Der Profigolfer und zweimalige Major-Sieger Martin Kaymer über die olympische Wiedergeburt seiner Sportart, das Leben im Athletendorf und die Kritik am Spielmodus.
Der Profigolfer und zweimalige Major-Sieger Martin Kaymer über die olympische Wiedergeburt seiner Sportart, das Leben im Athletendorf und die Kritik am Spielmodus.
SPORTDEUTSCHLAND- Das Magazin: Herr Kaymer, Sie haben erzählt, dass es für Sie nichts Größeres gebe, als bei Olympia Gold zu gewinnen. Mit dieser Freude stehen Sie unter Ihren Profikollegen ziemlich allein da. Warum?
MARTIN KAYMER: Es gibt schon einige, die sich auf Olympia freuen. Es war nur aufgrund des vollgepackten Kalenders nahezu unmöglich, sich früher im Jahr darauf zu fokussieren. Vor Rio haben wir noch zwei Major-Turniere, das ist mit Sicherheit ein Grund, weshalb nicht so ausführlich darüber gesprochen wurde. Natürlich sind die Majors auch für mich wichtig, aber ich habe oft gesagt: Es geht nichts über eine olympische Medaille.
Gab es auch generelle Vorbehalte?
Zika spielt eine große Rolle. Wir sind fast acht Stunden am Tag an der frischen Luft, oft in der Nähe von stehenden Gewässern. Natürlich bekommt man ständig Updates, aber im Hinterkopf hat man die Gefahr dennoch präsent. Ich habe mich umfassend informiert, auch bei unabhängigen Stellen, und daraufhin entschieden, dass ich fahre.
Ein Weltstar aus einer anderen großen Profisportart, der Basketballer Dirk Nowitzki, ist ebenfalls ein großer Olympiafan. Haben Sie mit ihm über seine Begeisterung und seine Erfahrungen gesprochen?
Mit ihm leider nicht, dafür mit anderen. Ich habe im letzten Jahr im Rahmen eines Charity-Turniers zugunsten meiner Stiftung die Möglichkeit gehabt, mit Jonas Reckermann, Julius Brink, Moritz Fürste zu sprechen. Sie haben tolle Sachen erzählt. Ich freue mich wirklich sehr auf die neue Erfahrung.
Was gewinnt Olympia durch Golf und was Golf durch Olympia?
Eine weitere spannende Sportart, die Olympia noch kompletter macht. Golf hat durch Olympia die Möglichkeit, bekannter zu werden, Interesse zu wecken und vielleicht den ein oder anderen dazu zu animieren, es selbst einmal auszuprobieren.
Haben Sie die Olympiaanlage schon bespielt oder ist das Neuland für Sie?
Da der Platz erst Anfang dieses Jahres komplett fertig geworden ist, hatte ich leider keine Möglichkeit. Soweit ich weiß, war bislang kein Spieler vor Ort. Von daher wird es für alle die gleiche Herausforderung sein, sich möglichst schnell auf das Grün einzustellen.
Werden Sie im Olympischen Dorf wohnen?
Auf jeden Fall, ich möchte diese Erfahrung unbedingt machen. Gerade der Austausch mit den anderen Sportlern und das Teamgefühl der Deutschen Olympiamannschaft sind für mich sehr spannend.
Was ist für Sie der größte olympische Moment?
Da gibt es sehr viele, ich möchte keinen bestimmten herauspicken. Ich verfolge die Olympischen Spiele von klein auf, und ich freue mich, nun zum ersten Mal live dabei sein zu können.
Es gibt Kritik am Spielmodus: zu wenig spieler- und zuschauerfreundlich. Wie sehen Sie das?
Ich glaube, dass eine Chance verpasst wurde. Für uns ist es von der Spielweise her ein Turnier wie jedes andere. Und für den Zuschauer, der nicht ständig Golf schaut, ist es nur am Sonntagnachmittag wirklich spannend. Ich hätte ein System im Team oder eine kombinierte Spielweise mit den Damen viel interessanter gefunden. Vier Runden Zählspiel kennt jeder.
Haben Sie in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele irgendwas verändert?
Als ich hörte, dass Golf wieder olympisch wird, habe ich in der Ernährung, im Fitnesstraining und in anderen Sportarten einige Dinge ausprobiert, um im Sommer 2016 in Top-Form zu sein. Ich glaube, das ist mir gut gelungen. Ich fühle mich sehr gut.
Golf musste sich für die Aufnahme den Dopingregeln des IOC unterwerfen. Sind Sie von der WADA oder NADA getestet worden?
Zweimal zu Hause und mehrmals direkt bei Turnieren, sowohl in den USA als auch in Europa.Was ist für Sie die größte Motivation: die Teilnahme an Olympia oder die Medaille, gar Gold? Die Teilnahme an sich ist schon ein großes Erlebnis. Aber wenn man dabei ist, möchte man natürlich auch gewinnen!
(Quelle: Sportdeutschland - Das Magazin 02/2016)
Weltklassegolfer Martin Kaymer freut sich darauf,