Felix Loch will es noch einmal wissen. In Peking soll das dritte Olympia-Gold her. Das Virus spukt im Kopf des Vorzeigerodlers aber stets herum.
Die vielleicht kniffligste Hürde meisterte Felix Loch bereits bei der Einreise nach China. Nur wenige Wochen nach seiner Corona-Infektion schlug der sensitive PCR-Test der Behörden am Flughafen in Peking beim deutschen Vorzeigerodler nicht an - das "böse Erwachen", das Loch vor seiner Olympia-Mission befürchtet hatte, blieb aus.
Zumindest das Virus scheint dem Rekordweltmeister beim Griff nach der dritten olympischen Goldmedaille im Einzel nicht im Wege zu stehen. Dennoch sei die Situation "sehr speziell, es ist komisch. Deshalb gehe ich vorsichtig an die Sache heran, hoffe aber einfach, dass das Beste dabei herauskommt", sagte Loch dem SID vor den ersten beiden von vier Läufen im Yanqing Sliding Center am Samstag.
Gold-Favorit ist er dann nicht, Außenseiter aber auch nicht. Seit seinem Trauma in Pyeongchang, wo er vor fast genau vier Jahren im vierten Lauf in der berüchtigten Kurve neun die Goldmedaille durch einen Fahrfehler noch verlor, durchlebte Loch so ziemlich alle Phasen einer Sportlerkarriere im Schnelldurchlauf.
So stand der einstige Dominator irgendwann ohne einen einzigen Titel (Olympia, WM, EM, Gesamtweltcup) da, über das Ende einer großen Karriere wurde schon spekuliert. Dann gewann Loch im vergangenen Winter plötzlich so viele Rennen wie nie zuvor. In dieser Saison mischte er bloß ein wenig vorne mit, holte einen Saisonsieg im Sprint - ist aber "nur" noch die deutsche Nummer zwei hinter dem formstarken Johannes Ludwig. Einen Titel hält er auch jetzt nicht, erstmals reist er damit "blank" zu Winterspielen.
"Man sieht in den Weltcups, dass das Männerfeld immer enger zusammenrutscht, es ist Wahnsinn, wie viele da im oberen Bereich fahren", sagte Loch über die Konkurrenz, die vor allem im Bereich der Schlittentechnik nachgebessert hat. In den insgesamt vier Läufen auf der imposanten Bahn in Yanqing müsse "alles passen, das Material, die Tagesform".
Wie auch Kollege Ludwig nach den ersten Trainingseinheiten rechnet Loch mit einem Tausendstel-Krimi bei der Entscheidung am Sonntag. Acht Fahrer, schätzt Loch, könnten um Gold fahren - er natürlich auch. "Du musst also das Letzte rausholen. Vielleicht nicht Harakiri und auf Messers Schneide, aber du musst schon etwas riskieren", sagte der Berchtesgadener.
Und so ist trotz der Umstände der Spiele unter dem Eindruck der politischen Situation in China, die Loch vor der Reise nach Asien lautstark anprangerte, auch etwas Vorfreude spürbar. Auf Instagram veröffentlichte der Vorzeigerodler am Mittwoch ein "Onboard-Video" seiner Trainingsfahrten in Yanqing, die von ihm gewählte Bildunterschrift dürfte auch das Motto für das Wochenende sein: "Rock 'n' Rodel, Baby!"
Quelle: DOSB, SID