Gesa Felicitas Krause hat bei den Olympischen Spielen in Tokio eine Medaille über 3000 m Hindernis und damit ein verspätetes Geburtstagsgeschenk verpasst. Für Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul ist der Traum von einer Olympia-Medaille geplatzt - wegen einer Fußverletzung.
3000 m Hindernis:
Völlig entkräftet stützte sich Gesa Felicitas Krause mit den Händen auf ihren zitternden Beinen ab, sie atmete schwer und wischte sich die Spucke vom Mund. Sie hatte gekämpft und alles gegeben, doch der ganz große Traum von einer Olympia-Medaille ging für den Hindernisstar nicht in Erfüllung. Einen Tag nach ihrem 29. Geburtstag wurde Krause Fünfte.
"Ich wollte unbedingt um die Medaillen kämpfen, das ist mir nicht gelungen", sagte Krause: "Natürlich ist da auch ein weinendes Auge mit dabei. Aber am Ende des Tages würde ich trotzdem nicht sagen, dass es irgendwie schlecht war. Ich bin Fünfte bei Olympischen Spielen geworden, das ist definitiv eine gute Leistung."
Gold über die 3000 m Hindernis sicherte sich Peruth Chemutai aus Uganda (9:01,45) vor der US-Amerikanerin Courtney Frerichs (9:04,79) aus den USA. Bronze gewann Hyvin Kiyeng (Kenia/9:05,39).
Dass es für die WM-Dritte diesmal nichts mit einer Medaille werden würde, hatte sich schon relativ früh im Rennen abgezeichnet. Sie hatte dieses Edelmetall so sehr gewollt, sich zuletzt noch einmal in einem Höhentrainingslager in der Schweiz gequält, doch Krause wirkte nicht ganz frisch, nicht ganz so spritzig. Immer war sie von anderen Läuferinnen "eingekesselt", als vorne zur Mitte des Rennens das Tempo verschärft wurde, fand sie keine Lücke, um zu reagieren. Der Abstand nach vorne wurde größer - und Krause fehlte die Kraft, um noch einmal heranzukommen.
"Ich bin fit, ich fühle mich gut, und ich freue mich riesig auf das olympische Finale", hatte Krause vorher gesagt. Zwei Runden vor Schluss war aber endgültig klar, dass es mit der ersehnten Medaille nichts wird. 40, 50 Meter hatte Krause schon Rückstand, doch am Ende holte sie ihr bestes Olympia-Ergebnis und war wieder beste Europäerin. Die Qualen standen ihr später ins Gesicht geschrieben.
Die zweimalige Europameisterin Krause hatte bei den Weltmeisterschaften 2015 und 2019 jeweils Bronze geholt und damit ihre größten Erfolge gefeiert. 2024 peilt sie ihre vierte und wohl letzte Olympia-Teilnahme in Paris an - einfacher wird es dann mit einer Medaille sicher nicht werden.
Zehnkampf/Siebenkampf:
Niklas Kaul saß im Rollstuhl, das Gesicht in den Händen vergraben, die Schmerzen waren einfach zu groß - für den Zehnkampf-Weltmeister sind seine Medaillenträume bei Olympia dramatisch geplatzt. Wegen einer Fußverletzung musste der 23-Jährige im abschließenden 400-m-Lauf nach etwa der Hälfte des Rennens aufgeben, er wälzte sich auf dem Boden und wurde dann im Rollstuhl aus dem Stadion gefahren. Besonders bitter: Für den Mainzer schien zumindest Bronze in Reichweite.
Vor seinem Aus hatte Kaul eine starke Vorstellung gezeigt, er lag auf Kurs Bestleistung, steuerte über 8700 Punkte an. Nach 11,22 Sekunden über 100 m, 7,36 m im Weitsprung und 14,55 m mit der Kugel gelang Kaul im Hochsprung mit 2,11 m eine persönliche Bestleistung - doch ausgerechnet bei dem Sprung verletzte er sich am rechten Fuß. Danach humpelte Kaul mit blutiger Socke aus dem Stadion. Teamarzt Andrew Lichtenthal behandelte ihn unter Hochdruck, mit einer dicken Bandage rannte er noch einmal los - doch die Schmerzen waren am Ende zu groß.
Im Siebenkampf der Frauen darf Kauls Trainingskollegin Carolin Schäfer (Frankfurt) hingegen mit einer Medaille liebäugeln. Die Vizeweltmeisterin von 2017 liegt nach vier Disziplinen mit 3801 Punkten auf Platz sieben, Rang drei ist für die 29-Jährige im Bereich des Möglichen - zumal die mitfavorisierte Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien) ausgeschieden ist.
"Ich bin rundum zufrieden und gehe mit einem großen Lächeln aus dem Tag, sagte Schäfer, die in diesem Jahr wegen gesundheitlicher Probleme bisher keinen Siebenkampf bestritten hatte und von einer Impfreaktion ausgebremst worden war, in der ARD. Vanessa Grimm (Königstein) rangiert auf Platz 18 (3649).
Im Zehnkampf läuft alles auf ein packendes Duell zwischen Damian Warner (Kanada) und Weltrekordler Kevin Mayer (Frankreich) hinaus. In Führung liegt nach dem ersten Tag Warner mit 4722 Punkten, Mayer ist mit 4340 Zählern derzeit Fünfter. Sowohl Warner als auch Mayer steuern nach der Halbzeit auf ein Ergebnis von rund 8900 Punkten zu. Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) ist 13. mit 4251 Zählern.
In Führung liegt bei den Frauen die Niederländerin Anouk Vetter (3968), Rio-Olympiasiegerin Nafissatou Thiam lauert auf Platz drei (3921). Die Belgierin hat den stärkeren zweiten Tag.
Quelle: DOSB/SID