Bei der Reit-WM in Herning, Dänemark gab es für die Deutsche Reiterliche Vereinigung lediglich Bronze für das Dressur-Team. Die große Medaillenausbeute blieb leider aus, die Olympiaquali ist aber trotzdem geschafft.
Mit der schlechtesten WM-Bilanz seit 1965 kehren die deutschen Reiter aus Herning zurück. In den zwei Jahren bis Olympia 2024 in Paris gibt es reichlich zu tun.
Herning/Köln (SID) Dennis Peiler verlässt Herning mit gemischten Gefühlen. "Zumindest haben wir in drei olympischen und paralympischen Disziplinen die Qualifikation für Paris 2024 sicher", sagte der Geschäftsführer der Deutschen Reiterlichen Vereinigung dem SID: "Im Springen, in der Dressur und bei den Para-Reitern können wir jetzt in Ruhe planen, das ist eine große Erleichterung."
Zeit zum Medaillenzählen braucht Peiler nicht, die WM-Ausbeute der deutschen Reiterei ist - vorsichtig ausgedrückt - überschaubar. Lediglich Bronze für die Dressur-Equipe steht in der Bilanz, was sich im Vergleich zu früheren Jahren ziemlich bescheiden ausmacht. Peiler hätte sich das natürlich auch "anders gewünscht", aber: "Wir bewahren alle die Ruhe, Zahltag ist 2024 in Paris."
Die Gründe für das mäßige Abschneiden sind vielfältig. Geduld, Umbruch, Neuaufbau - das sind die Schlagwörter, die auch Peiler gebraucht. "Vor allem in der Dressur müssen wir uns in Geduld üben", sagte er: "So ein Neuaufbau braucht Zeit." Ohne Doppel-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl, ohne die zweimalige Mannschafts-Weltmeisterin Dorothee Schneider und mit vier WM-unerfahrenen Pferden sei Bronze "von Anfang an ein realistisches Ziel" gewesen.
Gerade in der Dressur, so Peiler, sei er dennoch recht zuversichtlich, "dass wir in Paris wieder um Gold mitmischen". Prognosen dieser Art sind bei den Springreitern kaum möglich, ein einziger Fehler im Parcours kann alles verändern. "Es gibt immer mindestens acht Teams, die vorne dabei sein", sagte Peiler, aber ja: "Natürlich ist es eine Enttäuschung, dass wir es nicht in die Medaillenränge geschafft haben."
An guten Trainern, guten Reitern und noch besseren Pferden mangelt es im Springen nicht. Chakaria (Andre Thieme), Stargold (Marcus Ehning), Ben (Gerrit Nieberg) und Killer Queen (Daniel Deußer), um nur einige zu nennen, sind Weltklasse, das Ausland lockt ihre Besitzer mit zum Teil abenteuerlichen Kaufsummen. Allerdings: "Wenn die Stange fällt, machst du nix", sagt Peiler, "und die fällt auch mal bei einem Spitzenpferd." Manchmal fällt auch der Reiter, frag nach bei Andre Thieme.
2023 mit den Europameisterschaften in Riesenbeck (Dressur) und Mailand (Springen) soll nach Peilers Vorstellung ein Jahr werden, "in dem vielleicht auch mal der Nachwuchs bei einem großen Championat getestet wird". Dann aber fallen ihm bei der Dressur spontan doch wieder die altbekannten Namen ein: "Jessi, Isabell (Werth), Doro und Benni Werndl." Nicht unbedingt das, was man unter Nachwuchs versteht.
An den Vielseitigkeitsreitern liegt es nun, die deutsche WM-Bilanz des Jahres 2022 aufzupolieren. Im berühmten italienischen Pferdesportzentrum Pratoni del Vivaro in Rocca di Papa, dem Sommersitz des Papstes in der Nähe von Rom, geht es vom 14. bis 18. September um Gold, Silber und Bronze. Himmlischer Beistand dürfte also garantiert - und wohl auch willkommen sein.
(Text: SID)