Lara Gut-Behrami holt ihr erstes Olympiagold, Kira Weidle gewöhnt sich für die Abfahrt an die "Mondlandschaft".
Kira Weidle blickte etwas irritiert diesen seltsamen Berg hinauf, auf dem die "Rakete" Lara Gut-Behrami gerade zu Gold gerast war. "Ja, Wahnsinn", sagte die Starnbergerin über den viel mehr braunen als weißen Xiaohaituo, "es sieht aus, als wäre man hier auf einer Mondlandschaft unterwegs, auch die Bergstation der Gondel sieht aus, als wäre ein UFO gelandet." Alles "sehr, sehr abgespaced", findet Weidle.
Und so flog Favoritin Gut-Behrami im Super-G wie eine Astronautin erstmals in den Olymp, während Weidles erstes Rendezvous mit dem Kunstschneeband eher irdischer Natur war. Ihre schwächere Disziplin sei "manchmal ein bisschen verhext", sagte sie über Rang 15, sie habe die Strecke wie so oft "überschätzt".
Diese Erkenntnis aber, glaubt Weidle, könne ihr mit Blick auf die Abfahrt am Dienstag, in der die Vize-Weltmeisterin zu den Medaillenkandidatinnen zählt, nur helfen. Außerdem sei sie "ganz gut klar" gekommen mit dem speziellen Schnee.
Allerdings längst nicht so gut wie Gut-Behrami, die 1,15 Sekunden schneller war. Die Schweizerin galt als Teenager als Jahrhunderttalent, sie sammelte 34 Weltcup-Siege, eine große und drei kleine Kristallkugeln, dazu zehn Medaillen bei Großereignissen. Und als ihr am Fuße der "Rock" zuerst Papa und Trainer Pauli um den Hals fiel und kurz darauf in ihrem endlich die ersehnte olympische Goldmedaille hing, wischte sie sich ein paar Tränen aus den Augen.
"Ich versuche, das zu genießen, aber es wird einige Tage dauern, bis ich das begriffen habe", sagte die Doppel-Weltmeisterin. Am Montag hatte sie bereits Bronze im Riesenslalom gewonnen, aber ihre Leidenschaft gilt den noch längeren Latten: "Ich liebe den Super-G", sagte sie über die Disziplin, in der sie 2014 und 2018 Vierte bei Olympia war.
Hinter Gut-Behrami fanden sich zwei Überraschungsgäste auf dem Podest ein: Mirjam Puchner (Österreich) und Michelle Gisin (Schweiz). Mikaela Shiffrin (USA) kam diesmal zumindest ins Ziel und wurde Neunte. "Ich war emotional müde", sagte sie nach Tagen voller Drama.
Snowboard-Königin Ester Ledecka, die vor vier Jahren sensationell auch zu Gold im Super-G gefahren war, belegte nach ihrem erneuten Olympiasieg auf einem Brett Rang fünf. "Ich musste mich erst wieder daran erinnern, dass ich heute keine Snowboarderin mehr bin, sondern Skirennläuferin", sagte die Tschechin.
Für ihre Nachfolgerin fand Ledecka nur wenige, aber selbstverständlich lobende Worte. "Sie ist eine großartige Skifahrerin", sagte sie, das erste Gold für Gut-Behrami bei Olympia sei daher "nur eine Frage der Zeit" gewesen.
Und dann gelang Gut-Behrami gleich etwas Einzigartiges: Noch nie, seit der Super-G 1988 olympisch wurde, fuhr eine Weltmeisterin in dieser Disziplin zum Olympiasieg. Für die Abfahrt ist Gut-Behrami ebenfalls favorisiert. Doch auch Weidle ist bereit, abzuheben.
Quelle: DOSB, SID