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Paralympics: Das Wochenende in Rio

Die deutschen Paralymics Athletinnen und Athleten absolvierten ein erfolgreiches Wochenende in Rio de Janeiro. Dabei gab es historische Medaillen und Weltrekorde.

Autor: DOSB
8 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 12. September 2016

Die deutschen Paralymics Athletinnen und Athleten absolvierten ein erfolgreiches Wochenende in Rio de Janeiro. Dabei gab es historische Medaillen und Weltrekorde.

2. Wettkampftag, Freitag (09. September)

Katrin Müller-Rottgardt und Sebastian Fricke sprinten zu Bronze

Katrin Müller-Rottgardt hat mit ihrem Guide Sebastian Fricke bei den Paralympics im brasilianischen Rio de Janeiro Bronze über die 100 Meter der Klasse T12 gewonnen. Die 34-Jährige, die für den TV Wattenscheid startet und von Simone Lüth trainiert wird, sprintete in persönlicher Bestleistung von 11,99 Sekunden ins Ziel, nachdem sie schon im Vorlauf in 12,11 Sekunden eine starke Leistung gezeigt hatte.

Felix Streng gewinnt Bronze über 100 Meter

Felix Streng hat im Rennen über 100 Meter der Klasse T44 Bronze gewonnen und damit bei seinem Paralympics-Debüt gleich eine Medaille geholt. Der 21-Jährige, der für den TSV Bayer Leverkusen startet und von Karl-Heinz Düe trainiert wird, sprintete in 11,03 Sekunden zu Bronze und verfehlte Silber nur um eine Hundertstelsekunde.

Mit erneutem Europarekord zu Silber

Tobias Pollap hatte sich gerade noch über seine Zeit und Platz acht im Finale über 50 Meter Freistil geärgert, da ballte er auch schon jubelnd die Faust. Denn soeben war Teamkollegin Denise Grahl zu Silber geschwommen. Und die Freude in der deutschen Mannschaft war entsprechend groß – schließlich war es die erste Medaille der Schwimmerinnen und Schwimmer von Bundestrainerin Ute Schinkitz bei den Paralympics in Rio de Janeiro. Mit neuem Europarekord sicherte sich die 23-jährige Schwerinerin, die für den Hanse SV Rostock startet, in 33,16 Sekunden über 50 Meter Freistil Platz zwei.

Nikolai Kornhaß holt Bronze im Judo

Nikolai Kornhaß, der für die Gundelfinger Turnerschaft startet, hat heute die Bronzemedaille bei den Paralympics im Judo gewonnen. Der 23-jährige Student besiegte den Japaner Aramitsu Kitazono in der Klasse bis 73 kg nach 43 Sekunden mit einem Uchi-Mata-Sukashi, nachdem er schon nach 16 Sekunden mit einem Kouchi-Gari in Führung gegangen war.

Nikolai Kornhaß hat damit die von Cheftrainerin Bruckmann vorgegebene Zielstellung bei seinen ersten Paralympics eindrucksvoll umgesetzt. Kornhaß bereitet sich seit zwei Jahren professionell auf den Wettkampf vor und war im Vorfeld auf Platz 4 der Welt einsortiert worden. Er hatte im Halbfinale gegen den späteren Sieger Gasimov aus Aserbaidschan verloren.

Nikolai Kornhaß: „Das fühlt sich super gut an. Dass das jetzt so geklappt hat, das freut mich. Man hofft darauf, aber wenn es wirklich wahr ist, dann ist es eine Erleichterung. Die Stimmung ist sensationell, wir können uns nicht über leere Ränge beschweren. Das ist super. Ich habe Bronze gewonnen, daher habe ich alles richtig gemacht. Zwischen Viertelfinale und Halbfinale hatte ich wenig Zeit zur Erholung, da habe ich mich unter Wert verkauft. Jetzt ist es egal, ich bin mit Bronze zufrieden. Ich freue mich jetzt auf das Deutsche Haus und hoffentlich noch etwas besseres Wetter.“

Sebastian Jung hatte am Morgen in seinem ersten Kampf gegen den Iraner Sayed Nouri Jafari in der Klasse bis 81 Kg nach 4:25 min verloren. Obwohl er bis zur Mitte des Kampfes diesen dominiert hatte, wurde er klassisch bei einem Angriff ausgekontert. Damit war er aus dem Rennen um die Medaillen direkt ausgeschieden. Cheftrainerin Carmen Bruckmann: "Geil Mann. Ich habe es gehofft, es lief perfekt vom Nikolai. Ich bin sehr zufrieden, denn ich habe eigentlich das erst in einem Jahr für möglich gehalten. Wenn Nikolai sich so weiter entwickelt, dann haben wir in vier Jahren großen Spaß. Beim Sebastian war es sehr knapp. Wir haben den Gegner nicht so stark eingeschätzt gehabt, wir hatten ihn nicht auf dem Schirm. Da hat Sebastian heute etwas das Glück gefehlt."

