Dank des fulminanten Trios Lea Sophie Friedrich, Emma Hinze und Lisa Brennauer feiert das deutsche Bahnrad-Team in Roubaix ein historisches starkes WM-Ergebnis.
Lea Sophie Friedrich raste quasi aus dem Krankenbett zu drei Weltmeister-Titeln, Emma Hinze war wieder die strahlende Sprint-Queen, und Lisa Brennauer glänzte im goldenen "Verfolgungs-Wahn": Die deutschen Bahnrad-Asse haben bei der WM in Roubaix eine ganz große Show geboten und keine zwei Monate nach dem teils holprigen Olympia-Auftritt eine beeindruckende Machtdemonstration abgeliefert.
"Das ist unglaublich für mich, ich bin so glücklich!", sagte die erst 21 Jahre alte Friedrich, die zum Abschluss am Sonntag überraschend auch im Keirin triumphierte und mit dreimal Gold sowie einmal Silber die erfolgreichste Athletin in Nordfrankreich wurde - dabei hatte sie kurz vor der WM noch eine geschlagene Woche schwerst verschnupft im Bett verbracht.
Friedrich hatte am Samstag Gold im 500-m-Zeitfahren geholt und zuvor den Titel im Teamsprint sowie Silber im Einzelsprint gewonnen. "Eigentlich wollte ich die 500 gar nicht fahren", sagte die Senkrechtstarterin, "das darf man eigentlich nicht erzählen: Man konnte mich nicht abmelden. Da habe ich gesagt: Scheiß drauf, Lea, dann verteidige ich einfach meinen Titel."
Sie trug maßgeblich dazu bei, dass das Team des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) mit sechsmal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze nicht nur das Sahne-Ergebnis der Heim-Weltmeisterschaften 2020 in Berlin (4-1-3) überbot, sondern auch das beste WM-Resultat eines gesamtdeutschen Teams überhaupt einfuhr. Zudem gab es Platz eins im Medaillenspiegel vor den Niederlanden.
Dank Friedrichs Auftritt am Sonntag konnte die deutsche Auswahl auch verschmerzen, dass Spurt-Königin Hinze leicht erkrankt auf den Keirin-Start verzichtete. Mit Gold im Sprint und Teamsprint war Hinze aber zuvor schon reichlich dekoriert worden.
"Es ist richtig cool - ich hatte ein paar Rechnungen offen, die ich begleichen wollte", sagte die 24-Jährige aus Cottbus: "Ich habe im Vorfeld nicht dran geglaubt, weil ich mich nicht so gut gefühlt habe wie vor Berlin." Damals hatte sie den goldenen Dreier in Sprint, Teamsprint und Keirin geschafft.
Offene Rechnungen hatte sie aus Tokio mitgebracht. Dort war Hinze im Sprint gegen die spätere Olympiasiegerin Kelsey Mitchell im Halbfinale ausgeschieden und Vierte geworden. Diesmal ließ sie der Kanadierin in der Vorschlussrunde ebenso keine Chance wie im Finale ihrer Teamkollegin Friedrich.
"Wahnsinn", kommentierte Bundestrainer Detlef Uibel den schieren "Bahnsinn" in der nordfranzösischen Radsport-Hochburg: "Ein historischer Erfolg, der zeigt, dass Olympia mit vielen Problemen am Rande belastet war. Hier hat sich Emma wieder fokussiert." Mit 37 Weltmeistertiteln unter seiner Regie geht der zum Saisonende scheidende Erfolgscoach damit in "Rente".
Den eindrucksvollsten Beweis der Stärke lieferten die schier unschlagbaren Verfolgerinnen um Brennauer ab. Die 33-Jährige gewann am Samstag das Einzelfinale vor ihrer Teamkollegin Franziska Brauße, mit Bronze im kleinen Finale machte Mieke Kröger den deutschen Dreifachsieg perfekt.
"Der Fokus lag hier auf dem Vierer. Jetzt zu dritt auf dem Podium zu stehen, ist Wahnsinn. Es ist in dieser langen Saison so viel passiert, mit dem ich nicht gerechnet habe", sagte Brennauer.
In Roubaix hatte sie schon mit Brauße, Kröger und Laura Süßemilch Gold im Vierer geholt, das Quartett hatte zwei Wochen zuvor wie Brennauer im Einzel bei der EM triumphiert. Und Brennauers Olympiasieg in Tokio mit Brauße, Kröger und Lisa Klein thront ohnehin über allem.
Quelle: sid