In unserem Olympic Weekly schauen wir jede Woche auf das zurück, was in der Vorwoche im olympischen Sport passiert ist - selbstverständlich mit Fokus auf unsere deutschen Athletinnen und Athleten.
Basketball
Bei der Basketball-EM hat das Team von Bundestrainer Chris Fleming die Sensation perfekt gemacht und Titelfavorit Frankreich mit 84:81 (34:40) geschlagen. Es ist der erste Viertelfinaleinzug seit zehn Jahren.
"Wir können jeden schlagen, wenn wir alles richtig machen. Wir dürfen keine Angst haben", sagte Schröder nach dem Coup: "Im ersten Viertel habe ich nicht gut gespielt. Wir haben das Spiel gewonnen, das ist die Hauptsache". Fleming lobte Schröder für dessen Leistung. "Er ist ein Topspieler. Er wusste, was auf ihn zukommt", sagte der Amerikaner.
Neben dem erneut stark aufspielendem NBA-Star war Daniel Theis bester Deutscher mit 22 Punkten. "Es war wie in jedem Spiel eine Teamleistung", lobte Lucca Staiger und blickte nach vorn: "In so einem Turnier geht immer alles. Nicht viele hätten gedacht, dass wie heute gewinnen."
Schon jetzt ist es für das Nationalteam die erfolgreichste EuroBasket seit 2007, als das Aus im Viertelfinale gegen Spanien kam. 2013 und 2015 war die DBB-Auswahl jeweils in der Vorrunde gescheitert.
Im Spiel gegen die Franzosen macht anfangs vor allem die Defensive keinen guten Job, Frankreich kam zu vielen einfachen Punkten und führte bereits nach sechs Minuten mit 14:4. Vorn fielen die Würfe nicht und Schröder kam kaum zur Geltung. Coach Fleming nahm direkt die erste Auszeit.
Zunächst blieb das Bild auch danach gleich. Die deutsche Mannschaft ließ zu viel liegen und hatte große Probleme beim Rebound. Schlüsselspieler Schröder war im Angriff fast abgemeldet, erstmals im Turnierverlauf erzielte der Braunschweiger im ersten Viertel keinen Punkt.
Kurz vor der Pause brach der Point Guard dann endlich den Bann und traf von der Freiwurflinie. Dank einer Steigerung in der Schlussphase mit zwei weiteren Korberfolgen von Schröder führte Frankreich beim Gang in die Kabine nur mit sechs Punkten.
Das Nachbarschaftsduell mit dem Europameister von 2013, der die Gruppenphase wie die deutsche Mannschaft mit drei Siegen und zwei Niederlagen abgeschlossen hatte, war im zweiten Durchgang schnell wieder völlig offen. Schröder wurde besser und besser, Maodo Lo sorgte für die erste Führung (58:56/31.).
Die deutsche Mannschaft überzeugte erneut mit einer Teamleistung, plötzlich passten auch die Dreier und die Überraschung lag in der Luft. "Bewegt weiter den Ball", forderte Fleming, die Spieler folgten. Kapitän Robin Benzing sorgte für das 70:65 (36.), Frankreich wackelte.
Als Schröder zum 81:74 traf, sah es glänzend aus. Doch Frankreich kam nach einem Ballverlust der Deutschen durch Evan Fournier elf Sekunden vor dem Ende noch einmal dicht heran (79:81). Benzing traf mit zwei Freiwürfen zum 84:81, Nando de Colo vergab die Chance zum Ausgleich, die Überraschung war perfekt.
Nun wartet der Turnierfavorit Spanien auf die deutsche Mannschaft. Das wird ein sehr schweres Spiel, nur mit einer erneuten Glanzleistung kann Deutschland den Spaniern gefährlich werden. Dennoch ist das Turnier bereits jetzt ein Erfolg.
