) der anvisierte Eintrag in die Geschichtsbücher nicht: Als erster Athlet in der Geschichte wollte er durch einen weiteren Triumph im Canadier über die nicht-olympischen 5000 m zum siebten Mal in Folge WM-Gold in einer Bootsklasse holen - es wurde Platz zwei hinter dem Ungarn Adolf Balazs.
Umso bemerkenswerter war aber in Abwesenheit einiger Top-Athleten der Auftritt eines acht Jahre Jüngeren, der bereits als Brendels legitimer Nachfolger gilt. Bei den Olympischen Spielen in Tokio hatte Scheibner noch als Sechster über die 1000 m die Medaillenränge verpasst. Wenige Wochen später siegte er nun in Kopenhagen sowohl über diese Distanz als auch über die nicht-olympischen 500 m.
"Es ist ein geiles Gefühl zu hören, dass man gerade Weltmeister geworden ist. Nach Tokio ist der WM-Titel jetzt eine mega-mäßige Genugtuung", hatte Scheibner bereits am Samstag nach seinem Sieg über die 1000 m gesagt.
Tags darauf folgte der zweite Streich des Mannes, dem die Zukunft gehören soll. Auch wenn viele Nationen ähnlich wie die Deutschen in Kopenhagen ohne ihre Spitzenflotte am Start waren, sind die WM-Medaillen drei und vier in Scheibners Karriere ein deutliches Zeichen an die nationale und internationale Konkurrenz.
Für die weiteren deutschen Podestplatzierungen sorgten das K2-Duo Tobias Schultz (Essen) und Martin Hiller (Potsdam) mit Silber über 500 Meter sowie der erst 19-jährige Moritz Florstedt (Magdeburg), der im K1-Sprint zu Bronze fuhr. Für den Junioren-Weltmeister von 2019 war es die erste Medaille bei Titelkämpfen im Herrenbereich.
Wie lange Brendel indes noch paddeln wird, ließ dieser auch am Rande der WM offen. Dass die WM sein letzter großer sportlicher Wettkampf war, ist nicht zu erwarten. Nach seiner Bronzemedaille im Zweier-Canadier mit Tim Hecker hatte Brendel in Tokio mit einem weiteren Start in Paris 2024 geliebäugelt. Spätestens dort könnte der frischgebackene Doppelweltmeister Scheibner dann endgültig aus dem Schatten des Ausnahmekönners heraustreten.
Quelle: sid