Einer-Dominator Oliver Zeidler hat die erste Hürde auf dem Weg zur Medaille genommen. Der Deutschland-Achter fiebert dagegen noch dem Auftakt entgegen. Bogenschützin Lisa Unruh hat hingegen die Chance auf den erhofften gemeinsamen Olympiaeinsatz mit Ehemann Florian vergeben.
Rudern:
Oliver Zeidler schlenderte nach seiner Spazierfahrt ins Viertelfinale völlig entspannt zum Bus. Auf dem Weg zurück ins Olympische Dorf richtete der Einer-Dominator seinen Fokus umgehend auf die nächsten Aufgaben, nachdem er seine Gold-Mission in Tokio mit einem ungefährdeten Vorlaufsieg begonnen hatte.
"Das Rennen war wichtig, um reinzukommen. Von der Anstrengung war es sehr überschaubar bei mir", sagte Zeidler nach seiner Olympia-Premiere. Sein volles Potenzial musste der Weltmeister noch nicht abrufen. Es sei so gelaufen, "wie ich es mir vorgenommen hatte. Ich bin sehr gut zurechtgekommen."
Für Zeidler zählt ohnehin nur das Finale, als Ziel hatte er unverhohlen den Olympiasieg ausgegeben. Für den Ex-Schwimmer, der erst 2016 mit dem Rudern angefangen hatte, wäre ein Erfolg das nächste Kapitel seiner märchenhaften Geschichte. Deshalb überlässt der Enkel von Ruder-Olympiasieger Hans-Johann Färber nichts dem Zufall.
Die "Festivalstimmung" im Olympischen Dorf, sein 25. Geburtstag am Samstag - all das soll keine Rolle spielen. In den ersten Tagen habe es noch "sehr viel Ablenkung" gegeben, doch nun sei "auch die Spannung da", sagte Zeidler. Es soll im Viertelfinale am Montag und den weiteren Läufen so weitergehen.
Einen guten Start erwischte auch der Frauen-Doppelvierer, der sich auf direktem Weg fürs Finale qualifizierte. Enttäuschender verlief der erste Tag für den Männer-Doppelvierer um den zweimaligen Olympiasieger Karl Schulze und die beiden Doppelzweier, die drei Boote müssen in den Hoffnungslauf.
Die Läufe am Montag wurden gestrichen, aus Sorge vor "starkem Wind und starken Böen" nahm der Weltverband FISA kurzfristig Änderungen am Rennplan vor - und überraschte damit vor allem die Ruderer aus dem Deutschland-Achter. Die hatten am Freitagvormittag noch entspannt vor dem Fernseher gehockt, mussten dann aber plötzlich in den Wettkampfmodus schalten.
Durch die Verschiebungen wurde auch der Vorlauf des deutschen Paradebootes von Sonntag auf Samstag (5.00 Uhr MESZ) vorgezogen. "Wir müssen es hinnehmen, wie es ist, und dürfen nicht lange darüber nachdenken. Vielmehr gilt es, dass wir uns auf das Rennen einstellen und das Beste daraus machen", sagte Bundestrainer Uwe Bender.
Die Crew um Schlagmann Hannes Ocik, die zuletzt dreimal in Serie WM-Gold geholt hat, gehört zwangsläufig zu den Top-Favoriten. Die Ergebnisse in den vergangenen Jahren seien "insgesamt sehr gut" gewesen, sagte Bender, "entsprechend sind unsere Ziele hochgesteckt".
Doch ausgerechnet in dieser Saison schwankten die Leistungen des deutschen Flaggschiffs bislang: Bei der EM und beim Weltcup in Luzern musste der Achter den Dauerkonkurrenten aus Großbritannien den Vortritt lassen. Die Vorfreude und der Optimismus sind dennoch groß. "Ich will den besten Wettkampf abliefern, den ich jemals gezeigt habe", sagte Steuermann Martin Sauer.
Bogenschießen:
Bogenschützin Lisa Unruh hat die Chance auf den erhofften gemeinsamen Olympiaeinsatz mit Ehemann Florian vergeben. Die Silbermedaillengewinnerin von Rio belegte in der Qualifikation am Freitag mit 647 Ringen nur den 26. Platz und startet damit nicht im Mixed-Wettbewerb am Samstag. Den Platz an der Seite von Florian Unruh sicherte sich Michelle Kroppen, die mit 655 Ringen Elfte wurde.
"Ich hätte mir mehr gewünscht", sagte Lisa Unruh: "Aber es geht weiter, entschieden wird es in den Finals. Ich bin positiv und werde weiterhin kämpfen". Kroppen und Florian Unruh sind im Mixed-Wettbewerb an Position 13 gesetzt und treffen im Achtelfinale auf das Duo aus Mexiko.
Vor allem Florian Unruh wird sich dann steigern müssen, mit 655 Ringen und Rang 33 blieb er in der Männer-Qualifikation hinter den Erwartungen zurück. "Es lief leider nicht ganz so gut, wie erhofft", sagte der 28-Jährige. Im Mixed-Wettbewerb könne aber "alles passieren, es ist sehr eng. Und morgen wird mein Schießen wieder besser sein."
Die dritte deutsche Frau, Charline Schwarz (607), enttäuschte mit Rang 60. Insgesamt blieben die deutschen Schützinnen hinter den Erwartungen zurück. "Es war nicht überragend", sagte Cheftrainer Thomas Abel dem SID. Vor allem die erste Hälfte sei bei allen Athletinnen nicht sonderlich stark gewesen: "In der zweiten Hälfte war dann aber gerade Michelle auf Weltklasseniveau."
Mit Platz zehn in der Addition der drei Ergebnisse verschafften sich die deutschen Frauen eine ungünstige Ausgangsposition für den Teamwettbewerb am Sonntag, bereits im Achtelfinale wartet Mitfavorit Taiwan. Für die Bestleistung bei den Frauen sorgte die Südkoreanerin An San (680/olympischer Rekord), bei den Männern schoss ihr Landsmann Kim Je Deok (688) am besten.
Die hohen Temperaturen am Freitagvormittag machten den Schützinnen und Schützen zu schaffen. Die Russin Swetlana Gombojewa erlitt sogar einen Hitzschlag, nach Angaben der russischen Delegation geht es der 23-Jährigen aber bereits wieder besser.
Quelle: SID