Binnen 13 Minuten haben die beiden Boote des Deutschen Ruderverbandes (DRV) am ersten Finaltag der olympischen Ruder-Regatta die bisherige deutsche Medaillenaubeute in Rio kräftig aufpoliert.
Binnen 13 Minuten haben die beiden Boote des Deutschen Ruderverbandes (DRV) am ersten Finaltag der olympischen Ruder-Regatta die bisherige deutsche Medaillenaubeute in Rio kräftig aufpoliert.
Zunächst wiederholte der Männer-Doppelvierer völlig überraschend seinen Olympia-Triumph von London, dann zog die Crew um Schlagfrau Lisa Schmidla nach und gewann nach einem furiosen Schlussspurt vor den Niederlanden und Polen.
"Wir wollten das Herz in die Hand nehmen, dran bleiben und gucken was geht. Bei 1000 Metern habe ich gerufen: Jungs dran bleiben, keine Gnade mehr für den Körper. Das war so geil", jubelte Karl Schulze im ZDF-Interview. Lauritz Schoof sagte: "Wir können Gott danken, dass wir das so schaffen konnten. Wir hatten eine schwierige Saison. Heute kam uns unsere gute Physis durch den Gegenwind entgegen."
Der Männer-Doppelvierer schockte die Konkurrenz von Beginn an und lag bereits nach einem Viertel der Strecke mit einer halben Bootslänge in Führung. Die Crew mit Schlagmann Hans Gruhne (Potsdam) und Philipp Wende (Leipzig) kontrollierte auch in der Folge das Rennen von der Spitze und zeigte eine bärenstarke Leistung. 500 m vor dem Ziel hatten die favorisierten Australier den Rückstand auf 1,38 Sekunden verkürzt, doch der deutsche Doppelvierer, der sich erst über den Hoffnungslauf für das Finale qualifiziert hatte, wehrte alle Angriffe ab.
Nach dem Gold-Coup schlug sich Gruhne mit der Hand auf die Brust, Schoof stand triumphierend im Boot. Die zweitplatzierten Australier saßen mit hängenden Köpfen daneben. Bronze ging an Estland. In der Besetzung Schulze (Berlin), Wende, Schoof (Rendsburg) und Gruhne war der Doppelvierer im vergangenen Jahr auch Weltmeister geworden. Bei Olympia in London waren Schulze, Wende und Schoof ebenfalls schon dabei.
Der Frauen-Doppelvierer mit Annekatrin Thiele (Leipzig), Carina Bär (Heilbronn), Julia Lier (Halle/Saale) und Schmidla (Krefeld) lag bis 500 m vor dem Ziel noch hinter Polen, doch dann drehten sie auf. "Wir haben sie schon im Augenwinkel gesehen und versucht, sie nicht zu weit aus den Augen zu lassen. Unsere Schlagfrau kann ein super Endspiel fahren, und da sind wir alle mitgegangen", sagte Bär. Schmidla meinte, es habe sich angefühlt, "als ob man auf Schienen gleitet".
Insgesamt ist der DRV in Rio allerdings nur in drei Finals der 14 olympischen Klassen vertreten. In London 2012 hatten noch sieben Boote die Endläufe erreicht. In den Halbfinals am Donnerstag scheiterten der Vierer ohne Steuermann, der Zweier ohne Steuerfrau sowie die leichten Doppelzweier bei den Männern und Frauen deutlich.
Letzte Medaillenhoffnung ist damit der Deutschland-Achter, der im Finale am Samstag (11.24 Uhr OZ/16.24 Uhr MESZ) auf Weltmeister Großbritannien, Rekord-Olympiasieger USA, die Niederlande, Neuseeland und Polen trifft.
(Quelle: SID)
Die Männer sind mit viel Herz zu Gold gefahren (v.li): Philipp Wende, Lauritz Schoof, Karl Schulze und Schlagmann Hans Gruhne