Die Leichtathleten Niklas Kaul und Gina Lückenkemper sind Deutschlands Sportler des Jahres 2022. Als beste Mannschaft wurden die Europacupsieger von Eintracht Frankfurt ausgezeichnet
Die Sprint-Queen folgt der Seriensiegerin, der König der Athleten krönt sich zum zweiten Mal - und die "Euro-Adler" stechen die Strahlefrauen des Sommers aus: Die mit EM-Gold dekorierten Leichtathleten Gina Lückenkemper und Niklas Kaul sowie die sensationellen Europacupsieger von Eintracht Frankfurt sind Deutschlands Sportler des Jahres 2022. Nach zwei Jahren mit Corona-Einschränkungen wurden die Preisträger diesmal wieder auf einer feierlichen Gala im Kurhaus von Baden-Baden vor über 500 Gästen ausgezeichnet.
Durchaus überraschend kam dabei die erstmalige Ehrung der Eintracht - denn deutsche Mannschaften lieferten in diesem Jahr so richtig ab. Im Sommer eroberten die DFB-Fußballerinnen mit erfrischenden Auftritten bei der EM Millionen Fanherzen, sorgten im Sport für die besten Einschaltquoten des Jahres. Doch den über 3000 stimmberechtigten Sportjournalisten war der Finaleinzug offenbar nicht genug, bei der 76. Wahl reichte es in der knappsten aller Entscheidungen gar nur zu Platz drei.
Über allen Teams thronten in einem Jahr voller Highlights wie Olympia, European Championships im eigenen Land sowie Welt- und Europameisterschaften im Fußball die Europa-League-Helden von Eintracht Frankfurt. Die einzigartige "weiße Wand" im legendären Camp Nou, Fanmärsche quer durch Europa und die magischste aller Nächte in Sevilla - all das hinterließ nachhaltig Eindruck. Nach 25 Jahren durchbrach die SGE den deutschen Fluch im zweithöchsten europäischen Wettbewerb.
"Wir haben nicht nur in Frankfurt etwas ausgelöst, sondern Gänsehaut im Abo nach Deutschland geschenkt", schwärmte Präsident Peter Fischer. Auf Platz zwei kamen die deutschen Sprinterinnen mit ihrem Gold bei der Heim-EM über 4x100 Meter. Den Sprung aufs Podest verpassten gar Bob-Dominator Francesco Friedrich und die Sensations-Olympiasiegerinnen im Langlauf Katharina Hennig und Victoria Carl. Die Basketball-Nationalmannschaft schaffte es trotz der ersten EM-Medaille seit 17 Jahren nicht einmal unter die Top 10.
Bei den Frauen hatte Lückenkemper mit ihrer Traumwoche von München den Stimmberechtigten kaum eine Wahl gelassen. An diesem rauschenden Abend des 16. August machte die 26-Jährige ihren Traum wahr. Nach 100 Metern und 10,99 Sekunden stürzte sich Lückenkemper ins Ziel zu Gold. Ihr blutendes Knie, ihre Tränen der Freude und Erleichterung bewegten die Menschen. Sie habe beim Anblick der Bilder "nicht nur Gänsehaut sondern auch immer noch Puls von 180", erzählte die Sprinterin breit grinsend im schicken mintfarbenen Kleid.
Nur fünf Tage später krönte sie sich mit Staffelgold endgültig zur Sprint-Queen des Olympiastadions. Bei der Abstimmung setzte sich die Sprinterin deutlich vor Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo durch, die in den vergangenen drei Jahren jeweils zur Sportlerin des Jahres gekürt worden war. Auf Rang drei kam Rodel-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger, die derzeit ihr zweites Kind erwartet.
Den fünften Leichtathletik-Doppelpack bei der prestigeträchtigen Traditionswahl perfekt machte Kaul mit seinem zweiten Triumph nach 2019. Bei der Heim-EM in München lag der 24-Jährige wieder lange hinten, startete dann abermals eine sensationelle Aufholjagd - das Olympiastadion kochte. Er könne sich "nicht vorstellen, dass je nochmal so zu erleben", sagte er am Sonntag im edlen schwarzen Smoking.
Bei der Wahl verwies der Nachfolger von Tennis-Star Alexander Zverev Olympiasieger Vinzenz Geiger (Nordische Kombination) und Schwimm-Weltmeister Florian Wellbrock auf die Plätze. Allen Preisträgern war gemein, dass sie sich nach fordernden Corona-Jahren im mondänen Benazetsaal endlich wieder angemessen feiern lassen konnten.