Florian Wellbrock feiert einen perfekten Abschluss des Jahres. Der Olympiasieger schwamm bei der Kurzbahn-WM zu Gold und zum Weltrekord. Auch Christian Diener gewann Edelmetall.
Wie ein Gladiator breitete Florian Wellbrock seine Arme aus und forderte von den Zuschauern noch mehr Applaus: Mit einer Machtdemonstration der Extraklasse hat Deutschlands Vorschwimmer sein ohnehin herausragendes Jahr gekrönt. Der wie entfesselt schwimmende Olympiasieger sicherte sich zum Abschluss der Kurzbahn-WM in Abu Dhabi über 1500 m Freistil in Weltrekordzeit die Goldmedaille und deklassierte die versammelte Weltelite.
"Ich bin immer noch etwas sprachlos", sagte der Doppel-Weltmeister rund zwei Stunden nach seinem Triumph. Den für seine Verhältnisse exzentrischen Jubel erklärte er mit seinen Emotionen: "Da gehen einem so viele Gedanken durch den Kopf. Dem versucht man freien Lauf zu lassen, da hat man sich für einen kurzen Moment nicht so unter Kontrolle."
Beim Abspielen der Nationalhymne während der Siegerehrung war ein breites Grinsen hinter seiner dunklen FFP2-Maske zu erahnen. Das Handy hatte er da schon wieder beiseite gelegt, weil es "150 neue Nachrichten" angezeigt habe. Wellbrock hatte zuvor in 14:06,88 Minuten die alte Bestmarke des Italieners Gregorio Paltrinieri um mehr als eine Sekunde geknackt.
Eine Stunde später machte Rückenschwimmer Christian Diener mit Bronze im 200-m-Finale in nationaler Rekordzeit (1:48,97) den aus deutscher Sicht glänzenden WM-Abschluss perfekt. Für den Potsdamer war es nach Silber über 50 m bereits die zweite Medaille der diesjährigen Titelkämpfe auf der 25-m-Bahn. Fabian Schwingenschlögl belegte über 50 m Brust den fünften Platz.
Allein für den Weltrekord kassierte Wellbrock 50.000 US-Dollar, von der sich vielleicht eine Uhr kaufen wolle, die er "schon länger im Auge" habe. Zusammen mit den Siegprämien für seine ersten Plätze über 1500 m und zuvor beim Freiwasser-Weltcup fliegt Wellbrock mit 80.000 Dollar mehr in der Tasche vom Persischen Golf heim. Die Weihnachtsgeschenke für Freundin Sarah Köhler und die Familie sollen trotzdem nicht üppiger ausfallen. "Ich bin sowieso kein Freund von Geschenken", sagte Wellbrock kürzlich.
Dafür ist er ein Freund von Wettkämpfen - und das 1500-m-Finale war nahezu perfekt. Wellbrock diktierte von Beginn an das Rennen, nach acht Minuten setzte er sich endgültig vom Feld ab und schwamm am Ende nur noch gegen die imaginäre Linie des Weltrekords. "Ich hatte keinen wirklichen Plan", verriet der Magdeburger, "ich wollte nur ein gutes Rennen schwimmen."
Seinen großen Konkurrenten fügte Wellbrock zum Jahresende eine deftige Niederlage zu, was auch ein Fingerzeig für die wichtigere Langbahn-WM im Mai 2022 in Japan sein könnte. In Abu Dhabi ging Silber an 400-m-Olympiasieger Ahmed Hafnaoui (Tunesien) vor dem Ukrainer Michailo Romantschuk. Beide hatten jedoch erst vier Sekunden nach dem deutschen Vorschwimmer angeschlagen. Paltrinieri wurde mit einem Rückstand von mehr als 14 Sekunden Vierter.
Wäre dieser Triumph etwas früher gekommen, vielleicht hätte Wellbrock bei der Wahl zum "Sportler des Jahres" am vergangenen Sonntag dem Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev nicht den Vortritt lassen müssen. Doch auch mit Platz zwei dürfte er zufrieden gewesen sein, zumal er im Wasser aktuell die unumstrittene Nummer eins ist.
Quelle: sid