Der deutsche Sport trauert um eine Legende. Hans Günter Winkler starb im Alter von 91 Jahren - bis heute ist er der erfolgreichste Springreiter der olympischen Geschichte.
"Mit Bestürzung" hat Präsident Alfons Hörmann vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) die Nachricht vom Tod des deutschen Reiter-Idols Hans Günter Winkler aufgenommen. "Mit seiner Wunderstute Halla bildete er ein unvergleichliches Team, das eindrucksvoll demonstriert hat, was Mensch und Tier gemeinsam im Sport zu leisten in der Lage sind", erinnerte Hörmann an Winklers legendären Ritt auf Halla zu Olympia-Gold 1956 in Stockholm.
Winkler war in der Nacht zum Montag im Alter von 91 Jahren nach einem Herzstillstand gestorben. Durch seine fünf goldenen und zwei weiteren Medaillen ist der zweimalige Weltmeister aus Wuppertal der erfolgreichste Springreiter in der Olympia-Geschichte.
Für Bundestrainer Otto Becker ist der Tod des gebürtigen Wuppertalers "ein großer Verlust". Olympiasieger Ludger Beerbaum bezeichnete Winkler als "große Reitsportpersönlichkeit, die den Pferdesport mitgepärgt hat".
Präsident Breido Graf zu Rantzau von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) würdigte "HGW" als "großen Sportler". Winkler habe "auch nach seiner aktiven Zeit unendlich viel für unseren Sport, besonders für den Reiter-Nachwuchs getan". Der Reitsport verliere "einen Mann, der mit großer Disziplin und Leidenschaft sein Leben gemeistert hat".
Am 24. Juli 1926 wurde Hans Günter Winkler in Wuppertal geboren. 1938 siedelte Familie Winkler nach Frankfurt am Main um, der Vater übernahm die Leitung eines Reitstalls. Der zweite Weltkrieg kam. Winkler wurde Flakhelfer, sein Vater fiel, die Mutter wurde ausgebombt. Nach dem Krieg hatte Winkler nichts. Aber er wusste, was er wollte: „… der erfolgreichste Springreiter der Welt werden.“ Und: „Ich wollte nie wieder arm sein.“ Winkler ritt, gab Unterricht und machte eine Ausbildung zum Bankkaufmann. 1950 holte ihn Dr. Gustav Rau, der damalige Chef des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR) nach Warendorf. Dort traf Hans Günter Winkler auf Wunderstute Halla, die er als „eine Mischung aus Genie und irrer Ziege“ beschrieb.
Mit Halla erreichte Winkler sportliche Unsterblichkeit: Bei den Olympischen Spielen 1956 in Stockholm erlitt Winkler im ersten Umlauf des Nationenpreises einen Muskelriss in der Leiste. Aber er ritt weiter und sicherte Deutschland den einzigen Nullfehlerritt des Tages: Gold für die Mannschaft und Einzelgold für Halla und Winkler: „Das Wunder von Stockholm“. Halla und Winkler wurden Deutsche Meister, Derbysieger, Weltmeister und erneut Olympiasieger. Mit sieben weiteren Pferden sammelte er ebenfalls Championatserfolge: bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen.
Am 13. Juli 1986 ritt er seine letzte Ehrenrunde in Aachen und verabschiedete sich nach rund 35 Jahren aus dem aktiven Sport. HGW übernahm gemeinsam mit Herbert Meyer das Amt des Bundestrainers, war Equipechef bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988, bei denen die Mannschaft Gold und Karsten Huck Bronze in der Einzelwertung holte. Ende 1988 wurde Winkler Leiter des DOKR-Springstalls in Warendorf. 1991 gründete er im Alter von 65 Jahren eine neue Firma: HGW-Marketing. Er veranstaltete Turniere, warb Sponsoren und war als Berater in der Wirtschaft tätig. Fast nebenher führte der Vater von zwei Kindern zudem mit seiner vierten Frau, der 2011 tödlich verunglückten Amerikanerin Debby, einen Turnierstall in Warendorf.
Quelle: SID & fn-press