Olympia Denkmal
Am Mittwoch wurde in München die Gedenkstätte für das Olympia-Attentat 1972 eingeweiht, es soll als Frieden und Freiheit demonstrieren. Der anwesende israelische Staatspräsident Reuven Rivlin sprach mit bebender Stimme über die "Olympiade des Blutes" 1972 in München mit dem Attentat, dem vor 45 Jahren elf seiner Landsleute und ein deutscher Polizist zum Opfer gefallen waren. Doch Rivlin war am Mittwoch nicht an den Ort des schrecklichen Anschlags gekommen, um mit etwas abzurechnen. Sondern, um zu appellieren: Vom neuen Mahnmal "Einschnitt" im Olympiapark müsse die Botschaft ausgehen: "Wir dürfen dem Terror nicht nachgeben!"
Damit sprach Rivlin beim Festakt zur Einweihung des Gedenkortes vielen Beteiligten aus dem Herzen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier redete über die "Geißel des Terrorismus, die womöglich gefährlicher als je zuvor" sei. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer betonte, von München müsse das Signal ausgehen: "Geben wir Hass und Gewalt keine Chance! Machen wir uns stark gegen Antisemitismus, Radikalismus und Terror - für Frieden und Freiheit!"
Auch IOC-Präsident Thomas Bach rief bei der Feier dazu auf, Entschlossenheit zu demonstrieren beim Versuch, die "olympischen Werte" zu verteidigen. Dies sei umso wichtiger in einer Welt, "die so verletzlich ist wie nie zuvor".
Rivlin und Steinmeier, Seehofer und Bach sowie weitere Prominenz aus Politik und Sport waren mit Angehörigen der Opfer zusammengekommen, um an die Geschehnisse des 5. und 6. September zu erinnern. Damals waren acht Terroristen der palästinensischen Organisation "Schwarzer September" ins Olympische Dorf eingedrungen, wo sie zwei israelische Sportler töteten und neun Geiseln nahmen. Der Versuch, diese 36 Stunden später auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck zu befreien, endete in einem Blutbad.
Dies "beschämt uns bis heute", sagte Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle bei der Einweihung der Gedenkstätte auf dem "Lindenhügel" zwischen Olympiastadion und Olympischem Dorf. Die Spiele aber wurden damals fortgesetzt, IOC-Präsident Avery Brundage sprach seine inzwischen berühmten Worte: "The Games must go on."
Noch heute empfinden viele Hinterbliebene darüber Unverständnis. "Die toten Körper waren noch auf dem Gelände, da gab es schon wieder Cocktailpartys", sagte Ankie Spitzer der taz. Die Witwe des 1972 ermordeten Fechttrainers André Spitzer sprach am Mittwoch darüber, welch "langen, einsamen" Weg sie bis zur Eröffnung der "wunderschönen und bewegenden Gedenkstätte" mit Tafeln für jedes Opfer gegangen sei.
Deutsche Behörden hätten sie nach der "dunkelsten Stunde der olympischen Geschichte" über Jahrzehnte "belogen, erniedrigt und versucht, ihre unglaublichen Fehler zu vertuschen. Sie sagten uns sogar, dass wir den Terror auf deutschen Boden gebracht hätten." Ihre Mitstreiterin Ilana Romano, Witwe des Gewichthebers Josef Romano, sprach von "Antisemitismus und Mangel an Sentimentalität".
Ihr Mann und dessen Landsleute seien 1972 "voller Stolz" nach München gereist - und "kehrten in Särgen zurück. Ihr einziges 'Fehlverhalten' war, dass sie Israelis waren." Anlässlich der Einweihung empfinde sie "tiefen Schmerz, aber auch ein Gefühl der Befriedigung und der Dankbarkeit", sagte Romano.
"Lange, viel zu lange fehlte dieser Ort, lange, viel zu lange sind die Opfer in der öffentlichen Wahrnehmung hinter den Tätern verblasst", gab Steinmeier zu. Für eine Schweigeminute im Rahmen der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele kämpfen Spitzer und die anderen noch immer vergeblich, 2016 in Rio de Janeiro gab es immerhin eine Gedenkfeier im Athletendorf.
Spitzer wünscht sich überdies eine deutsch-israelische Untersuchung, "damit es entweder ein Verfahren gibt, was ich nicht hoffe, oder angemessene Entschädigungszahlungen". Bislang erhielten die Angehörigen drei Millionen Euro.
