Gold-Kandidat Karl Geiger ist in der Form seines Lebens in Peking angekommen. Begonnen hat der Höhenflug des Skispringers vor vier Jahren - ebenfalls bei Olympia.
Der blaue Himmel bei der Ankunft in Peking passte zur Laune von Karl Geiger. Strahlend, in bestechender Form und daher als heißer Gold-Kandidat landete der Bayer nach dem langen Flug aus Frankfurt im sonnigen China. Schon am Wochenende soll dort für den seit Wochen besten deutschen Skispringer ein Höhenflug gekrönt werden, der vor genau vier Jahren begann - ebenfalls bei Olympia.
Geiger weiß um seine Rolle als Mitfavorit im Einzel am Sonntag und im Mixed am Montag, immerhin führt er im Gesamtweltcup. Im Gelben Trikot zu Olympia war vor ihm als deutscher Skispringer nur Jens Weißflog gereist - 1984 in Sarajevo. Weißflog holte damals Gold und Silber. Geiger versucht sich dennoch in Bescheidenheit. Sein Ziel für Peking: "Gute Wettkämpfe, gute Sprünge und Spaß haben."
28 Jahre alt ist Geiger inzwischen, andere Springer lassen in diesem Alter ihre Karriere schon langsam ausklingen. Doch der Bayer wird immer besser - auch, weil er ein Spätstarter war. "Ich hätte niemals gedacht, dass das so lange dauert. Es ist auch gut, dass ich das nicht gewusst habe, ansonsten hätte ich vielleicht die Flinte ins Korn geworfen", sagte er einmal im Podcast "Ski Happens".
Geiger steckte jedoch nie auf - und erlebte 2018 in Pyeonchang seinen Durchbruch. Bei zwei Großereignissen war er zuvor als Ersatzmann ohne Einsatz geblieben. "Vor allem nach der Skiflug-WM in Oberstdorf habe ich gesagt: Das will ich nicht nochmal erleben. Das war übel, das waren richtige Prügel", sagt Geiger über die damalige Zeit.
In Südkorea musste Geiger dann im Training den formstarken Stephan Leyhe ausstechen, um nicht erneut zuschauen zu müssen. Also gab er Vollgas. "An einem Tag sind mir nach dem letzten Sprung die Oberschenkel aufgeschossen, ich war komplett hinüber - aber so gut bin ich noch nie in meinem Leben gesprungen. Da habe ich gemerkt: Das ist schon krass, was heute passiert ist."
Jener Tag in Pyeongchang beeinflusst ihn bis heute. "Da ist ein Knoten geplatzt. Da habe ich gemerkt, was mit Willenskraft möglich ist, was man aus sich herausholen kann. Davon habe ich auch bei den Großevents der letzten Zeit profitiert", sagt er. Lohn waren die Olympia-Ränge zehn und sieben im Einzel, vor allem aber Silber mit der Mannschaft.
Vier Jahre später ist Geiger Skilug-Weltmeister, hat 13 Weltcupsiege auf seinem Konto und fährt als deutsche Nummer eins zu den Spielen. Dort geht es Schlag auf Schlag: Am Samstag wartet die Qualifikation auf der Normalschanze, am Sonntag geht es im Einzel ebenso um Medaillen wie am Montag im Mixed. Läuft alles glatt, dürfte Karl Geiger auch danach bester Laune sein.
Quelle: DOSB, SID