3. Wettkampftag, Samstag (10. September)

Vanessa Low springt mit neuem Weltrekord zu Paralympics-Gold

Vanessa Low hat bei den Paralympics im brasilianischen Rio de Janeiro Gold im Weitsprung der Klasse T42 gewonnen und damit ihre erste paralympische Medaille geholt. Die 26-jährige Weltmeisterin, die für den TSV Bayer 04 Leverkusen startet und in den USA von Roderick Green trainiert wird, sprang im dritten Versuch auf 4,93 Meter und verbesserte ihren eigenen Weltrekord um 14 Zentimeter. Im zweiten Versuch war sie bei 4,88 Metern gelandet, im vierten bei 4,90 Metern. „Ich habe das die ganze Zeit genossen, so wie ich es mir vorgenommen hatte.“

Ihrer Dauerkonkurrentin Martina Caironi aus Italien blieb nur Silber mit persönlicher Bestleistung von 4,60 Meter, obwohl auch sie gut in den Wettkampf gefunden hatte.

2012 bei den Paralympics 2012 in London war Low mit Platz sechs im Weitsprung und Rang vier über 100 Meter leer ausgegangen, seit 2014 gewann sie dann aber zweimal die Europameisterschaft und einmal die Weltmeisterschaft und startete in Rio als große Favoritin.

Dabei war ihr Start in Brasilien alles andere als einfach: Wegen einer bakteriellen Infektion am Bauch musste sie operiert werden und mit dem Training aussetzen. Das beeinflusste sie im Wettkampf aber nicht allzu sehr: „Es war eine schwere Saison, aber heute hat alles gepasst. Es war jetzt Zeit, dass der Wettkampf endlich startet, ich habe mich bereit gefühlt.“

Am Samstag hat Low nun die nächste Chance auf eine Medaille über 100 Meter – dann gilt allerdings Caironi als Favoritin. Für Low könnte sprechen, dass die brasilianischen Fans sie wie eine Einheimische gefeiert hatten. So laut wie bei Low wurde es im Olympiastadion sonst nur, wenn ein Brasilianer startete. „Ich wollte von Anfang an mit dem Publikum interagieren, ich mag es, wenn sie beim Anlauf klatschen, das pusht mich. Dass es so geklappt hat, war aber überraschend und wunderschön. Dabei habe ich eigentlich nur einmal geklatscht und ein bisschen gewunken.“

Einen großen Anteil an ihrem Erfolg gab sie ihrem Trainer Roderick Green, dem Mann der ehemaligen deutschen Sprinterin Katrin Green: „Er hat mich mental so stark gemacht, er hat mir gezeigt, wie ich an mich selbst glaube. Auch wenn wir im Training oft ausgetestet haben, wo Grenzen sind.“

Zum Dank wird es nun ein Tattoo mit seiner Unterschrift auf ihrem Körper geben: „Wir waren irgendwann mal aus nachts, da hat er gesagt, er kann mich zu Gold trainieren. Und deshalb mache ich das jetzt. Er ist nicht nur als Trainer, sondern auch als Person einfach sehr wichtig.“

Dass sie sich bei der deutschen Hymne bei der Siegerehrung dann beim Mitsingen verhaspelte, nahm sie gelassen: „Von mir ist so viel Druck abgefallen. Ich bin für die USA weit weg von meinen Eltern gezogen, weit weg von meinem Freund, da war mir das ehrlich gesagt egal.“

Die zweite deutsche Starterin Jana Schmidt, die 2013 WM-Silber gewonnen hatte, wurde mit 3,53 Metern Siebte.

Martin Schulz gewinnt erstes Triathlon-Gold aller Zeiten

Martin Schulz hat die erste Paralympische Goldmedaille der Geschichte im Triathlon in 1:02:37 Stunden gewonnen. Der Leipziger siegte in der Klasse PT4 vor dem Kanadier Daniel und dem Spanier Ruiz Lopez. Der Triathlon wird bei den Paralympics mit 750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und 5 Kilometer Laufen ausgetragen.

