Wenige Wochen nach der Heim-EM in Düsseldorf wird es für die deutschen Fechter erneut ernst. Bei der WM in Budapest geht es dabei um weit mehr als nur Medaillen.
Noch ist es etwas mehr als ein Jahr bis zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele, doch für die deutschen Fechter um Säbelspezialist Max Hartung steht schon jetzt eine Menge auf dem Spiel. Denn wenn ab Donnerstag bei den Weltmeisterschaften in Budapest die Medaillen vergeben werden, könnte eine erneute WM-Nullnummer wie im vergangenen Jahr fatale Folgen haben.
Beim wichtigsten Qualifikationsturnier für Olympia in Tokio müssen die Fechter die Vorlage der durchaus gelungenen Heim-EM in Düsseldorf vor wenigen Wochen verwandeln. Sonst droht dem Deutschen Fechter-Bund (DFeB) wie schon in Rio auch in Tokio ein Mini-Team. 2016 waren nur vier deutsche Athleten am Start - letztendlich gab es erstmals seit 1980 keine Olympiamedaille.
"Ich habe gedacht, dass wir durch den EM-Titel einen Riesenschritt gemacht haben. Aber es sind erst zwei von sieben Wettbewerben rum. Das war noch keine Vorentscheidung", sagte Hartung. Am Donnerstag hat der Dormagener im Einzel die Chance, für einen gelungenen Auftakt zu sorgen. Am Wochenende folgt der Mannschaftswettbewerb.
Bei der EM in Düsseldorf hatte das Säbelteam mit EM-Gold am Abschlusstag das Highlight abgeliefert. Doch auch Hartung und Co. sind noch lange nicht sicher bei Olympia dabei: "Die Kunst wird sein, die Spannung zu halten. Rechnen hilft da nicht."
Dabei haben die deutschen Säbelfechter, seit Jahren in der Weltspitze und das Aushängeschild des DFeB, noch die komfortabelste Ausgangssituation der deutschen Teams. Auf der erfolgreichen Qualifikation der Mannschaften liegt das Hauptaugenmerk im äußerst komplizierten Auswahlverfahren für Tokio, denn dann dürfen auch drei Starter im Einzel um Olympiamedaillen kämpfen. Nur: Der Weg nach Tokio ist steinig. Insgesamt nur acht Teams gehen bei Olympia an den Start. Die ersten vier der Weltrangliste sowie jeweils eine Mannschaft aus den vier Kontinentalverbänden.
Neben den Säbelfechtern haben vor allem die Florettfechterinnen um Shootingstar Leonie Ebert sowie die Florett-Herren mit dem viermaligen Einzel-Weltmeister Peter Joppich und dem Peking-Olympiasieger Benjamin Kleibrink berechtigte Hoffnungen auf die Mannschaftsqualifikation. Für alle anderen Teams wird es äußerst schwierig - und auch der Weg über die Einzel-Weltrangliste, über die dann die Olympiafelder aufgefüllt werden, wird nicht einfacher.
Dennoch: Die EM mit vier Medaillen für Hartung (Team-Gold/Einzel-Bronze), Degenfechterin Alexandra Ndolo (Bronze) und den Florett-Herren (Silber) hat Rückenwind gegeben. "Wir blicken angespannt, aber hoffnungsvoll nach Budapest", sagte DFeB-Sportdirektor Sven Ressel. Aber auch er weiß: "Der Qualifikationsmodus ist einer der schwierigsten überhaupt."
Eine erfolgreiche WM ist für das Ansehen des Verbandes enorm wichtig, denn das hat in den vergangenen Jahren arg gelitten. Das EM-Gold der Säbelherren, samstags zur besten Sendezeit live im Fernsehen übertragen, war die beste Werbung für die deutschen Fechter seit langem.
Die Hauptrunde im Damendegen startet am Donnerstag, der Team-Wettkampf beginnt am Samstag mit der Vorrunde. An denselben Tagen gehen auch für die Herren die Kämpfe mit dem Säbel weiter - am Samstag etwas überraschend ohne Szabo. Der 27 Jahre alte Team-Weltmeister von 2014 verlor sein K.o.-Gefecht gegen Ho Tin Low (Hongkong) 10:15. Wagner, der seit dem EM-Sieg im vergangenen Monat in Düsseldorf von Knieproblemen geplagt worden war, hatte bereits sein zwölfter Platz nach der Poolrunde zur Qualifikation gereicht. Hübner-Fehrer gewann sein entscheidendes Duell gegen Karan Singh Singh aus Indien 15:10. Der EM-Dritte Max Hartung war als Weltranglisten-Dritter bereits für die Hauptrunde qualifiziert.
Die Säbelherren sind schon eine Art Lebensversicherung», hatte Sportdirektor Sven Ressel vor der WM der Deutschen Presse-Agentur gesagt. «Das ist ein tolles Team, das sich in der absoluten Weltspitze befindet. Aber es ist in der Weltspitze sehr eng. Der EM-Titel ist keine Garantie, dass wir durchmarschieren. Insgesamt ist der Deutsche Fechter-Bund mit 24 Athletinnen und Athleten in die ungarische Hauptstadt gereist.
Autor: SID/DOSB/DFeB