Die Athletenkommission hat die Entscheidung des IOCs in Bezug auf die Teilnahme russischer Athleten an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro mit Enttäuschung verfolgt:
Die Athletenkommission hat die Entscheidung des IOCs in Bezug auf die Teilnahme russischer Athleten an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro mit Enttäuschung verfolgt:
"Wir bewerten es als vertane Chance, dass das durch die Berichte der Independent Commission und der Independent Person (McLaren) bewiesene, staatlich initiierte, gelenkte und geschützte Dopingsystem in Russland nicht zu einem Ausschluss des russischen NOKs von den Spielen in Rio geführt hat.
Die Weiterleitung der Entscheidung über die Teilnahme russischer Athleten an die Internationalen Verbände sehen wir kritisch, da nicht absehbar ist, ob Prüfungen durch die IFs nach einheitlichen Kriterien erfolgen werden. Aufgrund der IOC-Entscheidung muss jetzt der Nachweis erbracht werden, dass russische Athletinnen und Athleten regelmäßig unangekündigt vor den Olympischen Spielen kontrolliert und nicht nur im internationalen Wettkampf getestet wurden.
Die individuelle Gerechtigkeit:
Als Athletenvertreter sind wir grundsätzlich dafür, dass saubere Athleten an Wettkämpfen teilnehmen und dopende Athleten gefunden und gesperrt werden. Dafür unterliegen Sportler zahlreichen und tiefgreifenden Vorschriften. In Anbetracht der Kürze der Zeit bis zur Eröffnung der Olympischen Spiele sehen wir es als unwahrscheinlich an, dass anhand einheitlicher Kriterien geprüft werden kann, ob russische Sportler aufgrund der absolvierten Tests in ihrer jeweiligen Sportart starten dürfen oder nicht.
Hier weisen wir nachdrücklich darauf hin, dass im Rahmen des McLaren Reports aus Zeitgründen noch nicht ermittelt wurde, welche russischen Athleten namentlich vom gedeckten Doping profitiert haben. Individuelle Gerechtigkeit gegenüber sauberen Athleten bedeutet auch, dass diese Athleten benannt und nach dem WADA-Code entsprechend gesperrt werden.
Andernfalls besteht das Risiko, dass Athleten in Rio an den Start gehen, die später doch als Profiteure des Dopingprogramms identifiziert werden. Wir begrüßen in diesem Zusammenhang, dass die WADA gestern das Mandat von Prof. McLaren diesbezüglich verlängert hat.
Die Entscheidung des IOCs, durch Doping vorbelastete russische Sportler, nicht in Rio zuzulassen verschärft den Zugang bei der jetzigen Prüfung durch die Internationalen Fachverbände (ähnlich der ehemaligen Osaka-Regel). Sie hat aber im Sinne der individuellen Gerechtigkeit zwei Punkte, die wir herausstellen wollen:
Da Doping kein exklusiv russisches Problem ist, werden in Rio Athleten am Start sein, die zum Teil bereits zweifach für Dopingvergehen sanktioniert wurden. Zum anderen wird Julija Stepanowa - als die maßgebliche Informantin im aktuellen Dopingskandal - aufgrund ihrer absolvierten 2-Jahressperre von einer Teilnahme ausgeschlossen. Dies ist eine Kombination, die aus unserer Überzeugung nicht zusammen passt und wohl kaum weitere Insider zur Kooperation motiviert.
Für die jetzt anstehenden Prüfungen der Internationalen Verbänden fordern wir die Offenlegung der angewendeten Prüfkriterien, sowie die Ergebnisse, die zu einem Startrecht bzw. Ausschluss geführt haben."
(Quelle: Athletenkommission im DOSB)
Die Athletenkommission im DOSB: Foto: DOSB/Ronald Bonss