Der Olympiasieger und frühere Weltrekordler im Hürdensprint, Martin Lauer, wird am Montag, 2. Januar, 80 Jahre alt.
Der Olympiasieger und frühere Weltrekordler im Hürdensprint, Martin Lauer, wird am Montag, 2. Januar, 80 Jahre alt.
Bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom gewann Martin Lauer in der 4x100-Meter-Staffel zusammen mit seinem Vereinskameraden Bernd Cullmann vom ASV Köln, Armin Hary (Bayer 04 Leverkusen) und Walter Mahlendorf (Hannover 96) in Weltrekordzeit (39,5 Sekunden) die Goldmedaille. Im Olympia-Finale über 110 Meter Hürden landete er, durch eine Knochhautentzündung gehandicapt, auf dem undankbaren vierten Platz - wie vier Jahre zuvor in Melbourne.
1959 gelang Martin Lauer eine leichtathletische Sensation mit zwei Weltrekorden innerhalb von nur 45 Minuten: Er lief in Zürich erst 110 Meter Hürden in 13,2 Sekunden und kurz danach 200 Meter Hürden in 22,4 Sekunden. Als erster Deutscher wurde ihm darauf der Titel „Welt-Leichtathlet des Jahres“ zuerkannt.
Bereits bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne belegte Martin Lauer den vierten Platz über 110 Meter Hürden und wurde Fünfter im Zehnkampf. Europameister über 110 Meter Hürden war Lauer im Jahre 1958. Der 16-fache Deutsche Meister gilt als einer der vielseitigsten Leichtathleten seiner Zeit. In seinem ersten Zehnkampf mit 19 Jahren wurde er gleich Deutscher Meister, später stellte er mit 7955 Punkten einen nationalen Rekord für den Bereich des Deutschen Leichtathletik-Verbandes auf. Der gebürtige Kölner war sportlich beheimatet beim ASV Köln, einem der erfolgreichsten westdeutschen Leichtathletikvereine, für den auch der zwei Jahre ältere Sprinter Manfred Germar unterwegs war.
Die Biografie von Martin Lauer blieb leider nicht von schweren Schicksalsschlägen befreit: Eine Blutvergiftung durch nur unzulänglich sterilisierte Spritzen hätte fast zur Amputation eines Beines geführt. In diesen Zusammenhang musste er den Unfalltod seiner damaligen Freundin hinnehmen, die nach einem Besuch an seinem Krankenbett auf der Autobahn zusammen mit seinem Bruder Fredy verunglückte, der Jahre danach an den Unfallfolgen starb. Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio ließ sich Martin Lauer als Journalist akkreditieren, um seinen Freund Willi Holdorf auf dem Weg zu Gold im Zehnkampf zu begleiten.
Erfolgreicher Schlagersänger
Das Ende seiner leichtathletischen Laufbahn markierte zugleich den Start einer künstlerischen Karriere: Martin Lauer – in Sportlerkreisen als eifriger Gelegenheits-Sänger längst bekannt – schrieb Songtexte und startete als erfolgreicher Schlagersänger durch. Rund sechs Millionen seiner Platten wurden insgesamt verkauft – Titel wie „Sacramento“ oder „Taxi nach Texas“ oder „Wenn ich ein Cowboy wär“ sind den Älteren ganz sicher noch bekannt. Martin Lauer hat in München Maschinenbau mit dem Abschluss als Dipl.-Ing. studiert; bei den Olympischen Spielen in München 1972 war er für die Einführung der elektronischen Zeitmessung verantwortlich. Martin Lauer war später in mehreren Unternehmen u.a. in der Geschäftsführung einer Beteiligungsgesellschaft, als Unternehmensberater und als Prokurist bei Triumph-Adler sowie als freier Kolumnist tätig.
Im Jahre 2002 wählte ihn das Nationale Olympische Komitee zum Persönlichen Mitglied; im Jahre 2011 wurde Martin Lauer in die Hall of Fame des deutschen Sports der Deutschen Sporthilfe aufgenommen. Er lebt in Lauf an der Pegnitz und verfolgt „seine“ Leichtathletik heute zunehmend in kritischer Distanz: „Mein guter Freund Martin Lauer ist nicht nur eine bewundernswerte Persönlichkeit wegen seiner Weltklasseleistungen im Sport, sondern auch durch die Art, wie er mit seinen unverschuldeten Schicksalsschlägen umgegangen ist und danach sein Leben gestaltet hat,“ sagte Walther Tröger, langjähriges IOC-Mitglied und NOK-Ehrenpräsident, der ihm herzlich gratuliert.
(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 51-52)
Martin Lauer wurde 2011 in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Foto: picture-alliance