Schulz kam direkt an der Copacabana auf dem vierten Platz aus dem Meer und konnte auf dem Rad seine volle Leistung abrufen. In den vier Runden übernahm er nach Streckenhälfte die Führung und ging mit einem Vorsprung auf die Laufstrecke gehen. Hier hielt er seinen Vorsprung und lief freudestrahlend vor der ausverkauften Tribüne über die Ziellinie. Der Kanadier Daniel kam 28 Sekunden hinter ihm ins Ziel, der Spanier Ruiz Lopez mit 38 Sekunden Rückstand.

Martin Schulz: „Es ist Wahnsinn, dass ich nicht nur der erste Paralympische Sieger im Triathlon bin, sondern auch dass ich hier überhaupt gewonnen habe. Ich wollte den Sack zu machen. Die Chancen waren nie so gut, aber dann muss man es auch machen. Ich werde nie mehr so fit sein. Ich bin so glücklich, denn es war so ein schwerer Lauf. Fahrradfahren lief echt gut, da wusste ich, dass ich in der besten Form meines Lebens bin. Der Lauf lief katastrophal, ich hatte Probleme mit der Atmung. Ich hatte Seitenstechen und der Vorsprung ist ständig geschmolzen. Ich hatte nicht mal den Nerv die Fahne zu tragen, sondern wollte einfach nur noch in das Ziel.“

Stefan Losler vom GC Bendorf belegte in der Klasse PT2 den achten Platz. Der 31-jährige Software-Entwickler kam bei seiner zweiten Teilnahme an Paralympischen Spielen 5:35 Minuten hinter dem Sieger Lewis aus Großbritannien ins Ziel. Silber holte der Italiener Ferrarin vor Lahna aus Marokko.

Martina Willing gewinnt Silber im Speerwerfen

Martina Willing hat bei den Paralympics in Rio de Janeiro (Brasilien) im Speerwerfen der Klasse F56 Silber gewonnen und für ihre 13. Paralympische Medaille gesorgt.

Die 56-Jährige, die für den BPRSV Cottbus startet und von Petra Ritter und Ralf Paulo trainiert wird, warf den Speer im dritten Versuch auf 22,22 Meter und musste sich nur der Lettin Diana Dadzite geschlagen geben, die in Deutschland bei den Dolphins Trier Rollstuhlbasketball spielt und deren Speer bei 23,26 Metern landete. Willing sagte danach: „Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung und der Platzierung, glücklich wäre ich, wenn ich gewonnen hätte.“

Natascha Hiltrop belohnt ihre harte Arbeit mit Silber

In einem hochspannenden und äußerst engen Finale hat Natascha Hiltrop im mixed 10m Luftgewehr liegend sensationell die Silbermedaille gewonnen. Nach ihrem sechsten Platz in London vor vier Jahren, belohnte sie sich nun mit ihrem ersten paralympischen Edelmetall. „Ich kann es noch gar nicht glauben, dass es wirklich Silber ist. Es war anstrengend aber es hat auch Spaß gemacht. Ich habe einfach nicht nachgedacht, sondern so gut geschossen, wie ich kann“, erzählte sie kurz nach der Siegerehrung.

4. Wettkampftag, Sonntag (11. September)

Kai Kruse und Stefan Nimke sprinten zu Bronze

Was für ein großartiger Abschluss der Bahnrad-Wettbewerbe in Rio: Kai Kruse und Stefan Nimke haben Bronze für Deutschland geholt und sich einen Traum erfüllt. Im 1000-Meter-Zeitfahren zischte das Tandem nach 1:01:78 Minuten über die Ziellinie - Platz 3. Ein sporthistorischer Moment!

Schmidberger gewinnt paralympisches Silber

Thomas Schmidberger hat Silber im Einzel-Wettbewerb der Wettkampfklasse 3 gewonnen. Im Finale unterlag er dem alten und neuen Paralympics-Sieger Feng Panfeng aus China mit 1:3. Sein Teamkollege Thomas Brüchle verlor das Spiel um Bronze im Entscheidungssatz und wurde Vierter.

Koleiski Vierte im Diskuswurf, Mester Fünfter mit dem Speer

Frederike Koleiski ist bei den Paralympics im brasilianischen Rio de Janeiro im Diskuswurf der Klasse F44 Vierte geworden. Mathias Mester hat mit Rang fünf im Speerwurf der Klasse F41 die angepeilte Medaille verpasst, sprach aber trotzdem von einem "geilen Wettkampf".

Opens external link in new windowHintergründe zu den Sportlerinnen und Sportlern der Deutschen Paralympischen Mannschaft >>>

(Quelle: Deutscher Behindertensportverband)

Triathlet Martin Schulz mir historischer Goldmedaille.