Steinmeier sprach im Gedenken an die "Katastrophe" von München indes "ein immer währendes Versprechen" aus: "Nur wenn Juden in Deutschland vollkommen sicher, vollkommen zu Hause sind, ist dieses Deutschland bei sich." Die ersten Besucher standen da längst interessiert vor den Gedenktafeln.
Kanu Slalom
Mit drei Triumphen in der Gesamtwertung sowie zwei Rennsiegen haben die deutschen Slalom-Kanuten beim Weltcup-Finale im spanischen La Seu d'Urgell kräftig abgeräumt und eine gelungene Generalprobe für die WM in Pau/Frankreich (26. bis 30. September) gefeiert.
Am Sonntag sicherte sich Titelverteidigerin Ricarda Funk (Bad Kreuznach) im Kajak-Einer mit dem vierten Saisonsieg in Serie auch ihren zweiten Gesamterfolg. Bereits am Samstag waren in den Pyrenäen im Canadier-Zweier die ebenfalls siegreichen Robert Behling/Thomas Becker (Schkopau) erfolgreich. Dem London-Olympiazweiten Sideris Tasiadis (Augsburg) genügte im Canadier-Einer Platz vier, um sich am Ende in der Gesamtwertung durchzusetzen.
Die frühere Vizeweltmeisterin Funk unterstrich ihre derzeitige Vormachtstellung und nährte Medaillenhoffnungen für die WM. Die 25-Jährige blieb im Stangenwald fehlerfrei und verwies Ex-Weltmeisterin Jessica Fox (Australien) um knapp eine Sekunde auf Platz zwei. Auch Behling/Becker ließen nichts anbrennen und siegten im abschließenden fünften Weltcupevent vor ihren Landsleuten David Schröder/Nico Bettge (Leipzig).
Der ehemalige Team-Weltmeister Sebastian Schubert verpasste dagegen im Kajak-Einer seinen dritten Triumph nach 2013 und 2014. Der 29-jährige aus dem westfälischen Hamm wurde wie Canadier-Kollege Tasiadis Vierter. Konkurrent Vit Prindis aus Tschechien genügte zum Sieg in der Gesamtwertung der sechste Rang.
Die Canadier-Frauen Lena Stöcklin und Andrea Herzog (beide Leipzig) verpassten das Finale. In der Gesamtwertung wurde Stöcklin als beste Deutsche Zehnte. Gesamtsiegerin wurde die dreimalige Weltmeisterin Jessica Fox.
Mountainbike
Bei der WM in australischen Cairns hat Mountainbikerin Sabine Spitz (Murg-Niederhof) eine Medaille deutlich verpasst. Die 45 Jahre alte Peking-Olympiasiegerin blieb beim olympischen Cross-Country-Rennen nach einem Sturz, bei dem sich ihr Lenker stark verbog, hinter den Erwartungen zurück und fuhr nur auf Rang 32. Nach einem Stopp in der technischen Zone war Spitz 10:46 Minuten langsamer als Siegerin Jolanda Neff (Schweiz). "Schade, beim Aufwärmen habe ich mich eigentlich sehr gut gefühlt", sagte Spitz.
Das beste Ergebnis für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) erzielte der 35-jährige Manuel Fumic (Kirchheim/Teck). Er wurde im Männer-Wettbewerb Fünfter und hatte dabei 1:11 Minute Rückstand auf den Sieger Nino Schurter aus der Schweiz. Markus Schulte-Lunzum (Haltern) wurde 35., Christian Pfaffle (Neuffen) fuhr auf Rang 38, Ben Zwiehoff (Essen) belegte Platz 48.
Beste deutsche Fahrerin wurde Helen Grobert (Filderstadt) auf Platz elf, Adelheid Morath (Titisee-Neustadt), die eine halbe Runde ohne Sattel bestreiten musste, fuhr auf Platz 23. Titelverteidigerin Annika Langvad aus Dänemark schloss das Rennen auf Platz 25 ab.
[Quelle: SID]
Disclaimer
Die Aufzählung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir versuchen mit dem Olympic Weekly Olympia-Fans einen Überblick über das Wichtigste aus der vergangenen Woche zu liefern. Mehr und ausführlichere Informationen zu den einzelnen Sportarten gibt es auf den jeweiligen Verbandsseiten.