Der Deutsche Hockey-Bund hat Kais al Saadi, 42, zum neuen Bundestrainer der Herren berufen. Der Hamburger übernimmt das Herrenteam – nach erfolgreich absolvierter Olympia-Qualifikation – von Interimstrainer Markus Weise zunächst bis zu den Olympischen Spielen in Tokio 2020.
„Im persönlichen Gespräch hat Kais al Saadi aufgrund seiner langjährigen, vielfältigen und erfolgreichen Trainertätigkeiten überzeugt," sagt Marie-Theres Gnauert, DHB-Vizepräsidentin Leistungssport. "Für uns ist er der Richtige für das Projekt Tokio 2020, da er das notwendige Selbstvertrauen und auch Durchsetzungsvermögen mitbringt. Er genießt sowohl nationale Anerkennung als auch internationale Erfahrung und erfüllt damit die besten Voraussetzungen, die Honamas erfolgreich auf die olympischen Spiele vorzubereiten." „Kais al Saadi ist eine hervorragende Besetzung für diese Aufgabe, weil er alles mitbringt, was man für das Bundestraineramt braucht. Er hat in den letzten über 25 Jahren zahlreiche Talente im UHC mit großem Erfolg ausgebildet und parallel auch schon unsere Nationalteams als Co-Trainer begleitet“, ergänzt DHB-Sportdirektor Heino Knuf. „Bei den Gesprächen hat er durch eine sehr fundierte Draufsicht überzeugt. Er hat aus unserer Sicht den Vorteil, dass er in unserem NextCoach-Programm war und daher unsere Denk- und Arbeitsweise kennt, aber gleichzeitig mehr oder weniger von außen kommt und so frische Ideen mit einbringt.“
Al Saadi lebt seit seinem zweiten Lebensjahr in Hamburg, wuchs sozusagen im UHC und dessen Hockeyabteilung auf. Als Torwart durchlief er sämtliche DHB-Auswahlkader bis in den Juniorenbereich. Danach stieg er schon früh in den Trainerbereich ein, gewann mit der UHC Jugend und beiden Bundesligateams über 20 Deutsche Meisterschaften. Drei Jahre trainierte er die Damen sowie fünf Jahre die Herren des UHC in der 1. Bundesliga. Parallel begleitete er als Co-Trainer mehrere männliche Nachwuchs-Nationalteams des DHB, bis er von 2009 bis zu den Olympischen Spielen 2012 Co-Trainer von Michael Behrmann bei den deutschen Damen war. Mit der Hallen-Nationalmannschaft der Damen gewann al Saadi 2011 als verantwortlicher Bundestrainer die WM in Polen. 2016 gewann er als Co-Trainer an der Seite von Stefan Kermas mit den Herren die Hallen-Europameisterschaft in Prag. Den Bezug zum internationalen Hockey hat al Saadi auch nach seinem Ausscheiden nicht verloren. Auf Wunsch des chinesischen Hockeyverbandes arbeitet er dort nebenberuflich als strategischer Berater. Auch diese Tätigkeit wird al Saadi zugunsten des DHB spätestens im Frühjahr 2020 aufgeben.
„Die HONAMAS zunächst Richtung Tokio 2020 zu übernehmen ist für mich eine ebenso ehrenvolle wie extrem herausfordernde Aufgabe. Dafür drehe ich mein stabiles berufliches Umfeld, welches eigentlich als Karriere nach dem Hockeyleben gedacht war, auf links. Ich bin meinem Arbeitgeber, der N+F Handelsgesellschaft, sehr dankbar, dass man mir mit großem Entgegenkommen und Wohlwollen diesen Schritt ermöglicht. Den Reiz von Olympia konnten zu meinem Glück viele Menschen bei N+F nachvollziehen. Das werde ich nicht vergessen“, so al Saadi. Den Weg und die Entwicklung seiner neuen Mannschaft habe er bei Pro League und Europameisterschaft als Fan verfolgt: „Auch ich habe im EM-Halbfinale gegen Belgien mitgelitten. Und ich kann die Enttäuschung darüber, dass die letzten Entscheidungsspiele verloren wurden, verstehen. Aber man darf nicht vergessen, dass Belgien, gegen das wir die meisten Niederlagen in diesen Entscheidungsspielen hinnehmen mussten, aktuell Welt- und Europameister sowie Olympiazweiter ist. Und soweit ich das beurteilen kann, waren die HONAMAS bei der EM das einzige Team, das den Belgiern wirklich Paroli bieten konnte.“ Nun möchte al Saadi als Bundestrainer die seit Rio 2016 stark verjüngten HONAMAS stabilisieren und mit diesen ein erfolgreiches olympisches Jahr bestreiten.
„Ich hoffe sehr, dass ich mit meiner Erfahrung aus Bundesliga und internationalem Hockey etwas bewegen kann. Viele der Spieler kenne ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Ich komme jetzt zwar als Außenstehender, bin aber gleichzeitig doch Insider – das ist eine gute Ausgangsposition, aus der ich für die Herren-Nationalmannschaft meines Heimatlandes unbedingt etwas machen möchte.“
Autor: DOSB, DHB