Sechs Siege aus acht Spielen, Platz fünf: Die Handballer feierten ihren versöhnlichen EM-Abschluss mit einer zünftigen Pizza-Party, Bundestrainer Christian Prokop nahm derweil schon die Olympischen Spiele ins Visier.
Bundestrainer Christian Prokop war zufrieden mit dem, was er im letzten Turnierspiel gesehen hatte, auch wenn es die eine oder andere Schwachstelle gab. "Es ist immer besser, mit einem Sieg rauszugehen als mit einer Niederlage", sagte der Bundestrainer. Seine Mannschaft habe bei der EM "einen hervorragenden Weg genommen, aber es gab natürlich auch Defizite."
Er habe viele wichtige Erkenntnisse gewonnen, "wo wir in den nächsten zweieinhalb Monaten bis zur Olympia-Qualifikation ansetzen müssen", sagte Prokop: "Alle wollen natürlich zu Olympia, das ist unser ganz großes Ziel." Im April in Berlin gibt es gegen EM-Halbfinalist Slowenien, Schweden und Algerien drei K.o.-Spiele um einen der beiden ersten Plätze, die das Ticket nach Tokio sichern.
Die deutsche Mannschaft ließ gegen die körperlich robusten Portugiesen keinen Zweifel daran, dass sie unbedingt gewinnen wollte. Der in vielen Abwehrschlachten bewährte Kieler Innenblock mit Patrick Wiencek (Knie) und Hendrik Pekeler (Achillessehne) aber fehlte an allen Ecken und Enden, die Deckung organisierten stattdessen Paul Drux und Johannes Golla. Allerdings hatte die deutsche Abwehr insgesamt einige Abstimmungsprobleme und bekam vor allem das Spiel der Portugiesen mit dem immer gefährlichen Alexis Borgas nicht so recht in den Griff.
Im Tor begann Andreas Wolff, der zuletzt seinen Platz zwischen den Pfosten für Team-Oldie Johannes Bitter geräumt hatte und eine EM mit Licht und Schatten spielte. Gegen Portugal steigerte sich Wolff in seinem 100. Länderspiel noch einmal in eine gute Form, musste aber in der Schlussphase erneut für Bitter weichen, der mit einigen guten Paraden die für ihn überaus gelungene EM zu einem guten Abschluss brachte. Im Angriffsspiel konnte die deutsche Mannschaft mit vielen Varianten überzeugen, und trotz der Schwächen in der Abwehr entwickelte sich gegen schnelle und torgefährliche Portugiesen ein spannendes und unterhaltsames Spiel, in dem Deutschland in der ersten Halbzeit nicht einmal in Rückstand geriet. "Wir waren gut drin, haben immer geführt, nur die letzten Minuten haben wir die Portugiesen wieder rankommen lassen", sagte Wiencek zur Pause: "Wir müssen in der Abwehr noch ein bisschen mehr zupacken."
Nach dem Mammut-Programm in den letzten drei Wochen - beim 29:27-Erfolg am Samstag gegen Portugal stand das DHB-Team zum zehnten (!) Mal binnen 22 Tagen zusammen auf dem Feld und die Spieler freuten sie sich nach der zünftigen Abschluss-Sause in der Nacht zu Sonntag auf zwei Tage Ruhe. Besonders Timo Kastening durfte die Heimreise mit einem Hochgefühl antreten. Zusammen mit DHB-Rückkehrer Bitter und Spielmacher Philipp Weber sammelte er die meisten Pluspunkte beim Olympia-Casting des Bundestrainers. Auf die Gewinner des Turniers angesprochen, bescheinige Prokop seinem Rechtsaußen eine "sehr freche und konstant gute Leistung". Weber habe eine "sehr interessante EM" gespielt und Bitter "hat mit schon sehr gefallen".
"Generell haben sich im gesamten Turnierverlauf alle in den Dienst der Mannschaft gestellt", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Man habe lediglich gegen die beiden Finalisten Spanien und Kroatien verloren, die "im Moment tatsächlich die internationale Spitze darstellen". Die Olympia-Qualifikation macht Kromer keine Angst: "Wir wissen, dass wir mit diesen Mannschaften mithalten können." Außerdem könne man in Berlin "von einer Riesenkulisse ausgehen."
Quelle: DOSB, SID