Historisch – dieses Wort fiel im Kontext mit dem Namen Francesco Friedrich in den Tagen von Altenberg häufiger. Aber nicht nur er machte auf sich aufmerksam. Mit insgesamt Die deutschen Bobpilot*innen können auf eine erfolgreiche Heim-WM zurückschauen.
„Vier Männer jagen mit Höllentempo den Eiskanal runter und am Ende gewinnt immer der Friedrich.“ So oder so ähnlich muss man mittlerweile wohl das legendäre Fußballerzitat des Engländers Gary Linecker umtexten. Francesco Friedrich war auch bei dieser Weltmeisterschaft nicht zu stoppen und holte sich dieTitel im Zweier- und Viererbob. Beide Titel waren historischer Natur: Nie zuvor hatte ein Pilot in der Geschichte des Bobsports sechsmal in Folge die Goldmedaille im Zweierbob geholt und zum ersten Mal gelang es einem Piloten dreimal in der Karriere das Doppel aus Zweier- und Viererbobgold perfekt zu machen.
"Das ist Wahnsinn", sagte Friedrich und sprach von einem "Herzschlagfinale" - denn der Sachse, nun seit vier Großereignissen ungeschlagen, war ausgerechnet auf seiner Heimbahn ins Wanken geraten. Doch er fiel nicht. "Ich war aufgeregt", gestand der Stoiker, "weil es schwierig und eng war. Aber dann haben wir es gerade so über die Klinge gebracht."
Nachdem Friedrich zusammen mit seinem Anschieber Thorsten Margis den Zwierbob-Wettbewerb noch mit dem WM-Rekordvorsprung von 1,65 Sekunden auf das deutsche Silberduo Lochner/Weber souverän gewonnen hatte, entwickelte sich der Viererbob-Wettbewerb zu einem Nervenkrimi. Die ersten fünf Starter lagen zur Halbzeit innerhalb von neun Hundertstelsekunden. Kripps - der Kanadier war zeitgleich mit Friedrich, musste nach Lauf zwei aber wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel aussteigen.
In Lauf drei spitzte sich das Geschehen weiter zu. Kibermanis fiel zurück, dafür rückten die drei Deutschen näher zusammen: Friedrich und Walther gleichauf an der Spitze, Lochner nur eine Hundertstelsekunde dahinter.
Der letzte Lauf wurde zur Prüfung nicht nur im Kampf um Gold, zwei Schlitten aus dem hinteren Feld stürzten auf der schwierigen Bahn spektakulär, dazu setzte über dem Erzgebirge auch noch Regen ein, der sich wenig später in Schnee verwandelte. Pünktlich zum Finale kam Friedrich fehlerfrei durch die Eisrinne und war damit nicht zu schlagen.
Aber auch bei den Frauen gab es Grund zur Freude. Ohne Druck und mit enormer Gelassenheit steuerte Junioren-Weltmeisterin Kim Kalicki ihren Schlitten zusammen mit Anschieberin Kira Lipperheide überraschend auf den 2. Platz und holte somit Silber. "Eine WM bei den Erwachsenen ist nochmal etwas ganz anderes als bei den Juniorinnen", meinte die 22-Jährige vom TuS Eintracht Wiesbaden im ARD-Interview. Nach vier spannenden Durchgängen in der schwierigen Altenberger Bahn hatte sie 37 Hundertstel Rückstand auf die Siegerinnen aus den USA.
Einen Wermutstrophen gab es hingegen schon: Im Anschluss an das Viererbob-Rennen gab Nico Walther aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt bekannt. Der 29-Jährige startete im Jahr 2011 seine Karriere als Bob-Pilot, zuvor war der Dresdner im Rennrodeln unterwegs gewesen. Zu seinen größten Erfolgen zählen die Silbermedaille im Viererbob bei den Olympischen Winterspielen 2018 in PyeongChang, zwei WM-Silbermedaillen und drei Bronzemedaillen.
„Der schwere Trainingssturz, bei dem ich mir den Halswirbel angebrochen habe, ist laut meinen Ärzten nicht ohne Folgen geblieben. Das war anscheinend kurz vor der Querschnittslähmung, und deswegen habe ich mich dazu entschieden, dass meine Gesundheit wichtiger ist als die Jagd nach den letzten Hundertsteln.“
Quelle: DOSB/SID/BSD