Rosi Mittermaier ist tot. Die zweimalige Olympiasiegerin starb nach schwerer Krankheit im Kreise der Familie.
Alle nannten sie nur die "Gold-Rosi", alle hatten sie lieb. Weil sie eine Seele von Mensch war, mit großem Herzen. Nun ist Rosi Mittermaier viel zu früh gegangen. Die Skilegende starb am Mittwoch nach schwerer Krankheit "im Kreise der Familie" in Garmisch-Partenkirchen, ist "friedlich eingeschlafen". Mittermaier wurde 72 Jahre alt.
8. Februar 1976, Olympia in Innsbruck - danach war nichts mehr so wie vorher. Aus Rosa Katharina Mittermaier, Hotelgehilfin aus Reit im Winkl, wird "Gold-Rosi". Sie tanzte Rumba auf dem Siegertreppchen, Deutschland drehte durch. Denn Gold in der Abfahrt ließ sie drei Tage später noch Gold im Slalom folgen, zudem gewann sie Silber im Riesenslalom. Ein Star war geboren, das Land lag ihr zu Füßen. Mittermaier, seit 1980 verheiratete Neureuther, wurde der Hype zu viel.
Auch wegen des immensen Trubels trat die "Gold-Rosi" damals am Saisonende zurück, als 25-Jährige. "Wenn ich heute daran denke, dass ich das alles ausgehalten habe, kann ich mir das nicht mehr vorstellen", sagte sie einmal: "Ich steh' ja viel durch, aber das war krass."
Mittermaier blieb ein Star zum Anfassen, nahbar, bescheiden, sie hatte immer ein nettes Wort auf den Lippen. Dass sie über Jahrzehnte die "Gold-Rosi" der Nation blieb, hatte viel damit zu tun, dass sie immer war, wie sie war. Freundlich. Hilfsbereit. Sozial engagiert. Und: Den Konkurrenten ihres Sohnes Felix Neureuther, der ebenfalls Skifahrer wurde, wusch sie schon mal die Unterhosen.
"Wir haben einen fantastischen Menschen verloren. Rosi hatte ein Herz so groß wie ein Bus, sie war immer für jeden da - das war einzigartig", sagte Markus Wasmeier, Doppel-Olympiasieger von 1994 und Freund der Familie, dem SID: "So einen Menschen findet man nicht wieder, sie hinterlässt eine riesige Lücke."
Soll aber nur keiner glauben, dass die liebenswerte Rosi nicht auch mal grantig werden konnte. "Ungerechtigkeit", sagte sie einmal, könne sie überhaupt nicht leiden. Daher hielt sie auch Doping im Sport schlichtweg für "Betrug", gegen den sie "ganz strikt" vorgegangen wäre. Und weil das in ihren Augen nicht geschah, war sie auch "wirklich sehr enttäuscht" vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC).
Ansonsten ruhte Rosi Mittermaier freilich in sich. Sie nahm das Leben, wie es kam. Auch wenn es mal kleine Zwischenfälle gab wie den Bruch des linken Handgelenks. Danach hatte sie einfach alles nur mit rechts gemacht, die drei Enkel auf dem Arm getragen, "sogar noch Fenster geputzt", so lange, bis die Bizepssehne riss. Sie lachte über solche Missgeschicke.
Ihr Leben konnte Rosi Mittermaier genießen, sie sah es als erfüllt an, "ich habe ja auch schon alles gemacht, alles ausprobiert": Gleitschirmfliegen, Fallschirmspringen, Tauchen, Surfen auf Hawaii; Autorennen ist sie gefahren und Motorrad. "Ich plane nichts", sagte sie einmal.
Mittermaier wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb, sie hatte ihren Frieden gemacht, ihre Liebsten um sich in den letzten Stunden. Für alle wird sie auf ewig die "Gold-Rosi" bleiben.
(Text: sid)