Die Teilnahme der DHB-Frauen an Olympia ist perfekt. Auch Männer-Bundestrainer Alfred Gislason ist begeistert.
"Ich musste vorhin schon flennen."
Emily Bölk legte vor dem Hotel ein kleines Tänzchen hin, dann duschte sie ihre Teamkolleginnen mit reichlich Sekt: Deutschlands Handballerinnen waren bereits wieder im Ulmer Teamquartier angekommen, als sich ihr großer Olympia-Traum hochoffiziell erfüllte. Durch Sloweniens Sieg gegen Paraguay stand am Samstagabend die erste deutsche Teilnahme an Sommerspielen seit 16 Jahren fest - eine deutsche Paris-Party folgte.
"Jetzt zu wissen, dass wir einfach nach Paris fahren, ist unglaublich", sagte Kapitänin Bölk. Bundestrainer Markus Gaugisch sagte bei einer Ansprache an das Team voller Stolz und Erleichterung: "Jetzt haben wir das Ticket in der Tasche. Ihr könnt mega stolz sein auf das, was ihr da gemacht habt."
Zweieinhalb Stunden zuvor war Bölk im Anschluss an das 28:24 (11:8) gegen Montenegro bereits ihrer Mutter Andrea, Weltmeisterin von 1993, in die Arme gefallen. Die einmal mehr überragende Torfrau Katharina Filter kündigte an: "Mit irgendwas werden wir anstoßen - auch wenn es nur eine Apfelschorle ist."
Linkshänderin Julia Maidhof (9 Tore) erzielte am Samstag in Neu-Ulm die meisten Tore für das deutsche Team. Wie schon beim souveränen Auftakt des Qualifikations-Turniers gegen Slowenien (31:25) gab Gaugischs Team stets den Ton an und konnte sich auf eine einmal mehr bärenstarke Filter verlassen, die hinter der felsenfesten Deckung immer wieder erfolgreich in die Ecken ihres Tors hechtete. Die Sloweninnen machten schließlich schon vor Deutschlands abschließendem Spiel gegen Paraguay am Sonntag (13.30 Uhr/ARD und Dyn) die erste deutsche Olympia-Teilnahme seit Peking 2008 perfekt.
Auf den Tribünen wurden die Heldinnen beklatscht, auch wenn unmittelbar nach dem Ende des deutschen Spiels noch rechnerische Restzweifel bestanden hatten. "Ich bin einfach nur froh", sagte Gaugisch. Bölk sprach von einer "Belohnung für jeden einzelnen, für den Verband, für das Trainerteam, für uns als Spielerinnen - es ist für uns alle ein Traum, der in Erfüllung geht. Ich bin richtig happy."
Gegen Montenegro hatte sich Deutschland auf einen aggressiven und teilweise "dreckig" spielenden Gegner eingestellt. Dieses erwartet intensive Spiel sahen die 4269 Zuschauer in der ratiopharm Arena sowie jene in der ARD, in deren Programm erstmals seit der bislang letzten Olympia-Teilnahme 2008 ein Livespiel einer weiblichen DHB-Auswahl übertragen wurde, schließlich von Beginn an.
Die Defensivreihen bestimmten die Partie, beide Teams packten hart zu. Auf deutscher Seite fand die bereits gegen Slowenien überragende Filter glänzend in die Partie, im Angriff gab es aber nur wenig Durchkommen. Nach zehn Minuten waren insgesamt erst fünf Treffer gefallen.
Dank Filter, die in der ersten Hälfte eine sensationelle Quote von 57 Prozent gehaltener Bälle vorweisen konnte, und der eingewechselten Alina Grijseels, die offensiv das Spiel zielgerichteter lenkte, kam Deutschland besser in das Spiel. Montenegro biss sich zunehmend die Zähne aus.
"Das war beste Werbung für den Frauenhandball", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer zur Pause. Männer-Bundestrainer Alfred Gislason, dessen Team sich bereits für Paris qualifiziert hat, schwärmte aus der Ferne ebenfalls von einer "überragenden" Leistung: "Sie spielen sehr, sehr gut. Und das gegen Montenegro, die eigentlich eine gute Mannschaft sind."
Der Erfolg und somit die vom DHB ersehnte Doppel-Teilnahme seiner beider Nationalmannschaften geriet trotz einer kleinen Schwächephase in der Schlussviertelstunde nicht mehr in Gefahr. Die Party konnte starten - wenn auch mit ganz leicht angezogener Handbremse. "Es ist keine Frage, dass wir die Freude rauslassen werden. Wir wissen, dass morgen noch ein Spiel wartet. Durch die frühe Anwurfzeit haben wir noch eine Menge Zeit, danach ausgiebig zu feiern", sagte Co-Kapitänin Grijseels.