Karl Bebendorf ließ lange nach seinem Bronze-Coup noch einmal den berühmten Jubelschrei seines sportlichen Vorbilds Cristiano Ronaldo los - und nachdem das "Siuuu" verhallt war, lachte er nur noch.
"What the fuck!"
"Heute ist der Tag, an dem es mir gegönnt sei, mal mit Fahne um den Hals solche lauten Töne schreien zu dürfen", sagte der Dresdner nach seinem dritten Platz bei der Leichtathletik-EM in Rom.
Den Stolz über diese Bronzemedaille, dazu die erfüllte Olympia-Norm in "geisteskranken" 8:14,41 Minuten, strahlte der selbstbewusste Hindernis-"Ronaldo" in jeder Sekunde aus. "Ich habe unermüdlich daran gearbeitet und habe immer an mich geglaubt. Ich freue mich umso mehr, dass heute der Tag gekommen ist", sagte der 26-Jährige.
Bereits nach seiner Ehrenrunde hatte der deutsche Meister vor dem Fernsehpublikum des ZDF mit Gebrüll seinem Vorbild Ronaldo gehuldigt. "Meine Startnummer habe ich leider verloren, ich hatte heute die 7 - meine Glückszahl", sagte Bebendorf mit Blick auf den Fußball-Superstar und plauderte wenig später munter weiter: "Ich habe auch sonst immer schon gesagt, ich bin KB7 - ich trage auch nur CR7-Unterhosen."
Vor zwei Jahren bei der Heim-EM in München hatte er als Fünfter das Podest noch haarscharf verpasst. Im Stadio Olimpico war nun Bebendorfs Moment gekommen. Nach einer klugen Renneinteilung über die 3000 m kämpfte er sich mit einem starken Schlussspurt kurz vor dem letzten Hindernis auf Rang drei vor. Wäre die Strecke etwas länger gewesen, vielleicht wäre sogar mehr drin gewesen.
"Ich bin auf das Ziel zu gelaufen und dachte, what the fuck, so locker haben sich deine Beine lange nicht mehr angefühlt", sagte Bebendorf. "Auf einmal kamen die ersten zwei mir sogar noch ein bisschen entgegen. Und ich dachte, träume ich gerade? Ich habe es dann tatsächlich bereut, dass ich nicht eher angegriffen habe."
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) durfte zufrieden registrieren, dass er über die 3000 m Hindernis im europäischen Vergleich in der Breite so stark aufgestellt ist wie in keiner anderen Disziplin. Je drei Frauen und Männer schafften es in Italien ins EM-Finale, aus deutscher Sicht waren neben Bebendorfs bronzener auch die silberne Medaille von Gesa Felicitas Krause am Vortag sowie der vierte Platz von Frederik Ruppert besondere Erfolge.